Nov 2022

Da der Aufwand für Kunst seinen Preis hat, muss auch der Preis für Kunst seinen Preis haben. Wie hoch dieser je ist, bemisst sich dabei an nur scheinbar objektiven Kriterien.

Zum Beispiel Pluralität. Dazu meint er: Das Leben sei vielfältig, ob’s einem gefalle oder nicht. Einer pluralistischen Lebensauffassung, die auch seine wäre, lägen Toleranz und Akzeptanz gegenüber den vielfältigen Äußerungsformen des Lebens zu Grunde und am Herzen. Sie hätte in seinen Augen etwas Universelles (ohne den Anspruch, universell zu sein), und dies ganz ohne konfessionelle Trübungen. Sie würde in scharfem Gegensatz stehen zu jeglichen autokratischen und diktatorischen Verhältnissen, die ja nichts mehr fürchteten als Verschiedenartigkeit von Meinungen und Lebensentwürfen. Und sie schließe Gewalt und Unterdrückung aus. Der Ursprung des Menschen sei plural. So sein Credo. Aus Vielen wären die Menschen entstanden, aus vielen Verschiedenartigen, verstreut über die ganze Welt. Am Anfang wären nicht Einer und/oder Eine gewesen, sondern Viele (Verschiedenartige).

Man tut Unrecht. Man sieht ein, dass man Unrecht getan hat. Man tut Alles, um begangenes Unrecht wieder gut zu machen. Ein normaler menschlicher Vorgang, der allerdings nur funktioniert, solang ein begangenes Unrecht auch wiedergutzumachen ist.

Als denkendes Wesen bin ich auch ein mitteilendes, auch wenn ich nicht Alles, was ich als denkendes Wesen denke, mitteile oder mitteilen muss. Denken und Mitteilen sind eins, noch bevor ich einen Gedanken mitteile.

Sich selbst nicht als Ursache auffassen, sondern als Teilnehmenden und Teilgebenden.

Der Anfang der Geschichte ist unbekannt, nur den Verlauf meint man zu kennen. Wie aus dem Nichts scheint er geboren, unzugänglich und der Vernunft ein Rätsel. Nichts als Artefakte.

Ich gehe mit meinem Körper um, als ob er mein eigen wäre, dabei gehöre ich ihm (wenn auch nur in dem Maß, wie er mir gehört).

Geistig-religiöse Würdenträger sind doch ein wenig komisch. Man könnte meinen, sie machten sich über die Menschheit lustig, aber sie meinen es ernst.

Er war wieder unterwegs gewesen, auftragsgemäß. Er habe dies und das nicht zu tun, lautete die Anweisung. Es hatte sich um die schwierigste Mission seines Lebens gehandelt.

Und die Moral von der Geschicht’, der Mensch vergisst (verliert) sein Angesicht.

Wir sind in der Lage, so gut wie alles in der Welt (uns eingeschlossen) zum Ding zu machen. Was wir dabei übersehen, ist das Kreatürliche (oder/und die Kreatur).

Was habe ich zu verlieren? Im Grunde genommen nur das, woran ich hänge. Also arbeite ich daran, verlustfrei an wenig bis nichts zu hängen.

Vor kurzem überkam ihn der Hang zum Protest. Kein Protest der großen Töne, im Gegenteil, kein Publikum, kaum einer bekommt etwas davon mit. Er protestiert insgeheim, still und leise, in der Sache aber konsequent, wie ein letzter Wille konsequent sein kann. Ein letzter Wille, ja, das kommt hin. Eine letzte Erkenntnis. Protest, das Nichteinverstandensein mit den Verhältnissen als (vielleicht einzige) ehrliche, menschliche Haltung. Das Mittel der Wahl, meint er.

Planetarisch betrachtet, lebt zumindest ein Teil der Menschheit über seine Verhältnisse.

In den Abend hineingehen mit der Erwartung, dass sich immer ein Morgen bilden wird. So lebt der Mensch (und Gott lächelt ungläubig verständnisvoll dazu).

Immer, wenn wir uns begegnen, was zugegebenermaßen täglich vorkommt, schaut er mich an. Ich frage mich, warum er das tut. So schauen. So ernst und ein wenig traurig, nicht lebensfroh, aber auch nicht lebensmüde. Trifft mich sein Blick, fühle ich mich unweigerlich verantwortlich, ohne allerdings zu wissen, wofür. Er klagt mich nicht direkt an, er scheint bloß zu sagen: auch Du! Er spricht das ganz schlicht aus, selbstverständlich. Vermutlich darum kann ich mich dem Blick nicht entziehen. Da schaut mich der Vorwurf einer tief verletzten Person an (ich glaube das trifft es ganz gut), die aber ihre Verletztheit (mittlerweile?) weit hinter sich gelassen hat. Ich könnte ihn ja mal ansprechen, aber ich traue mich nicht.

Kann man an etwas nicht hängen und es trotzdem lieben, oder etwas lieben, ohne daran zu hängen?

Das Universelle währt immer am längsten.

Solidarität. Was sie bedeutet und mit welcher Konsequenz für mein Handeln.

Was man weiß, was man wissen könnte, was man wissen müsste, und immer im Spiegel relativen Erkennens.

Wann und wo und wem ich vertrauen kann oder misstrauen muss, erkenne ich am Verhalten. Worte dagegen verhalten sich nicht, sie sind oder sind nicht. Andererseits, gebe ich jemandem mein Wort, trete ich in ein Verhältnis mit ihm.

Ich stand vor dem Hauptstadtbahnhof. An sich ein imposantes Bauwerk, in großzügigem Abstand umgeben von weiteren imposanten Gebäuden. Irritiert fielen mir die drei Weihnachtsstände auf, die verloren auf dem weitflächigen Bahnhofsvorplatz standen und dessen ungeachtet mit Glühwein, Punsch und Currywurst lockten. Hier der neotechnische Bau, dort die drei Büdchen. Welch’ ein ästhetischer Missgriff, dachte ich mir, sowohl großstädtisch, als auch weihnachtstraditionell betrachtet.

Wenn fortschrittliches politisches Handeln von allerlei Sachzwängen eingeengt wird, die eigentlich keine sein dürften …

Je größer die Anzahl der Kontaktpersonen, desto mehr Zwänge.

Solidarität als eine Art emphatischer, darum entschiedener und entscheidender Verantwortlichkeit. Heute, zumindest in gut situierten Zusammenhängen, eher eine Aufgabe als eine Gabe.

Angesichts moderner Architektur könnte man auf den Gedanken kommen, die Baumeister/innen hätten als Kinder ausschließlich mit Lego (bausteinen) gespielt.

Lieber mit Gott, auch wenn es sich nur um einen angenommen handelt, für den kein Beweis spricht, als ohne Gott in der Einsamkeit eines Selbst, das sich quälend selbstverständlich nie unter Beweis stellen muss.

Der Künstlerische Prozess als organischer (im Sinne naturhaften Werdens) und systemischer (im Sinne gedanklicher Strukturbildung) in einem, ohne je dem ein oder anderen ganz und gar anzugehören. Und dann noch sein Zufallspotential.

Es hilft nicht viel, dass sie Recht haben. Andere wollen das auch. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Die Herausforderung für ein gedeihliches Miteinander schlechthin: sich verständlich machen (was nicht das Gleiche ist, wie verstanden zu werden) und andere verstehen (was nicht das Gleiche ist, wie alles zu billigen). (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Auch sollte man akzeptieren, dass es Mitmenschen gibt, die man partout nicht versteht. Darüberhinaus ist nicht auszuschließen, dass man selbst ein solcher Mitmensch ist, auch wenn man dies von sich selbst nie denken würde. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Realität ist immer beredt. Sie gleicht einem Romanmanuskript, das - auf Grund seines Umfangs und seines Inhalts - kein Verleger sich traute, in Druck zu geben.

Die Gedankenwelt der Menschheit, ein Hochglanzpaket modellhafter Ansichten unterschiedlichen Reizvermögens und nie vollkommenen Erkenntnisgewinns. Man öffnet es und sucht sich das Passende heraus. Schwer allerdings, die Annahme zu verweigern.

Das Tagesgeschäft der Realität muss sich bedauerlicherweise viel zu viel mit verqueren Ansichten verquerer Leute auseinandersetzen. Kein Wunder, dass ihm die Zeit fehlt für das reale Kerngeschäft.