Gesicht des Sommers? Früher Morgen. Milchiger Himmel und Horizont mit einer gerade sich erhebenden kräftig-roten Scheibe. Lang vermisste und längst überfällige Verheißung anhaltender Sonnentage?

Heiligenbild, Porträtmalerei, Porträtfotografie, Selfie. Etwa zweitausend Jahre Entwicklungsgeschichte des europäischen Menschen in vier Worten.

Er durchlief eine absolut geniefreie Kindheit. Nichts deutete auf Herausragendes, außer seine Ablehnung alles Herkömmlichen, Überkommenen. Leistungsmäßig, schulisch betrachtet, eine Null. Man hielt ihn zeitweise für etwas zurückgeblieben, wenn nicht geistig, so doch seelisch, wenig bis nicht geeignet für den normalen Schulbetrieb, überfordert und überfordernd. Doch hatte man seitens der Schule ein Einsehen mit der in Vollzeit berufstätigen, alleinerziehenden Mutter, die nicht wusste wohin mit dem aufsässigen Kind. Man schleppte ihn also mit im Zöglingsverbund der zu Drillenden, mehr oder weniger erfolglos, und entließ ihn mit einem halb geschenkten Schulabschluss ins Freie. Hätte damals jemand geäußert, er hätte Potenzial, fassungsloses Kopfschütteln wäre ihm gewiss gewesen.

Die Missverstandenen waren ihm zeitlebens lieber als die Arrivierten. Letztere hatten einen Anpassungsprozess durchlaufen (oder waren bereit gewesen, einen solchen zu durchlaufen), zu dem erstere anlage- und/oder existenzbedingt nicht fähig waren. Kunstszenisch betrachtet, gehörte arriviert zu sein dazu, keine Frage, aber nicht immer bis zum Ende reichend. Vermutlich hatte er auch zu den Missverstandenen (oder Unverstandenen?) gehört.

Nicht hat Bildung dem Unverständnis zu weichen, sondern Unverständnis der Bildung.

Wissen als Fertiggericht ist ungenießbar.

Meine Tage teilen sich auf in leere und erfüllte. In diesem Kontrast zeigen sie sich keineswegs (lebens)stabil, verdankt sich Stabilität doch der Balance zwischen zwei Extremen, was immer Durchschnitt ergibt.

Dass ich funktioniere!? - Meine Paraderolle, perfekt inszeniert.

Man sollte auch in späteren bis späten Jahren in Form sein. Dazu fange man in jungen Jahren damit an, sich in Form zu bringen. Endgültiger Formverlust ist eine Angelegenheit des letzten Atemzugs.