Ich bin nicht gegen einen Sozialstaat, ich bin gegen einen allgemeinen Versorgungsstaat.

Wenn ich künstlerisch tätig bin, denke ich weder an Adressaten noch verfolge ich eine spezielle Strategie der Erfolgsgenerierung. Ich freue mich übers Gelingen, das heißt, dass ich mich über das Glück des Zufalls freue.

Ein Vielfaches mehr fließt in künstlerische Ausdrucksformen als man hinterher (wenn die passende Form gefunden ist) als Außenstehender wahrnehmen kann. Der Kunstlaie macht sich davon keinen Begriff.

Man müsste doch etwas tun! Meist bleibt es beim Konjunktiv. Das ist hinderlich und fortschrittsfern, aber ziemlich menschlich.

Gedanklich reiche ich weit, kann an allem weidlich Kritik üben. Erfahrungsmäßig aber hinke ich hinterher. Ein irritierender Zusammenhang, kaum erträglich. Wo doch die Probleme mehr oder weniger offen zu Tage liegen und durchaus Kritik vertrügen (auch das ziemlich menschlich).

Wer glaubt, Kunst (Kultur allgemein) sei ein ausschließlich erfreulicher Zeitvertreib, irrt gewaltig, wer glaubt, sie sei immer und überall ernst zu nehmen, auch.

Für den geistig Strebsamen ist (notwendige) Entspannung immer banal, darum schwer zu realisieren.

Der wahrlich zivilisierte Mensch wertet jegliche Art der Naturferne (samt ihrer zerstörenden Auswirkungen) als Angriff auf seine zivilisierte Integrität. Gleichwohl bleiben auch ihm kompromittierende Erfahrungen nicht erspart.

In einer kaum zu entziffernden Notiz, die sich unter einem Haufen Schmierblätter auf seinem Schreibtisch fand, konnte man nachlesen, er wäre zeitlebens einer Fata Morgana nachgejagt, der Annahme, er hätte mit seinem Werk der zeitgenössischen Kunst etwas von Wert beigefügt. Man fand für diese Notiz kein Datum, vermutete aber auf Grund der krakeligen, fast unlesbaren Schrift, dass es sich um einen späten bis sehr späten Eintrag (um eine Erkenntnis des Alters gar?) handelte.

Weise ist, sich auch übermorgen noch über ein geschmackvolles Erlebnis freuen zu können. Man sieht sich in der Pflicht, etwas für den (guten) Geschmack zu tun. Das kann auch vorübergehende Enthaltsamkeit mit sich bringen.

Gerade weil er es besser weiß, scheint sich der geistig Regsame der banalen Trägheit allgemeiner Verhältnisse gegenüber in Schweigen zu hüllen. Manchmal wäre ein Machtwort angebracht. Aber ist es damit getan?

Was man in seiner hemmenden Wirkung leicht übersieht, ist die einschläfernde Behäbigkeit mancher (allzu vieler!?) Zeitgenossen.

Die zunehmende Dominanz der Wohlstandsverwahrlosung lässt eine Gesellschaft verarmen.

Bei aller Verdeutlichung erscheinen statistische Verhältnisse (obwohl mathematisch gültig) unter dem Blickwinkel des Lebensbezugs als Missverhältnisse. Sie zementieren eine scheinbare (Zahlen)Wahrheit, die für einen persönlich völlig belanglos sein kann (zum Beispiel, dass man kürzer oder länger lebt wie der Durchschnitt der Bevölkerung).

Die scheinbare Folgerichtigkeit von Ereignissen täuscht über ihren zufälligen Charakter hinweg. Wir leben mehr im Plansoll als uns lieb sein dürfte.

Gäbe es nicht diejenigen, die aus allem und jedem (verdeckt oder offen) ausschließlich ihren eigenen Vorteil herausschlagen!

Zuviel Staat schädigt eine Gesellschaft, zu wenig Staat auch. Wie immer im Leben: eine Sache der Abwägung.