Was du so lala vorzeigen (vorweisen) kannst, ist so lala nicht von Belang (wenn auch nicht gänzlich unwichtig). Sei, was du bist, das ist Anzeige genug, inklusive Ankunft und Abfahrt.

Ich arbeite gern ins Blaue hinein. Dabei hole ich das Blaue vom Himmel herunter (was mit Lügen nichts zu tun hat). Unter den normalen Umständen irdischer Belange könnte das als Makel erscheinen, stellt jedoch im vorliegenden Fall eine Auszeichnung dar, je schöner das Blau, umso mehr.

Dem eigenen Fortkommen zu Liebe macht man Zugeständnisse. Das ist an sich nicht verwerflich. Aber ab welchem zugestehenden Gebaren fängt ein Zugeständnis an geständnisreif zu werden?

In jeglicher Hinsicht scheint mir die Devise ”soviel wie nötig und sowenig wie möglich” trefflich zu sein.

Warum sollte ich einer Form, die als Form bereits Inhalt genug hat, Inhalt geben müssen, warum einem Inhalt, der als Inhalt schon Form genug ist, Form? Form und Inhalt scheinen mir nur in der Theorie geschieden. In der Wirklichkeit künstlerischer Präsenz sind sie untrennbar vereint.

Dass reine Form blenden, bloßer Inhalt anöden kann, ist eine so gut wie nie vorkommende Binsenweisheit.

Das Gelingende macht wenig Mühe, zu realisieren allerdings ist es mühevoll.

Übermaß drängt zu Übermaß, ein Geschehen ausufernder Unmäßigkeit, das sich anhaltendem Überfluss und allzu gering ausgebildeter Enthaltungsfähigkeit verdankt.

Hängt man an der Nadel des Überflusses, bekommt man Schwierigkeiten im Fluss zu sein.

Ich sage mir: nichts ist derart (ausschließlich und ausschließend) beschaffen, dass ich meine Aufmerksamkeit einzig und allein auf es richten müsste. Ich sage mir auch: nichts bewahrt mich davor, je und je entscheiden zu müssen, was je und je (zumindest für eine gewisse Zeit ausschließlich und ausschließend) meine Aufmerksamkeit verdient.

Auch folgende Ansicht leuchtet ein, dass das Leben endlich ist, eine freundliche Geste der Natur, die damit ihre unaufhörliche Erneuerung betreibt, von der ich, ob mir das passt oder nicht, nur ein winziger Teil bin.

Hochkultur ist auf Dauer ziemlich anstrengend. Zwischendrin tut, rein aus Gründen der Erholung, etwas Niedrigkultur Not, in Maßen und keinesfalls im gleichen Verhältnis.

Entspannung scheint mir ein bedeutender Teil meines Lebens zu sein, ja, ich würde sogar behaupten wollen, dass ich bislang in meinem Leben in der Hauptsache entspannt habe. Die Phasen leistungsorientierter Anspannung müssen sich in meinem Fall vorgeburtlich abgespielt haben. Ich will mir lieber nicht vorstellen, was mich dementsprechend nach meinem Tod erwartet.

Eine Leiter führt nach Oben so gut wie nach Unten. So nützlich das sein kann, mir sind Leitern unsympathisch und ich vermeide es tunlichst sie auf- wie absteigender Weise zu benutzen.

Nichts dagegen einzuwenden, dass es einem gut geht und dass dieses Gutgehen gewiss unterschiedliche Ausprägungen erfährt. Überschattet aber der Drang nach Wohlergehen und Besitz alle anderen Belange des Lebens, ist das von Nachteil, für die einen, wie für die anderen.

Wieviel Freundschaft in einer Freundschaft steckt, wer weiß? Sei nicht zu misstrauisch, aber auch nicht leichtgläubig. Überhaupt solltest du den Begriff Freundschaft eher eng fassen.

Meine Annahme, anderswo könnte ich eher ich selbst sein, irrt. Im Gegenteil, ich bin mir im unmittelbaren Lebensbereich und -umfeld herausfordernd und herausgefordert eine viel größere Chance.

Du lebst dein Leben, durchaus aufmerksam und mit Umsicht. Dass dich dabei mit stetig zunehmender Wahrscheinlichkeit wie zufällig und aus heiterem Himmel der Tod treffen könnte, ist für dich dabei eher ein randständiges Phänomen, wenn auch ein bitteres, im Grunde genommen kaum der Rede wert.

In früheren, weit zurückliegenden Zeiten hätte ich streng fokussiert auf mein Ende zu gelebt. Heute lebe ich leichtsinnig von meiner Geburt weg und weiß noch nicht einmal wohin.

Einmal packte er seine wenigen Sachen - es war nicht viel, was er wirklich sein eigen hätte nennen können -, ging zum Bahnhof und stieg in den erstbesten, nach irgendwohin fahrenden Zug. Unterwegs beschlichen ihn Zweifel ob seiner Flucht, er stieg aus und nahm den nächsten Zug zurück. Dass er für einige Stunden fort gewesen war, fiel niemandem auf. Man war es gewohnt von ihm, dass er ab und zu nicht anwesend war (vor allem geistig). Seither ertrug er seinen periodisch auftauchenden Fortdrang mit Gleichmut.

Selbstbewusstsein ist Sache der Selbstwahrnehmung, so trügerisch wie wahrheitsgetreu. Man bestimmt selbst, worauf es je gründet (ich persönlich bin mir nicht sicher, ob es da überhaupt einen Grund gibt).

Wie soll ich über mich hinwegkommen, da ich nicht einmal über meinen eigenen Schatten springen kann.

Ob du zufrieden bist oder nicht, liegt vor allem in deiner Hand.

Was ich vom Leben halten soll, ich weiß es nicht. Mal glänzt es wie ein Edelstein, mal gleicht es einem Batzen Dreck. Halt kann ich in ihm nicht finden, höchstens Anhalt, anderweitig nach Halt zu suchen. Ist aber alles, was mich umfängt und ausfüllt, Leben, wo soll ich da suchen (außer im Leben)?

Wahrscheinlich wird sich mein Leben nicht mehr groß verändern. Mit wird nichts anderes übrig bleiben, als es mehr oder weniger geschickt bis zum endgültigen Verfall hin zu verwalten.

Die stabilisierende Wirkung des Alleinseins lernt man am besten im Alleinsein kennen, bevor man diese Wirkung in Gesellschaft sich bewahrheiten lässt.

In seinem Nachlass fand man zwischen vielen anderen Unterlagen einen unscheinbaren Zettel mit den Worten: Ich bin zeitlebens für andere unzumutbar und sogar für mich selbst eine Zumutung gewesen.

Widme ein wenig Zeit deines Tags der Trödelei. Wieviel, das mag deinem Bedürfnis und der Gunst der Stunde zufallen. Wisse, dass dieses Trödeln keinem Makel entspricht, eher anspannender und angespannter Disziplinsucht die Waage hält. Trödeln ist dir fremd, gewiss, das Wort selbst aber gefällt dir irgendwie. Mach’ eine Disziplin daraus und du wirst Trödeln lieben lernen. Nenne es die Disziplin des Trödeln’s oder die Trödeldisziplin. Unterziehe dich diesem äusserst erholsamen Disziplinarverfahren wie einer Entschlackungskur.

Die Grenzen eigener Möglichkeiten lassen sich verschieben nur innerhalb der Grenzen eigener Möglichkeiten.

Von Kindern kann man lernen, wie man eine Fremdsprache lernt. Man plappere einfach nach und drauflos.

Dass eine Armee heute noch Krieg führt, ohne Rücksicht auf Mensch und Material sowohl auf eigener wie auf gegnerischer Seite, ist kaum vorstellbar, leider aber bittere Realität.

Gegenwart scheint immer die schlimmst mögliche zu sein.

Kunst ist keine ausschließliche Angelegenheit von Regeln, obwohl doch auch erfassbaren Regeln unterworfen. Von der Kunst aus betrachtet, entwickeln Regeln gern etwas Künstliches, das die der Kunst innewohnende Unberechenbarkeit überdeckt.

Von Ende Juli/Anfang August 1959 bis Ende July/Anfang August 1961, also das halbe vierte, ganze fünfte und halbe sechste Lebensjahr, wohnte ich, wie ich jetzt definitiv weiß, in der Kurt-Eisner-Straße 92, in 04275 Leipzig. Ich habe mich höchstpersönlich davon überzeugt.

Es heißt, alles hätte seine Zeit, und es heißt auch, alles würde vorübergehen. Einmal wird eher das Ende betont, einmal mehr der Übergang vom einen ins andere. Das Ende ist so präsent wie das ineinander Übergehen. Ich selbst bevorzuge den Blick durch die Brille von Letzterem. Ich lebe von Anbeginn an und bis ans Ende meiner Tage im Vorüber.

Die Demokratie zu schützen wird zur dringlichen Aufgabe wahrlich demokratisch Gesinnter. Die Zielrichtung politischen Handelns ist klar vorgegeben: entschieden gegen extrem rechts, entschieden gegen extrem links, wobei im Rechtsextremismus die größere Gefahr lauert.

Nicht klar zu sein, scheint Menschen, die radikal-nationalistische Strömungen unterstützen, dass sie (möglicherweise) bestehende Defizite im politischen System herrschender Demokratie mit einem viel größeren gesellschaftlichen Schaden bekämpfen wollen, einem Übel, das auch sie am Ende ins Unglück zu stürzen vermag.

Man kann danach trachten (aus welchem Grund auch immer), sich dem Leben so weit als möglich zu entziehen, wie umgekehrt, sich ihm so weit als möglich auszusetzen. Mir kommen beide Umgangsweisen einseitig vor und Einseitigkeit tut mir nicht gut und ist irgendwie immer lebensfern. Sich je und je klar zu machen, was für mich gerade anliegt im Umgang mit Welt und mit Welt in mir im jeweiligen Wechselspiel von Weltverzicht und Weltverbundenheit halte ich für erstrebenswert, entsprechendes Handeln für entscheidend.

So falsch hat meine Mutter nicht gelegen, als sie mich zur weiteren schulischen Ausbildung auf ein musisches Gymnasium schickte. Heute weiß ich das mit Sicherheit.

Bin ich (bezeichne ich mich als) jemandes Freund, sind für mich die Kriterien von Freundschaft eng umrissen: man ist füreinander da. Was das Füreinander da sein jeweils bedeutet, diktiert die Freundschaft, das Freundsein.

Erhebung ist eine Sache der Jugend, Niederlegung eine des Alters.

Und weil gerade Fußball-Europameisterschaft ist, hier mein Statement: ich liebe Fußballspiele, die dem Zufall Tür und Tor öffnen, also im besten Sinn Spiele sind.