Der noch als jung zu bezeichnende Mann hatte seinen Schädel seitlich rasiert, während obenauf kleine Locken mit Schleifchen prangten. Das war auf den ersten Blick das einzig Auffällige. Doch dann schraubte er eine Plastikflasche mit Wasser auf, um aus einem anderen, viel kleineren Behältnis mittels eines winzigen Messlöffels vorsichtig grünliches Pulver in die Wasserflasche zu bugsieren, die er anschließend kräftig schüttelte, wobei der Inhalt sich gelbgrünlich verfärbte. Er nahm kennerhaft einen Schluck von der Flüssigkeit, schien geschmacklich zufrieden zu sein. Dann verstaute er Wasserflasche, Pulverbehältnis und Messlöffelchen in seinem Rucksack.

Ich fahre im ICE gern ganz vorn oder ganz hinten. Da hat man meist seine Ruhe. Manchmal nehme ich direkt hinter dem Lokführerstand Platz in einem Abteil mit acht Sitzplätzen. Wenn ich Glück habe und der Zug nicht zu voll ist, bleibe ich auch da ganz für mich. Neulich betrat eine junge, adrette Frau dieses Abteil und verschwand hinter der Tür zum Fahrstand. Kurze Zeit später setzte sich der Zug in Bewegung.

Eine Gruppe aufgedrehter Frauen (jung oder mittelalt?, eher letzteres) palavert an mir vorbei. Sie haben winzige Weihnachtsmannhütchen im Haar, die man auf den ersten Blick kaum erkennt. Müsste ich jetzt nicht von Weihnachtsfrauhütchen sprechen?

Obwohl Mitte Dezember, ist es relativ mild. Die jungen Leute tragen dem verträglichen Wetter relativ leicht bekleidet Rechnung, als ob sie sagen wollten, dass sommerliche Verhältnisse ihnen jetzt im Moment lieber wären.

Und nicht nur zur Weihnachtszeit! Aus allem, vor allem aus sich selbst, das Tempo rausnehmen. Entschleunigung als Heilmittel.