Eingeständnis, dass ich immer noch befangen bin, mir selbst gegenüber, in mir selbst und mit Blick auf alles, was mich umgibt. Immer noch komme ich über mich nicht hinweg.

Begegnungen schaffen und Kontakte ermöglichen allein aus dem Grund, sich zu begegnen und in Kontakt zu sein.

Da deine Vergangenheit mittlerweile ziemlich umfangreich ist, stellen Gedanken, die du dir zu ihr machst, nichts Ungewöhnliches dar.

Kann man sich vorhalten, nicht die richtigen Leute kennengelernt zu haben? Nur, wenn man der Ansicht ist, dass es die richtigen Leute auch gibt. Vermutlich ist das Richtige (an den Leuten) ein Geheimnis, das es im Lauf der Begegnungszeit überraschenderweise zu lüften gilt (ganz sicher zum Bösen wie zum Guten, wie in allen Mischungsverhältnissen). Und dann wäre da noch die Frage nach dem guten Riecher.

Mein Dasein ist überschaubar, je älter ich werde, desto mehr, nicht erlebnisarm, aber rar an handelsüblichen Sensationen.

Ohne Anfang und ohne Ende, eine anhaltende Session beglückender Improvisationen, geduldig realisiert und mit pflegender Verantwortung.

Du hast Schwierigkeiten, dich zu unterbrechen, dir in die Arme zu fallen. Du willst immer weiter (kommen), ohne dass du eigentlich sagen könntest, wohin. Kann es sein, dass dir ein Ziel nicht wichtig ist, dass es dir einzig und allein um die Bewegung des Fortkommens geht? Bist du auf der Flucht, und wenn ja, vor was?

Da mir der Halt fehlt, kann ich auch nicht anhalten. Gäbe es Halt, wäre ich nicht unterwegs.

Unanfechtbare Autorität war gestern. Selbst Gott ist vor einem Untersuchungsausschuss nicht mehr sicher.

Eine aktuelle und nicht unpassende Lektüreempfehlung: ”Biedermann und die Brandstifter” von Max Frisch.

Ist das so, dass das Alter mehr trennt als es zu verbinden vermag?

Als ich zum ersten Mal eine Zigarette rauchte, stibitzt aus dem Päckchen meiner Mutter, war mir schlecht. Auch der erste Cognac (ob von guter Qualität oder nicht, kann ich nicht sagen) schmeckte widerlich. Auch wenn ich späterhin (eher selten) das ein oder andere Glas kostete, ich bin bis heute kein besonderer Freund von Hochprozentigem geworden.

Tauben gibt es nicht nur in Paris. Auch hier auf dem Land erfreuen sie sich ihres Daseins. Im Garten kopfruckeln Ringeltauben hin und her oder segeln mit charakteristischem Fluggeräusch über mich hinweg, von ihrem monotonen Gegurre ganz zu schweigen. Sie scheinen sich in der örtlichen Vogelcommunity ihren festen Platz erobert zu haben. Nicht mehr wegzudenken.

Du kannst nicht behaupten, dass dir dein Kreativgeschäft als leben(er)füllende Beschäftigung nicht ausreichen würde. Du wärst allerdings in der Lage, auch etwas anderem nachzugehen, wenn denn nötig, selbst wenn es dir keine Freude bereiten würde. Das ist irgendwie beruhigend.

Irgendwann hat der Überlebenskünstler Mensch unter hohen Risiken gelernt, alles in seiner Umgebung Befindliche für sich und seinen Erhalt zu verwerten, ob von der Hand in den Mund oder in die Zukunft planend. Von dieser Art Verwertungsbegriff haben wir uns heute weit entfernt. Wie soll man schier grenzenlosen Überfluss verwerten?

Mal wieder ist eine Person gestorben, die über etliche Jahre in Funk und Medien (und nicht nur dort) vornehmlich als Schauspieler präsent war. Nicht nur dir war diese Person sympathisch. Auch wenn du sie nie persönlich kennengelernt hast, merkst du, wie mit diesem Mensch ein kleiner, persönlicher Erlebnisteil von dir sich verabschiedet ins Gebiet bloßer Erinnerung. Du hörst dich sagen: siehst du, nun ist auch dieses Leben vorbei. Bald wirst du nur noch unter Geistern leben, die du Kraft deines Erinnerungsvermögens (und der Fernsehanstalten), sofern es dir erhalten bleibt, heraufbeschwörst.

Ein ich, denke ich mir, ist zwar körperlos denkbar (da man es nicht sehen kann, könnte man davon ausgehen), aber nicht ohne Körper zu erleben. Oder? Das ist fatal, sicher, denn der Körper, mein Körper, verbraucht sich mit der Zeit und ich mit ihm, bis wir beide am Ende ins Gras beißen.
Ich als etwas von meinem Körper Losgelöstes gedacht (und das Wort gedacht lässt aufhorchen), ist für mich eine Annahme, eine Arbeitshypothese für eine gewisse Zeit, die etwa vom Tag meiner Geburt bis zum Tag meines Todes reicht.
Bislang verstanden Ich und mein körperloses Hypothese-Ich uns ganz gut und ich kann sagen, dass wir gut zusammengearbeitet haben. Das heißt aber nicht, dass ich mein unkörperlich-hypothetisches Dasein als bare Münze nehme.

Das Gewicht deiner Bedürfnisse wiegt nicht leicht. Deine Tragfähigkeit ist begrenzt. Zeit also, das Gewicht deiner Bedürfnisse zu reduzieren und/oder deine Belastbarkeit zu erhöhen. Vermutlich reicht es schon, etwas bedürfnisloser zu werden.

Man schreibt - und das heißt, man lebt - im gelingenden Fall so individuell wie man ist. Vermutlich handelt es sich, über allgemein ästhetische Aspekte hinaus, um das einzig hinlängliche, formal-inhaltliche Kriterium. Und: es hängt viel an Details.

Die Entdeckung der Langsamkeit ist noch etwas Neues für dich. Du hinkst ihr nach wie vor weit hinterher. Dabei bist du nicht zu langsam, sondern viel zu schnell. Wenn etwas ungesund ist, dann das Tempo deines Anspruchs.

Die Einfalt des Menschen ist nicht grenzenlos, ebensowenig wie seine Weisheit. Die Grenze markiert immer seine Endlichkeit (die dem Leben ermöglicht, mal wieder einen Schritt weiterzukommen).

Zu manchem schweigt man besser, extern wie intern. Es würde keinen Sinn machen, sich zu äussern. Man würde nur Missverständnisse heraufbeschwören. Vor Missverständnissen ist man ja niemals sicher. Also erst denken, dann reden und vor allem nicht vorher handeln. Darum ist Schweigen das Mittel der Wahl und eine akribische Analyse unübertroffen.

Der Tod ist ein mindestens so intimes Erlebnis wie das Geborenwerden, von den Tragödien des Lebens ganz zu schweigen. Können Lebensfreuden da mithalten?

Ich sitze auf der Terrasse und es ist Sommer. Die Markise spendet Schatten. Ein leichter Wind, den man für einen Sommerwind halten könnte, weht. Es ist Sommer. Zur richtigen Zeit, zur falschen Zeit? Es könnte der sechste Juli sein, aber es ist erst der sechste April. Müßig, darüber nachzudenken, wie das Wetter jetzt Anfang April zu sein hätte. ”April, April, der weiß nicht, was er will”. Aber ein Sommermonat?

Auf dem Frühstücksteller liegt ein hartgekochtes Ei. Ich habe eben seine grell pink gefärbte Schale entfernt. Vermutlich ist die Schale porös gewesen, denn die normalerweise (ei)weiße Oberfläche des gepellten Ei’s ist mit pinkfarbenen Sprenkeln übersät, fast wie auf einem etwas einfallslosen, monochromen abstrakten Gemälde. Das irritiert mich etwas, das Ei sieht irgendwie unappetitlich aus. Für einen Moment zweifle ich, ob ich das Ei in seinem pinkfarbenen Outfit essen will.

Und wenn ich schon beim Frühstück bin. Geschmacklich finde ich Schimmelkäse gar nicht schlecht, aber sein Anblick ist zum Fürchten und hält mich meist davon ab, mich an seinem Geschmack zu erfreuen.

Es bedarf vieler Hände, um die Stärke Europas, über das rein Wirtschaftliche hinaus, zu manifestieren. Das scheint mir momentan lebensnotwendig (wenn auch nicht allseits erkannt) zu sein. Der Begriff Wehrhaftigkeit (allgemein wie speziell militärisch aufgefasst) ist angebracht, nicht im Sinn von Aggression, auf keinen Fall, sondern als geballter Ausdruck defensiver Stärke. Es lebe Europa! Vive l’Europe!

Die Umstände waren so. Du hast aus ihnen gemacht, was du aus ihnen hast machen können. Manchmal denkst du, weniger wäre mehr gewesen (oder mehr gar mehr!?). Doch jetzt macht es keinen Sinn mehr dich zu zügeln. Die Zügel entgleiten dir nach und nach von ganz allein.

Die eigene Sprache zu finden, das bedeutet wohl, vom Finden der eigenen Sprache und damit von sich selbst abzusehen.