ps-15_141204_2 - Arbeitskopie 2


"Aber Sprache dichtet und denkt nicht nur für mich, sie lenkt auch mein Gefühl, sie steuert mein ganzes seelisches Wesen, je selbstverständlicher, je unbewußter ich mich ihr überlasse. Und wenn nun die gebildete Sprache aus giftigen Elementen gebildet oder zur Trägerin von Giftstoffen gemacht worden ist? Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da."
Viktor Klemperer „LTI Notizbuch eines Philologen“ Reclam Verlag Leipzig (siehe dort Kapitel 1 LTI)


„Sprache ist Leben, Offenbarung menschlichen Lebens. Im gesprochenen Wort bringe ich mich ganz persönlich zum Ausdruck. Was ich spreche und wie, verrät, wer ich bin. Meine Motive und Ziele treten in den Worten, die ich forme offen zu Tage, auch wenn ich sie zu verbergen suche. Als Sprechender gestalte ich Sprache nach meinen (bewussten wie unbewussten) Absichten. Als Hörender empfange ich die, in der Sprache anderer verborgenen Intentionen. Bin ich unaufmerksam, können sie auf mein Denken und Handeln zielgerichteten Einfluss ausüben. Wahrheit und Täuschung im Umgang mit Sprache liegen eng beieinander.
Auch wenn Worte nicht mit Taten gleichzusetzen sind, steckt doch in jedem von ihnen der Keim einer zu verwirklichenden Möglichkeit, der, fast unbemerkt, sein zu ihm gehörendes Handlungsbild einschließt und vorwegnimmt.
Als NS-fanatisierte Studenten, Rektoren und Professoren im Mai 1933 an deutschen Universitäten im Rahmen ihrer Bücherverbrennungsfeiern „Wider den undeutschen Geist“ hetzten, ahnten sie nicht, welche vorausschauende Symbolik in ihren Aktionen verborgen lag.
Vom Wort zur Tat ist es nur ein kleiner Schritt, von dort aber, vom tatsächlichen Ereignis weg, gibt es kein Zurück.“
„POSTSCRIPTUM Die Sprache der Worte Achs FisGhal Buch-Male“ Katalog zur gleichnamigen Ausstellung (siehe dort „Ich mache mir ein Bild“ (Achs FisGhal)