Es gibt kein vollkommenes Erkennen, nur ein kürzer oder länger währendes. Man kann weit kommen damit, wenn auch nicht ans Ende (oder den Anfang).

Aktuell wird gern die Forderung nach Bürokratieabbau laut. Berechtigt, wie ich finde. Nur wie soll das gehen? Man müsste bereits in der Schule damit beginnen, auch bei den Eltern. Entbürokratisierung der Seelen! Das Motto der Stunde. Nicht zu vergessen diejenigen, die im Berufsleben stehen und tagtäglich bürokratischer Kontamination ausgesetzt sind. Turnusmäßig eine entbürokratisierende Weiterbildung könnte helfen.

Ein weit verbreiteter, Bürokratie Vorschub leistender Grund ist die Scheu des Menschen in allzu hierarchisch organisierten Arbeitsverhältnissen selbständige Entscheidungen zu treffen und zu verantworten. Statt dessen richtet er sich nach möglichst schriftlich vorliegenden Anweisungen (von oben kommend und welcher Art auch immer). Das fördert zwar die Bürokratie, aber man ist auf der sicheren Seite. Und dann ist da noch die Gruppe derjenigen, denen es Freude bereitet, Anweisungen zu verfassen, nach dem Motto: was geschrieben steht, kann nicht schief gehen. Ihnen geht Dokumentation über alles.

Weder bin ich ausschließlich Einzel-, noch ausschließlich Gemeinschaftswesen. Bei mir macht's die Mischung, die allerdings deutlich zum Schicksal eines Einzelwesens tendiert (wofür es sicher Gründe gibt).

Wie man an (von mir gern verwendeten) Sätzen mit "Ich bin ..." ablesen kann, bin ich selbstverliebt. Ich bin es schon allein aus dem Grund, weil man mir immer wieder weis zu machen versucht, so etwas wie ein Selbst gebe es gar nicht. Hauptargument: Kein Mensch wäre in der Lage ganz aus sich selbst heraus zu existieren. Ich halte das für eine Binsenweisheit, die unberücksichtigt lässt, dass Menschen auch in Gemeinschaften nicht unbedingt aus sich selbst heraus und für sich leben können.

Der kleine Unterschied: "aus sich heraus" und "aus sich selbst heraus". Erstere Formulierung etwas neutral, unpersönlich, letztere unmissverständlich eigenfokussiert.

Außerdem: Selbstlosigkeit ohne ein Selbst?

Selbst ohne (erklärtermaßen) in Beziehungen zu leben (was natürlich reine Fiktion ist), finde ich mich täglich neu in einem (nicht immer erfreulichen) Zusammenhang wechselseitiger Bezogenheiten wieder.

Es gilt: ich bin allein und bin es nicht, oder, ich bin nicht allein und bin es doch. Ich weiß nicht warum, aber die zweite Formulierung sagt mir mehr zu.