”Stell dir vor, du erkrankst so schwer, dass du in absehbarer Zeit sterben wirst”, wendet sich Teiresias an mich. ”Die Ärzte raten zu einer risikoreichen Therapie, deine einzige Chance, wie sie sagen. Angenommen, ich wüsste, dass dir diese riskante Therapie das Leben kosten wird. Würdest du wollen, dass ich dir das mitteile?” - ”Wahrscheinlich nicht”, antworte ich, ”ich selbst wüsste es ja nicht. Mir bliebe nichts anderes übrig, als dir zu glauben, im Vertrauen auf dein Wissen und ohne zu fragen, woher du es hast.” ”Siehst du”, Teiresias daraufhin, ”deshalb habe ich damals nie die reine Wahrheit - und Wahrheit war, was ich wusste - geweissagt, also die ungeschminkte Wahrheit. Ich habe sie verrätselt, in ein Orakel gepackt, wie man damals sagte. Ich schreckte regelrecht zurück davor, den besorgten, um Rat nachsuchenden Menschen reinen Wein einzuschenken, obwohl es in meiner Macht gestanden hätte. Denn, was fängt der Mensch an mit einer Wahrheit, die er nicht weiß, sondern glauben muss?” - ”Kannst du denn immer noch die Zukunft voraussehen”, frage ich neugierig, worauf mich Teiresias anlächelt und ohne ein weiteres Wort in den Garten geht.

Manchmal ist es besser, das Talent machen zu lassen, statt aus dem Talent etwas machen zu wollen. Die notwendige Anstrengung ist dabei nicht unbedingt die Gleiche.

Das Einzige, was der Mensch zu fürchten hat, außer dem Mensch, ist das ewige Leben (auf Erden).

Meist beschäftigt man sich im Leben mit Wahrscheinlichkeiten, deren Wahrheitsgehalt man mit allen erdenklichen Mitteln nachzuvollziehen sucht.

Man könnte auch sagen: ich weiß, was ich für wahrscheinlich halte, oder, ich halte für wahrscheinlich, was ich weiß.