Teiresias’ Naturverbundenheit. Ein Garten in der Schwebe zwischen Wildwuchs und geordneter Pflege. Seit er sein kleines Blumenbeet bestellt in meinem Garten, arbeitet er eifrig darauf hin (mit meiner Erlaubnis wohlgemerkt).
Er wisse nie so recht, klagt er, was er entfernen, was er wachsen lassen soll (was ich zugegebener Maßen auch nie weiß). Gut, dem Efeu müsse er Einhalt gebieten (da bin ich der gleichen Meinung), der würde sonst den ganzen Garten überwuchern. Aber das weißblühende Springkraut zum Beispiel, das sich in diesem Jahr malerisch über das Grundstück ausgebreitet hat. Handelt es sich da um ein Gewächs, das den Garten bereichert oder eher verunziert? Er käme nicht dahinter, also lasse er es stehen (hätte ich auch so entschieden). Außerdem blühe es außerordentlich lang, sehr zu seiner Freude. Was für ein Glück, dass es diesen gepflegt-ungepflegten Gartens gäbe. Fast ein Stück unberührter Natur.
Dass ich hinter seinem Rücken immer ein bißchen nachhelfe, da etwas setze, dort etwas auslichte, verrate ich ihm natürlich nicht. Vermutlich weiß er es, wie so Vieles, das er weiß, ohne dass ich es weiß.

Zu klein bin ich für die Welt. Nicht mal ein Bruchteil von ihr passt hinein in mich. Winzig, wie ich bin, begnüge ich mich mit Winzigkeiten, was mir nichts ausmacht. Das Unsichtbare zählt, das in all der Fülle Verborgene. Und das passt überall hinein, sogar in mich.

Die entscheidenden Kleinigkeiten im Leben kommen zu dir, meint Teiresias, du musst sie nicht suchen.

Das eigene Leben in Akkorde fassen. Durchlaufene Skalen aufmerksam verfolgen und Passendes zu Einklängen formen. Was für eine Musik, Lebensmusik, jeden Moment anders tönend.