Leben im Einklang mit der Natur? Eine Utopie, und wie alle Utopien, unerfüllbar. Eher ein Leben parallel zur Natur, auf einigermaßen verträgliche Art und Weise, das wär’s vielleicht und wäre immer noch schwierig genug.

Wer lebt, beansprucht Welt, sich selbst mit inbegriffen, verrät mir Teiresias. Nur Naturmenschen - von denen es so viele ja nicht mehr gibt - im hintersten Winkel des dezimierten Urwalds reduzieren mit ihrer genügsamen Lebensweise diesen Beanspruchungsprozess auf ein Minimum. Aber auch sie atmen und verdauen.

Eine tragfähige Beziehung zu führen, ist ihm unmöglich. Egal mit welcher Frau er zusammen ist, er zieht immer mehr Liebe auf sich als er zu geben vermag. Für die Frauen bedeutet sein unermesslicher Liebesverbrauch nicht selten den seelischen Ruin. Davon bekommt er nichts mit und es würde ihn auch nicht interessieren.

Manche erleben Zuneigung als bedrohlich. Sie fühlen sich gefangen, eine Situation, in die sie auf gar keinen Fall geraten dürfen.

Teiresias meint, es sei ganz und gar unmöglich (und auch nicht wünschenswert), vor den Problemen der Welt die Augen zu verschließen. Aber man sollte unbedingt darauf achten, dass sie das eigentliche Problem nicht verdecken, das, das im eigenen Herzen steckt.

Wie kann man glücklich und zufrieden sein, ohne den Wunsch zu haben, glücklich und zufrieden sein zu wollen?

Möglichst täglich zu stellende, persönliche Umweltfrage: was, von dem, das ich mir heute einverleibe, wurde von weit her zu mir transportiert, was, von dem, was ich heute verbrauche, muss abtransportiert und entsorgt werden?

Die Uhr am Handgelenk misst nicht nur Vitalzeichen, sondern auch umweltspezifische Daten, und dann noch, was viel schwieriger ist, aber nicht unmöglich, Parameter des allgemein-persönlichen Wohlverhaltens. Leben in Zeiten von Klima-, Gesundheits- und Sozialanpassungsvor(für)sorge.

Auf dem Weg zum guten Mensch stolpert der Mensch leicht über das Gute, meint Teiresias.

Wann hat man die Weichen gestellt für das Leben, das man heute führt, und war man der alleinige Weichensteller?

Was stimmt (oder stimmt nicht) an dem, Epikur zugeschriebenen Satz: ”Entscheidend ist nicht, was man isst, sondern mit wem man isst.”

Wenn der Enthusiasmus größer ist als das Können, muss man den Enthusiasmus dahin lenken, wo das Können sitzt.