Liebesbriefe hat er nie geschrieben. Nicht, dass er keine Frauen gekannt hätte, denen er hätte schreiben können. Nein, ihn hielt die Sorge ab, das in Liebeshingerissenheit voreilig Geschriebene hätte sich überholen können und wäre dann, obwohl unwahr geworden, nicht mehr rückgängig zu machen gewesen.

Die Frau, die nicht länger Objekt der Mannesbegehrlichkeit sein möchte, und der Mann, der sich freuen würde, könnte er Subjekt weiblicher Lust sein.

Wenn man klar und deutlich eingeladen wird, und muss dann feststellen, kommt man froh gestimmt der Einladung nach, dass man nicht willkommen ist.

Noch mal ganz von vorne anfangen, alle fest gefahrenen Lebensumstände hinter sich lassen, sage ich mir, und höre Teiresias antworten: hab’ nur Geduld, es wird nicht mehr ewig dauern, bis du wieder von vorne anfangen kannst.

In der Unterwelt, erzählt er mir dann, gäbe es eine spezielle Lounge für Rückkehrwillige, ein weitläufiger Wartebereich mit bequemen Sitzgelegenheiten und Drinks nach Belieben. Den hätten er und seine Kumpane Reinkarnations-Boudoir getauft. Da säßen solche wie ich und würden sich aus freien Stücken quälen. Sie wüssten ja nicht, wann sie dran kämen, ob sofort oder erst in einer halben Ewigkeit. Und wer wartet schon gerne, selbst wenn er bequem sitzt?

Was man zum ersten Mal wahrnimmt, nimmt man nie mehr so wahr wie beim ersten Mal. Nachfolgend befindet man sich im Vervollständigungsmodus, das heißt: man ist ernüchternd damit beschäftigt, sein Bild abzurunden und der vergehenden Zeit dabei zuzusehen, wie sie ihr Urteil darüber fällt.

Teiresias nach hat jedes Weltbild Untiefen. Der Mensch ist nicht in der Lage, sie voll und ganz auszuloten. Er muss froh sein, wenn er nicht auf Grund läuft.

Erkenntnisgrenzen bestehen nur für Menschen, die nicht erkennen wollen, aus welchen Gründen auch immer. Wer aber erkennen will, gerät unweigerlich in ein schwieriges bis unmögliches Verhältnis zum Glauben, welches Inhalts auch immer.

Kann es so etwas wie Glaubenserkenntnis geben? Oder Erkenntnisglaube?

An eine Erkenntnis kann man nur glauben, solange man sie nicht hat. Hätte man sie, wäre der Glaube überflüssig. Dagegen ist Glaube nur zu erkennen, wenn man glaubt. Glaubt man, stellt sich die Frage nach Erkenntnis nicht (mehr).

Da ich zweifeln kann, kann ich auch hoffen. Wenn ich aber hoffe, guckt mir der Zweifel über die Schulter.

Teiresias meint: bewusstes Handeln verlangt Reduktion, umständehalber.