Der Andere ist immer der Gleiche, wie ich, aber doch anders, genau wie ich.

Entfremdung, ein schlimmes Phänomen und immer ein schleichender Prozess, zunächst kaum merklich, wenn auch irgendwie geahnt, nun nicht mehr zu verheimlichen. Ein Allgemeinbefund.

Man kann nie genug wissen, sagt jemand und schaufelt Wissen in sich hinein bis zum Gehtnichtmehr. Dann ist das Leben plötzlich vorbei und er hat nicht gewusst, dass das so schnell gehen kann.

Man muss nicht unbedingt viel wissen, sagt Teiresias, aber man sollte wissen, was zu wissen sich lohnt.

Einer bekommt einen Brief von einer Person, die er nicht kennt, die aber ihn zu kennen scheint. Was er, der eine, denn so treibe, und dass er schon lang nichts mehr habe von sich hören lassen. Er selbst, der Schreiber, inzwischen mit Frau, drei süßen Kindern und Anwesen im Grünen, sei kürzlich befördert worden, Sektionschef nun, hohe Position, viele Angestellte unter sich. Da hätte er natürlich viel um die Ohren, aber nicht so viel, dass man sich nicht mal wieder treffen könnte. Alte Zeiten aufleben lassen in der Stammkneipe. Er solle sich doch melden. Auf dem frankierten und abgestempelten Briefkuvert findet sich kein Absender, auch keine Telefonnummer inseitig. Die Unterschrift ist unleserlich. Der Eine weiß nicht im Geringsten, wer ihm da geschrieben hat. Dann fällt ihm seine Handschrift auf.

Wer rastet, der rostet. Diese andauernde Aufforderung sich zu bewegen. Fast schon zwanghaft. Man weiß das ja, aber man kennt sich doch. Man will sich im Grunde genommen überhaupt nicht bewegen. Man möchte nicht fortkommen. Es soll alles so bleiben wie es ist, für immer und ewig. Das wäre schrecklich schön.

Wann kommt eine Welle zur Ruhe, fragt mich Teiresias.