Ach, seufzt Teiresias, da wähnen sie sich im siebten Himmel und wundern sich, wenn sie aus allen Wolken fallen.

Es gibt überhaupt nichts dagegen einzuwenden, dass auch Männer Tränen vergießen, aber bitte nicht, wenn’s brenzlig wird.

Das Zusammenleben mit Genies ist für Nicht-Genies selten amüsant und für Genies nicht auszuhalten.

Nur wenn ich mich gehen lasse, geht es mir gut. Reiß ich mich zusammen, zwickt’s an allen Ecken und Enden. Aber das weiß niemand und ich werde mich hüten, es jemandem zu verraten.

Erst nach dem Tod wird es einem wirklich gut gehen. Die Horrorgeschichten über die Hölle waren und sind nur dazu da, die Menschen im Hier und Jetzt bei Laune zu halten.

Das Gerede über Diesseits und Jenseits ist doch alles ”Kappes”, lacht Teiresias. Es gibt nur eine Welt, und die kommt und geht, und mit ihr der Mensch als Teil der Welt. Kommen und Gehen, das sind die Fakten, Diesseits und Jenseits, das ist Spekulation.

Wenn man kommt, hat man nichts. Wenn man geht, sollte man ebenfalls nichts haben.

Er ist immer stärker, als in Wirklichkeit. Das hat man ihm beigebracht. Nun arbeitet er daran, immer schwächer zu sein, als er ist. Irgendwann, denkt er sich, müssen Stärke und Schwäche sich die Waage halten.

Man ist so stark, wie man schwach ist, und umgekehrt, meint Teiresias. Das vermeintlich Schwache kann so stark sein, wie das vermeintlich Starke schwach.

Zum Beispiel Gott als das Bedürfnis, ohne Gott nicht auskommen zu können. Aber, kann man ohne dieses Bedürfnis überhaupt leben? Kommt man gar nicht umhin, weil man lebt, dieses Bedürfnis zu haben?

Teiresias lacht und prostet mir zu: Jenseits ist wie die Nacht, die du traumlos verschläfst. Schwups die Augen zu, schwups die Augen auf. Und dann geht alles von vorne los.

Kritikfähig bin ich selten. Meine Neigung, Kritik als Chance zu positiver Veränderung aufzufassen und anzunehmen, tendiert gegen Null.

In seinem Buch ”Tiefenstrukturen von Volk und Nation” habe er akribisch beschrieben, warum Deutschland keine Nation sei und Föderalismus deutscher Prägung nichts anderes, als die Fortführung früherer Kleinstaaterei, verrät mir der gut gekleidete Mitvierziger, der mir in der Lounge gegenübersitzt und mich seit einer Stunde bei Bier und Knabberzeug so absurd wie faszinierend politisch beschwatzt.

Die Sehnsucht nach einer Heimat, die es nicht gibt, zumindest in dieser Welt nicht, und, wer weiß, wo überhaupt.

Sommerzeit, aktuell: Morgens ziehe ich ein kurzärmeliges Hemd an, um dann später zu bemerken, dass es dafür zu frisch ist. Darauf wechsle ich zu T-Shirt, Langarmhemd und Pullover, um nach einiger Zeit ins Schwitzen zu geraten.