Unwetter. Gestern Abend. Der Garten übersät mit Zapfen und Zweigen. Aber alle Bäume stehen noch. Statt Pinsel und Farbe heute also Schubkarre, Rechen und Besen. Danach wird der Garten so aussehen, als ob nichts gewesen wäre. Pflege der unmittelbar vor der Haustür befindlichen Natur, mit der ich mir selbst Pflege angedeihen lasse (versuche ich mir einzureden).

Der Veröffentlichungsdrang ist groß. Im Bereich der Wissenschaft wird von Veröffentlichungsdruck gesprochen. Wer nichts veröffentlicht, egal wieviel und was er zu sagen hat, ist nicht ernst zu nehmen.

Sich aufzuraffen ist dann doch eine Eigenschaft, die mit zunehmendem Alter an Bedeutung gewinnt. Man reißt sich zusammen, überwindet einmal mehr die eigene, sich langsam enger um einen legende Mattigkeit, bis man ihr irgendwann erliegt.

Du kannst diesen unweigerlichen Alterungsprozess etwas abmildern, fügt Teiresias an, indem du dich mäßigst.

Eine innere Stimme sagt: ”Bleib’ einfach sitzen, rühr’ dich nicht vom Fleck.” Diese Stimme, schon lange vertraut, höre ich nun immer öfter.

Gegenwart ist nichts, Vergangenheit wird alles, von Zukunft war nie die Rede.

Was er so zusammen denkt! Immer öfter hat er das Gefühl, er rede Blech, hochglanzpoliertes zwar, aber doch Blech. Aber außer ihm scheint das niemand zu interessieren. Nach wie vor ist er gern gesehener Gast einschlägiger Talkrunden. Seine Eloquenz und seine vor Verriss nicht zurückschreckende Gedankenschärfe sind so beliebt wie nie.

Nichts schlimmer als ein Kreis Intellektueller, der coram publico ein drängendes gesellschaftspolitisches Problem diskutiert, sagt Teiresias.

Teiresias schaut übrigens interessiert fern (auch Talkshows), aber nicht weil er das Fernsehprogramm gelungen findet, sondern weil er, nach eigener Aussage, an ihm ablesen kann, wie es in der Gesellschaft zugeht. Ziemlich trübe übrigens, wie er meint.