”Du kannst immer missverstanden werden”, höre ich Teiresias sagen, der sich in die Zeitung vertieft hat, ”egal, was du von dir gibst, und erst recht, wenn man dich missverstehen will. Selbst wenn du nichts sagst, erscheinst du missverständlich, was soviel heißt wie zwielichtig.”

Einmal im Rampenlicht stehen, unzählige Follower haben (wahrscheinlich ebensoviele Neider). Ein wenig nur berühmt sein, wäre das nicht schön?

Schön und ein Fluch, höre ich Teiresias murmeln. Und dann fügt er noch an: das einzige Berühmtsein von Gültigkeit, ist jenes, für das man nicht die Bohne getan hat. Nimm’ mich, meine Berühmtheit - und sie war weiß Gott kein reines Vergnügen - verdanke ich den Göttern.

Runtermachen könnte ich mich, unaufhörlich, bis ich auf Normalgröße geschrumpft wäre. Dann könnte ich aufgehen im Mittelmaß allgemeiner Größe, endlich.

Wenn alle gesehen werden wollen, kann man sich als jemand, der nicht gesehen werden will, bestens verbergen.

Ich mache mir nichts aus mir. Ich stelle überhaupt keine Ansprüche an mich, geschweige denn, dass ich Erwartungen hätte. Für Außenstehende muss das zum Verzweifeln sein.

Ich träume von der Mobilität der Stille, ich verharre in universellem Auftrag.

Es gibt Wahrheiten, die bringt man nicht über die Lippen, auch sich selbst gegenüber nicht, mir fällt nur gerade keine ein.

Ich könnte mich nützlich machen, aber ich habe überhaupt keine Lust dazu. Nutzlos bewege ich mich von Ereignis zu Ereignis und habe auch davon keinen Nutzen.

Für alles und jedes Verantwortung tragen, nur für sich selbst nicht, ist verantwortungslos.

Ich bin der Einzige, der sich vor mir selbst in Acht nehmen muss.

Man kann ja nicht lieben, wenn man unsterblich ist, meint Teiresias, man hat ja keine Ahnung von Trennung.