Die meiste Zeit meines Lebens, bis in diesen Moment hinein, da ich dies aufschreibe, war mir Vergangenheit gewiss und Zukunft ungewiss. Gemessen an einer universell betrachtet vergleichsweise winzigen Lebenszeit schrumpfte eine anhaltend unbekannte Zukunft zu Lasten von Vergangenheit, meiner Vergangenheit, ohne je inhaltsvolle Zukunft sein (und bleiben) zu können. Zukunft, ein bloßer Begriff für etwas, das es nicht gibt (das man aber gern hätte).

Im Wort Reform steckt Form und Zurück. Wörtlich genommen bedeutet es ein Zurück zur Form, was impliziert, dass Form verloren gegangen, etwas formlos geworden ist. Reform also als Formgewinn (vermutlich weniger formal als ideell).

Was gibt's Neues? Im Wesentlichen nichts. Man isst, man verdaut, man kümmert sich um den alltäglichen Kram. Weit und breit keine Erleuchtung, aber jede Menge Leuchtmittel.

Manche Menschen muss man zu ihrem Glück zwingen, auch wenn Zwang selten zu etwas Gutem führt.

Glück hat man vor allem dann, wenn etwas nicht eingetreten ist (die Skala reicht vom einfachen Missgeschick bis zur Katastrophe).

Frauen und Männer sind nicht gleich, aber gleichermaßen berechtigt.

Gleichgültigkeit als Ausdruck des geglückten Versuchs, sich aus allem rauszuhalten, eines Erleuchtung in Aussicht stellenden Übungswegs oder innerer Leere.

Klassik hält es nicht mit Extremen, Romantik stürzt sich in Extreme. Aber es gibt klassische Romantik und romantische Klassik. So ist das Leben: keine in Stein gemeißelten Festlegungen.

Die Erkenntnis, dass meine Einfalt vor dreißig Jahren eine andere war als heute, reicht nicht aus, mich deshalb als klug, geschweige denn weise, zu bezeichnen.

Mäßigung ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber sie arbeitet ihr zu.

Kunstverstand hat mit herkömmlichen Verstand wenig zu tun.

Er hätte zur Welt wenig beizutragen gehabt. Er hätte sich von Anfang an als beitragsarm erlebt.

Freiheit ist Resultat eigener Verwirklichung und zugleich ein Geschenk.

Schreiben, als ob man aus einem bescheidenen Rezept ein geschmackvolles Gericht zaubert.

Dass ich genau jetzt an meinem Schreibtisch sitzen und ohne in Trübsal zu versinken in den grauen Himmel schauen kann, ist Glück.

Einsamkeit ist die Kehrseite der Freiheit.