Über die Jahre habe ich verlernt zu beten. Vermutlich hat sich mein Beten aber auch nur in seiner Ausdrucksform gewandelt, denn an meiner bedürftigen Position einem unendlichen Geschick gegenüber hat sich nichts Grundlegendes verändert. Ich bin nach wie vor der kleine, unbedeutende Erdenbürger, der ich immer schon war, ohne zündende, die Ewigkeit zumindest streifende Idee (die auch nichts Wesentliches an diesem meinem Status ändern würde). Entgegen aller Vorschriften wie sie unterschiedliche Konfessionen nach je eigener religiöser Auffassung und Ausrichtung den Menschen ans Herz legen, ist mein Beten (das ich auch gar nicht als ein Beten bezeichnen würde) in eine Art Offensein übergegangen, das manchmal nur einem Blick gleicht, ein paar treffenden Worten, oder einer liebevollen Geste. Wie gesagt, kein Gebet im herkömmlichen Sinn, und schon gar keines, das sich an jemand (noch dazu mit einem Anliegen) wendet. Eher ein Gebot bedürftiger Stunden, wie sie jedem gläubigen Atheist widerfahren und durchaus gut zu Gesicht stehen.