Sep 2024

Dass man an Missständen Anstoß nimmt, scheint mir normal, ja notwendig zu sein. Dazu gehört auch, dass das Anstößige - immer ein Hemmnis - aus der Welt geschafft wird. Einfach ist das selbst In demokratischen Zusammenhängen nicht. Der Missstand muss schwer genug wiegen, ordentlich scharf und sperrig sein (so dass man ihn partout nicht übergehen kann).

Die Frage ist aktuell nicht, wieviel Information, sondern welche.

Traum. Ich begegne einer Frau. Ich kenne sie nicht, aber sie behauptet, dass ich sie einst gekannt hätte, und nicht nur gekannt. Zwischenzeitlich hätte sie sich neu verkörpert. Deshalb würde ich sie jetzt nicht wieder erkennen. Ihren alter Körper, den, den ich kennen würde, hätte sie dabei. Er läge in einem Kühlkoffer. Ich bräuchte ihn nur auszupacken. Tatsächlich entdecke ich im Kleiderschrank ein kofferähnliches Behältnis, wie es zu Kühlung von Transplantaten Verwendung findet. Verwundert frage ich mich, wie da hinein ein ausgewachsener Mensch passen soll.

Früher war ich interessierter. Heute läuft mir die Zeit davon, bevor ich sie (er)füllen kann.

Meine Leben ist ein geschenktes. Was ich mit ihm (und aus ihm) mache, bleibt mir überlassen. Auch das, das Überlassene, kann manchmal ein Geschenk sein.

Steckt nicht in allem etwas, das sich lösen will und neu erfinden?

Auch in Kriegen heiligt der Zweck die Mittel. Ist aber die Ursache einer kriegerischen Auseinandersetzung banal, wie zum Beispiel im Fall des Trojanischen Kriegs, der - glaubt man der Überlieferung - auf einer eifersuchtsgetränkten Familienfehde beruhte, welcher Zweck könnte da noch Mittel heiligen, von der Bedeutung des Worts heiligen ganz abgesehen?
Heilig kann ein Krieg niemals sein; dazu fehlt ihm das Heil. Statt dessen richtet er Unheil an. Trotzdem - und das ist keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen - gibt es notwendige Kriege, unausweichliche. Ihre Notwendigkeit sollte genau erkannt und ihr entsprechend gehandelt werden. Das ist tragisch und ohne Zweifel eine Katastrophe.

Was könnte Besitz sein in dieser Welt, da mir noch nicht einmal mein Körper gehört (zu erkennen daran, dass er mir nicht gehorcht)?

Schwermut ist die Triebfeder der Erkenntnis, Leichtlebigkeit (mitunter) ihr Hindernis.

Was haben Strenggläubige nur gegen Vernunft? Um irdische Belange darf sie sich kümmern; da ist ihr wenig bis nichts vorzuwerfen. Aber wehe, sie richtet den Fokus auf göttliches Terrain; dann ist sie des Teufels (obwohl gottgegeben).

Die Annahme, es gäbe nur eine Welt, ist so unsinnig, wie zu glauben, man sei allein auf der Welt (wobei es Menschen gibt, die sich so verhalten).

Genuss ist paradiesisch; er war ursprünglich Allgemeingut. Heute ist er denjenigen vorbehalten, die ihn sich leisten können. Doch lässt sich genießen nicht nur im Überfluss, vielleicht da sogar am allerwenigsten.

Tradition wird in ihrer Tragfähigkeit einerseits über-, andererseits als gesellschaftlicher Stabilisierungsfaktor unterschätzt.

Irgendeine Form der Arbeitsauffassung besitzt jeder. Bei mir bestimmt sie das Leben und ist zugleich alltägliche Bestimmung dergestalt, dass Ich nicht den Eindruck habe, ich müsste zwischendrin einer anderen Bestimmung folgen, etwa im Sinn von Freizeitgestaltung. So etwas wie Freizeit ist für mich untrennbar verbunden mit meiner Arbeitseinstellung. Arbeitszeit und Freizeit fallen für mich fast in eins, was sehr praktisch ist.

Letzte Nacht saß ich im Traum mit anderen, mir bekannt und unbekannt zugleich, bei Tisch. Wir diskutierten angeregt, wobei ich mich nicht mehr erinnere, worüber. Habe ich es im Traum gewusst? Zumindest erinnere ich mich, dass ich mich mit Verve über die Freiheit des Geistes ausließ. Damit sprach ich hauptsächlich eine junge Frau an, die am Rand der Tischgesellschaft saß. Ich ließ keinen Zweifel daran, dass es sich bei geistiger Freiheit um eine Notwendigkeit handelt. Das Ganze atmete die Atmosphäre eines unvollständigen wie unvollendeten Abendmahls. Ohne letzte Worte, ohne Verrat und ohne Heiligkeit.

Ob ich der Schonung oder der Anstrengung bedarf, fällt mir nicht immer leicht zu entscheiden. Neuerdings setze ich beides in eins. Eine neue alternative Antriebsart für mich.

Manchmal frage ich mich, wie ich weniger tun könnte vom Falschen und mehr tun vom Richtigen, und überhaupt, was falsch sei und was richtig.

Wählen heißt entscheiden. Und Entscheiden bedeutet Wählen zwischen mindestens zwei unterschiedlichen Möglichkeiten, guten wie schlechten. Für diesen Prozess braucht es unzweifelhaft Vorstellungsgabe, mehr als landläufig angenommen.

Gleichmut ist eine tugendhafte Seelenhaltung. Ich halte ihn für zumindest zwiespältig. Behandle ich mich selbst gleichmütig ist dies eine edle Handlungsweise, wenn auch nie zur Gänze realisierbar. Begegne ich anderen mit Gleichmut, so kann auch dies hilfreich sein, aber andererseits auch gefühllos. So komme ich zu dem Schluss, dass Gleichmut beileibe nicht die erstrebenswerte Seeleneinstellung ist, als die sie manchmal dargestellt wird, sondern im Gegenteil ein so unmenschliches wie menschliches Gesicht hat. Meine Devise wäre eher: Gleichmut mir selbst gegenüber (wobei ich lieber von Gelassenheit reden würde) und anderen gegenüber Mitgefühl, und beides zusammen in rechter Balance.

Sterben hat seinen Grund aus sich selbst heraus. Darin gleicht es dem Leben und umgekehrt.

Er trachtete nicht nach Vollkommenheit - seiner Ansicht nach nichts anderes als Fiktion -, sondern nach Stimmigkeit, die nach seinem Dafürhalten immer das je Mögliche umriss.

Bürokratie - man muss es so deutlich sagen, ansonsten der Begriff zu harmlos aufgefasst wird - ist die Herrschaft derjenigen, die in Büros tätig sind (oder einer Tätigkeit in büroähnlichem Stil nachgehen, von ganz oben bis ganz unten) und von dort aus das (Zusammen)Leben der Menschen im guten Fall zu regeln helfen, im unguten Fall über Gebühr reglementieren und manchmal zum Schaden der Menschen beeinträchtigen.
Man könnte diese Herrschaft einschränken, in dem man Büros schließt, Vorschriften (Selbsterhaltungsmaterial jeglicher Bürokratie!) politisch gewollt und behördlicherseits abschafft, kurz, das Leben wieder ein wenig mehr Leben sein ließe, auch und vor allem im eigenen Leben (der Einzelne, auch wenn er nicht in einem Büro arbeitet, ist Teil der bürokratischen Misere, und kein unwesentlicher!). Aber die Bürotätigen werden davon wenig erfreut sein, und die Schar derjenigen, die von einem Job im Büro träumen, ist auch nicht gerade gering. Trotzdem braucht es ein Umdenken, vor allem ein Umhandeln.

Ein Nein kann mindestens so sinnvoll sein wie ein Ja. Das hängt vom Anlass ab und vom Zeitpunkt, vor allem dem rechten. Manchmal ist die Zeit für ein Nein vorbei, während der Anlass noch Bestand hat. Ein anderes Mal hat sich der Anlass übereilt, die Zeit aber für ein Nein ist nach wie vor aktuell.
Gegenwärtig scheint das Neinsagen zu schrumpfen oder ist bereits erheblich geschrumpft. Man könnte fast den Eindruck haben, ein Nein käme einem Todesurteil gleich und sei darum unbedingt zu vermeiden. Aus Nein ist Jein geworden, wenn überhaupt, was manchmal hilfreich sein kann, zumeist aber das zu lösende Problem nur vertagt.

Den Leuten nach dem Maul zu reden, hat der Politik noch nie gut getan, allerhöchstens dem Machterwerb und -erhalt.

Das Anspruchsdenken der Mitglieder einer Gesellschaft ist in der Lage, ebendiese Gesellschaft in den Ruin zu treiben.

Dummheit beflügelt Ansprüche. Oder befördern Ansprüche die Dummheit?

Ich dachte, klare Sprache wäre ein erstrebenswertes Ziel. Nun stelle ich fest, dass - entgegen aller sprachlichen Aufwendungen - Sprache nie so eindeutig ist, das sie nicht auch missverstanden werden kann. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass klare Sprache eine Fiktion ist und im Endeffekt eine schlechte.