Aug 2024

Das Gewordene ist seiner Ursache (Urheberschaft) weniger verpflichtet als die Ursache dem, welchem sie zum Werden verholfen hat.

Man begegne den eigenen Kindern mit wohlwollender Distanz, was soviel ge- wie verbietet.

Der Mensch braucht für sein Gedeihen, darin der Pflanze gleich, Pflege. Gedeihen aber muss er selber.

Was könnte mehr Anlass zur Freude sein, als die Freude selbst?

Entweder es ändern sich die Umstände oder man ändert sich selbst. Da Letzteres kaum zu erwarten ist, steht und fällt vieles, wenn nicht alles, mit den Umständen (die man nicht unwesentlich selbst kreiert).

In vergangenen Zeiten gab es Schreiber. Das waren Leute, die nichts anderes taten als zu schreiben (mit einem Griffel in Ton, mit Pinsel und Feder auf Papyrus und Pergament, später mit Tinte auf Papier), was andere ihnen diktierten. Das war ein anerkannter Berufszweig, dem nur angehören konnte, der gut, das heißt schön und vor allem leserlich schreiben konnte. Heute ist dieser Beruf ausgestorben. Jeder besitzt seinen eigenen, 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehenden Schreiber, die Tastatur.

Ein geordneter Tagesablauf (und das bis ins hohe Alter) mit selten mehr als mäßigen Beanspruchungen für Körper, Seele und Geist ist der Gesundheit zuträglicher als gemeinhin angenommen. Überhaupt ist Mäßigkeit (lat. temperantia) oder das rechte Maß ein gesundheitlicher Geheimtipp erster Güte, frei Haus und kostenfrei.

Letzte Nacht begegnete mir ein bärtiger Mann mittleren Alters. Er hatte eine kräftige Statur und Hände, denen man ansah, dass sie Zupacken gewöhnt waren, und er steckte in der ziemlich ramponierten Kluft eines bekannten Markenherstellers für Arbeitskleidung. Mit einem herzlichen Lächeln reichte er mir die Hand und sprach: Er baue am Weltgebäude und für selbiges, das übrigens seit geraumer Zeit etwas instabil sei, wäre es von Vorteil, wenn in der Welt mehr gefragt und zugehört würde.

Auch sogenannte unumstößliche Wahrheiten sind zu einem Gutteil Fiktion.

”Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen” und ”Morgen ist auch noch ein Tag”, zwei entgegengesetzte, sprichwörtliche Aussagen, die eine je eigene Wahrheit zum Ausdruck bringen. Weder die eine noch die andere ist eindeutig richtig oder falsch. Der Mensch allein (und je nach Situation) sorgt für ein so oder so.

Entscheidungen zu treffen ist das Brot dessen, der eine Führungsposition innehat, und sei es nur die eine selbstverantwortliche, die einzunehmen man ein Leben lang nicht umhin kommt.

Kontinuität lag für ihn immer in einem ”weiter so”, nicht (oder nur vorübergehend) in der Beschränkung auf ein und dieselbe Sache (was sich aber nicht grundsätzlich ausschließen muss).

Da mein Tod (wie der Tod jedes Menschen) ein einmaliges Erlebnis sein wird, macht es weder Sinn noch keinen Sinn, mich auf ihn vorzubereiten. Einmal mehr habe ich als Entscheidungsbefugter in eigener Sache die Qual der Wahl.

Man macht sich (gern über alles und jedes) mehr Sorgen als nötig, was dazu führen kann, dass man wirklich Besorgnis Erregendes übersieht.

Reicht meine Sicht über den eigenen Tellerrand nicht hinaus, sollte ich einen größeren Teller verwenden oder auf Teller ganz verzichten.

Diktatorische Verhältnisse rechnen mit der Mehrheit derer, die sich ihr (aus welchen Gründen auch immer) fügen, und fürchten die Minderheit derer, die ihr (aus welchen Gründen auch immer) entschiedenen Widerstand leisten und die sie darum gnadenlos verfolgen.

Jedes politische Handeln steckt im Zwiespalt zwischen dem politisch Gewollten und dem politisch Möglichen. Das politisch Mögliche wird in einer Demokratie durch die Mehrheit bestimmt.

Nicht immer ist kompatibel, was ich als Einzelner und was die Mehrheit politisch will. Und nicht nur, dass sich mein politisches Wollen und das der Mehrheit unterscheiden, von letzterer ist nur Durchschnittliches zu erwarten.

Man kann an Geldmangel leiden allein aus dem einzigen Grund, weil man im Geld schwimmt. Mit diesem Problem müssen Menschen in einer wohl situierten Gesellschaft zurechtkommen und mehr und öfter als man denkt.

Sei der, der du bist. Das klingt gut, geradezu weise. Was aber, wenn der, der man ist, nichts ist? Wer soll man dann sein?

Jede Herrschaftsform bekommt es mit einer sie (unter)stützenden Mehrheit zu tun. Die Art und Weise, wie sie sich dieser Unterstützung vergewissert, ist eine je andere.

Träume, dass mir auf einem (Binnen)Schiff eine Frau begegnet, mit der ich einst einmal befreundet war. Während ich ob dieser Wiederbegegnung etwas verlegen bin, wirft mir die Frau vor, ich würde das Schiff verlassen. Worauf ich ihr antworte, dass das Schiff defekt sei und ich mir deshalb auftragsbedingt ein neues suchen muss.

Die Suche nach Wahrheit ist meist interessanter als die Wahrheit selbst.

Technik (und ihr Einsatz) ist kein Wert an sich und schon gar kein wertfreier. Sie ist ein manchmal vorteilhaftes, manchmal nachteiliges Hilfsmittel die existenzielle Not des Menschen zu lindern. Die Ansicht, dass Technik (und ihr Einsatz) allein die Probleme des Menschen zu lösen vermag, ist ein (fataler) Irrtum.

Vermutlich ist Zufall immer göttlicher Natur, was auch immer mit ihm verbunden ist.

Das Leben verläuft selten gradlinig, aber man tut so, als ob es gradlinig verlaufen würde. Kurven, Schrägen und Kanten sind nicht erwünscht und kommt ein Leben mit solcherart Abweichungen vom graden Kurs daher, wird es als im besten Fall exotische Ausnahme, die die gradlinige Regel bestätigt, aufgefasst.
Ungeachtet dessen zeichnet jedes Leben eine Linie aus, ein Linie, die man am Ende als ein je besonderes grafisches Gebilde auffassen könnte, kurz oder lang, vielfältig im Verlauf oder eben abwechslungsarm gerade.

Im Fluss sein heißt: schwimmend dem Treiben sich entziehen.

Das Ende des Lebens ist unvorhersehbar (wie das Leben an sich). Nur die Tatsache, dass der Tod irgendwann eintritt, ist gewiss. Die Wenigsten sterben, weil sie sterben, die Mehrheit dagegen stirbt, weil ein todbringendes Ereignis in Form von Krankheit oder Unfall den Tod bringt. Man stirbt heutzutage nicht, man stirbt heute an etwas. Gegenüber der Antike hat sich die durchschnittliche Lebenszeit des gegenwärtigen Menschen mindestens verdoppelt. Der Blick auf das Lebensende ist aber nicht doppelt scharf geworden. Man lernt täglich (und wird in vielfältiger Weise dazu angehalten) den Neuanfang, vom Ende aber versteht man nichts.

Lerne zu essen und sei dankbar, dass du nicht hungern musst.

Über die Jahre habe ich verlernt zu beten. Vermutlich hat sich mein Beten aber auch nur in seiner Ausdrucksform gewandelt, denn an meiner bedürftigen Position einem unendlichen Geschick gegenüber hat sich nichts Grundlegendes verändert. Ich bin nach wie vor der kleine, unbedeutende Erdenbürger, der ich immer schon war, ohne zündende, die Ewigkeit zumindest streifende Idee (die auch nichts Wesentliches an diesem meinem Status ändern würde). Entgegen aller Vorschriften wie sie unterschiedliche Konfessionen nach je eigener religiöser Auffassung und Ausrichtung den Menschen ans Herz legen, ist mein Beten (das ich auch gar nicht als ein Beten bezeichnen würde) in eine Art Offensein übergegangen, das manchmal nur einem Blick gleicht, ein paar treffenden Worten, oder einer liebevollen Geste. Wie gesagt, kein Gebet im herkömmlichen Sinn, und schon gar keines, das sich an jemand (noch dazu mit einem Anliegen) wendet. Eher ein Gebot bedürftiger Stunden, wie sie jedem gläubigen Atheist widerfahren und durchaus gut zu Gesicht stehen.