Ich ärgere mich ein wenig über einen Artikel, der Muße mit Faulheit in Zusammenhang bringt. Nur die maßlos Umtriebigen und Arbeitssüchtigen sitzen diesem Vorurteil noch auf. Ausnahmsweise denke man sich Gott (ob nun existent oder nicht) statt als Faulpelz als einen passionierten Müßiggänger. Kontemplativ (und durchaus selbstkritisch) ist er in seine Schöpfung vertieft und gesteht sich ein: Junge (oder Mädchen?), du hast auch schon Besseres gemacht.

Die Person an deiner Seite hat liebevolles Verständnis für dich, selbst wenn sie dich nicht versteht. Sie scheint freundlich in dein Leben hinein und vertreibt so manchen Zweifel und Kummer. Manchmal magst du dich fragen, was sie an dir findet. In deinen Augen hätte sie eine bessere Partie machen können. Statt dessen hält sie vertrauensvoll an dir fest, obwohl du ein Wirrkopf bist und auch in deinem fortgeschrittenen Alter noch Flausen im Kopf hast

Man kann sich nicht recht vorstellen, dass es einen erwischen könnte. Gerade eben wäre es einem noch gut gegangen und dann dies. Man erschreckt regelrecht, dass jetzt der oder die … im Alter von … tot umgefallen ist. Man erschreckt auch darüber, dass man selbst im gleichen Alter ist wie die Person, die es umgehauen hat. Das hättest auch du sein können, sagt man sich, und man weiß nicht so recht, ob man (über den Aufschub) lachen oder (über den Abgang) weinen soll.

Mögliche Karriere des Ablebens (unter anderen): Kreislauf- und Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt(e), Parkinson, Demenz, und, und, und …

Es war Winter damals. Du wolltest diese Fahrt eigentlich nicht mehr annehmen. Nach einer Tagschicht im Krankenhaus und zehn Stunden hinterm Steuer warst du hundemüde. Aber die Nacht von Samstag auf Sonntag ist ein zuträgliches Geschäft für Taxifahrer. Eine Fahrt aufs Land also noch, nur die eine, etwa 30 Kilometer, eine halbe Stunde hin, eine halbe zurück. Sonntag früh, 4.30 Uhr, kaum noch jemand unterwegs. Gutes Geld, sagtest du dir, vielleicht auch ein üppiges Trinkgeld. Nach durchzechter Nacht sind die Fahrgäste meist spendabel, froh, sicher nach Haus gebracht zu werden. Die Hinfahrt ging noch. Der gut alkoholisierte, aber ansonsten friedliche Fahrgast hielt dich mit seinem Gebrabbel wach. Auf der Rückfahrt dann fielen dir die Augen zu, in einer lang gezogenen Rechtskurve (bei ungefähr 90 km/h, wie die Polizei hinterher errechnete). Ab diesem Zeitpunkt übernahm dein Schutzengel das Steuer, wenn auch völlig unerfahren in solchen Dingen. Der Fahrer des entgegenkommenden LKW’s sah mit Schrecken das Taxi auf sich zu rasen, das dann - dem Schutzengel sei Dank - nicht frontal, sondern seitlich in Höhe des Führerhauses mit ihm zusammenprallte und wie ein Ball weggeschleudert wurde. Das heftige Geräusch (Knallen, Bersten, Splittern!?) des Aufpralls riss dich abrupt aus dem Schlaf. Das Taxi fuhr weiter, noch etwa hundert Meter (und verrückter Weise die Spur haltend), bis du es, nun hellwach, zum Stehen bringen konntest. Um dich herum und auf dir lauter Glassplitter. Die Scheiben geborsten, auch die Frontscheibe. Das Taxi Schrott. Nicht mehr wieder zu erkennen. Du selbst unverletzt. Nicht mal eine Schnittwunde. Polizei vor Ort, usw. Erst zu Hause, völlig erschöpft, wurde dir das ganze Ausmaß dieses Unfalls bewusst. Von jetzt auf gleich hast du angefangen zu zittern. Was dich dieser Schaden wohl kosten wird, hast du dich gefragt, immer wieder. An Schlaf war nicht (mehr) zu denken. Deiner Mutter hast du von diesem Unfall nie erzählt und das Taxiunternehmen, für das du in dieser Schreckensnacht unterwegs gewesen warst, hat dich (warum auch immer) glücklicher Weise nicht zur Kasse gebeten.