Meine Kreativarbeit ist augenblicklich etwas unergiebig, ich könnte auch sagen zäh, schleppend, ohne den üblichen, mir vertrauten Schuss Gestaltungskraft (so kommt es mir zumindest vor). Ich probiere aus, weiß nicht, wohin das führen wird, was ich ausprobiere (eigentlich normal in dem Metier), bin mit den sich ergebenden Resultaten unzufrieden. Wobei zugegebener Maßen nicht alles schlecht ist, was entsteht. Aber: es fließt halt nicht so richtig (wie sonst zeitweise). Klar, wer Neues will, muss Altes (zumindest teilweise) loslassen, auch wenn er nicht weiß, was das Neue ihm bringen wird. Irgendwo dazwischen, zwischen Bekannt und Unbekannt, stecke ich fest und mit mir meine künstlerische Beweglichkeit. Aber: wird schon.

Letzten Endes läuft es immer darauf hinaus, die nötige Disziplin aufzubringen, den Prozess kreativen Tuns zu unterhalten und zu bestehen, was bedeutet, zu beginnen und ein gutes Ende zu finden (lässt sich vielleicht auch auf andere Lebensbereiche übertragen). Auf den (glücklichen) Zufall ist man dabei angewiesen. Ein gesundes Vertrauen in die eigene Gelingensfähigkeit wäre auch nicht schlecht.

Der Nachlass deiner Mutter war überschaubar gewesen. Soll und Haben hatten sich so lala die Waage gehalten. Zu vererben hatte es, außer ein paar unbedeutenden Kleinigkeiten häuslichen Gebrauchs, nichts gegeben. Die wenigen Dinge von Wert waren zur Begleichung der Bestattungskosten aufgewendet worden. Das hattest du okay gefunden und findest es noch immer okay. Warum sollen Eltern ihren Kindern etwas vererben. Keine Schulden, keine Reichtümer. Um im Bild zu bleiben: jedes Leben geht über Los (was nicht gleichbedeutend ist mit voraussetzungslos).

Als ob morgens die Welt neu begänne (was sie aber nicht tut, nie) strömt man von da nach dort mit Auto, Bus und/oder Bahn, sucht sein Arbeitsverhältnis auf und verschwindet für ein paar Stunden darin. Tag für Tag ein ähnlicher Ablauf, eine ähnliche Dramaturgie, mal Tragödie, mal Komödie, mal irgendetwas dazwischen. Und morgen beginnt alles von vorn, vielleicht (ausnahmsweise) sogar verheißungsvoll.

Was für ein harmloser, gleichwohl beglückender Genuss, im Dunkel der Morgenfrühe zu sitzen und zu spüren, wie sich die Augen stetig an den Dämmerzustand anpassen und sich nach und nach die Umgebung aus der nachlassenden Dunkelheit herausschält, als ob man sie noch niemals gesehen hätte.