Eigentlich sah er aus wie ..., ja wie eigentlich? Auf den ersten Blick wie alle Anderen auch. Vermutlich war es die etwas in die Jahre gekommene Kleidung, die irritierte. Auf der anderen Seite stand er, ich schätzte ihn etwa auf Vierzig, genau an der richtigen Stelle, dort, wo in Kürze die Antreibseinheit des angekündigten ICE zum Stehen kommen würde. Er hatte auch, wie viele seiner Kollegen, den üblichen DB-Rucksack auf dem Rücken. Trotz leichter Zweifels blieb mir nichts anderes übrig, als ihn für den Lokführer zu halten, der demnächst seinen Kollegen ablösen, und den Zug weiter Richtung Süden führen würde.
Irgendwie war er ziemlich mit sich selbst beschäftigt. Er schien zu sprechen. Ein Selbstgespräch? Sein Kopf wackelte ab und an ruckartig. Ein nervöser Tick dachte ich und mutmaßte weiter (da der Bahnsteig voll stand mit Leuten, die anscheinend alle den gleichen Zug wie ich nehmen wollten), dass dort, wo er stand, genau die Eingangstür zum Stehen kommen und mir, baute ich mich dort auf, im Bemühen um einen Sitzplatz einen entscheidenden Vorteil verschaffen könnte.
Doch als der Zug zum Stehen gekommen war und ich im Abteil direkt hinter dem Lokführerstand Platz gefunden hatte, betrat ein anderer, junger, ziemlich energischer Mann in DB-Uniform den Zug und verschwand, nachdem er einige Zeit vergeblich versucht hatte, die klemmende Tür zu öffnen, an seinem Arbeitsplatz im Antriebskopf des Zugs. Der Mann, den ich anfangs und - wie ich nun wusste - fälschlicher Weise für den Lokführer gehalten hatte, befand sich dagegen immer noch auf dem Bahnsteig. Er ging ein paar Schritte dahin, ein paar Schritte dorthin, etwas hinkend, wie mir jetzt auffiel, er zuckte immer noch mit seinem Kopf und nach wie vor schien er intensive Selbstgespräche zu führen.
Kurze Zeit danach setzte sich der ICE in Bewegung. Der falsche Lokführer und sein merkwürdiges Gebaren blieben zurück, wurden immer kleiner und verschwanden schließlich aus meinem Blickfeld, nicht ohne dass ich noch eine Weile über diese merkwürdige Verwechslung nachsann.