Eine junge Frau, fast noch ein Teenager, leckt sich mehrfach die Finger beider Hände und fährt sich schnell übers an sich schon glatt anliegende, am Hinterkopf sorgfältig zusammengefasste Haar. Sie steht, in schickem Outfit, mit einigen Freundinnen vor einem hauptstädtischen Boulevardtheater, scheint aber der Makellosigkeit ihres Erscheinungsbildes nicht ganz zu trauen. Auch der eng anliegende Minirock muss noch mehrmals glatt gezogen werden, obwohl er keinerlei Falte zeigt (und nicht zeigen kann). Die Freundinnen sind ebenfalls outfitoptimierend mit und an sich beschäftigt. Alle lachen und schäkern erwartungsvoll. Zum Abschluss das fast schon obligatorische, digitale Selbstportrait, wozu das Smartphone auf der Halterung eines Wasserablaufs postiert wird und sich die Schönheiten possierlich davor aufbauen.

Die Obdachlosen unter der S-Bahnbrücke logieren (jetzt) in Zelten, die, umringt von ihren diversen Habseligkeiten, aufgereiht nebeneinander stehen wie auf einem Campingplatz. Das ist unterbringungstechnisch ein Fortschritt.

Die Anzüglichkeit, leider meist von Männern, beginnt mit dem ersten falschen Wort. Danach gibt es fast keine Richtiges mehr.

Der freundliche Taxifahrer, der mich durch die Hauptstadt chauffiert, stammt aus dem Libanon. Ein netter, aufgeräumter Mensch. Er scheint mich für sehr vertrauenswürdig zu halten, während er mir wie nebenbei eine Menge über seine Heimat und seine Familie verrät. Fast ist er ein wenig traurig, als ich aussteige und ihm zum Abschied Alles Gute wünsche.

Nach wie vor die Faszination und das Befremden über die Selbstverständlichkeit, mit der Menschen in der Öffentlichkeit smartphonieren und damit andere bewusst oder unbewusst an ihrem Leben teilhaben lassen. Ist das ein Indiz für die schwindende Fähigkeit der Gegenwart zwischen öffentlich und privat zu unterscheiden?

Manche Menschen scheinen Ausstellungen nur zu besuchen, um das zur Schau Gestellte möglichst schnell in ihr mobiles Endgerät zu bannen. Sie wenden sich von Objekt zu Objekt, bringen ihr Smartphone in Position und machen Klick oder Plopp. Von einem weitergehenden Interesse ist nicht zu sprechen. Dazu reicht die Verweildauer vor dem Ausgestellten nicht aus (aber vielleicht wird das Verweilen zu Hause nachgeholt, wer weiß). Nicht zu vergessen die Selbstaufnahme, eventuell mit Partner/in. Was gibt es Geileres als das gemeinsame Selfie vor der Kreuzabnahme (oder war es die Geburt?) Jesu?

Wir machen uns scheinbar keine Vorstellung, wieviel Müll wir (durch unser Verhalten) produzieren. Man könnte behaupten, wir seien mental (oder eher kardial?) müllverschmutzungsresistent. Wir sollten uns fragen, jeder für sich ganz persönlich: Wohin mit dem ganzen Müll? Was würden wir mit ihm anfangen, wenn wir ihn nicht mehr der Müllabfuhr und/oder dem Wertstoffcenter überantworten könnten, sondern selbst für seine Entsorgung Sorge tragen müssten?

Das idealtypische und das scheinbar realistische Porträt, und das dazwischenliegende mit mehr oder weniger Anteil an dem ein oder anderen. Und das ganz andere, das mit einem Porträt im engeren Sinn nichts mehr zu tun hat.

Die emailglasige Farbigkeit der altniederländischen Malerei ist für mich mit das Schönste, was die Kunstgeschichte zu bieten hat.