Jan 2023

Mal wieder ein Neuanfang, ein vergleichsweise kleiner. Und wie gewohnt, vertreibt er mir die Lust. Also fange ich ohne Lust an. Irgendwann wird sie sich schon einstellen.

Wahre Liebe gleicht einem unlöslichen Klebstoff. Wenn der oder die andere geht, oder man selbst, wird eine Wunde gerissen, die möglicherweise nie mehr heilt.

Man hat schon immer lernen müssen, mit Angst umzugehen. Kaum, dass ein Leben ausgereicht hätte dafür.

Zu einem Bild findet man, indem man alles, was stört, eliminiert. Es darf nur das Bild übrig bleiben, das gefundene. Soweit Idee und Wirklichkeit.

Fragen sie sich öfter mal, was Erfolg ist, vielleicht einmal im Monat. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Früher oder später, eher früher als spät, werde ich gewesen sein. Und was dann?

Ich bin überaus störungsempfindlich, darum störanfällig. Mich zu treffen, ist leicht, mir zu begegnen eher nicht, aber unmöglich auch nicht. Das hängt vom Störpotential ab.

Mir träumte, ich stünde am Ufer eines breiten Flusses, mitten in einer prächtigen Stadt. Fein gekleidet wäre ich gewesen, sehr fein, so, wie man eben gekleidet sein kann, wenn Geld keine Rolle spielt. Schwarzer Hut, schwarzer Mantel, heller Schal, weißes Hemd, schwarzer Anzug. Wie gesagt, alles vom Feinsten, auch die auf Hochglanz polierten Schuhe. Langsam hätte ich meine Kleider abgestreift, sorgfältig zusammengelegt und auf einen Haufen gestapelt. Obenauf der Hut, die Schuhe daneben. Ich wäre in die Fluten gestiegen, die mich sofort ergriffen und mit sich gerissen hätten. Mir träumte, dass ich schweißgebadet und mit Herzrasen aufgewacht wäre. Darüber wachte ich auf, schweißgebadet und mit Herzrasen.

Politik braucht nicht nur den geschlossenen, sondern auch den offenen (Verständigungs)Prozess, um ein gemeinschaftstragendes Element innerhalb einer Gesellschaft und zwischen unterschiedlichen Gesellschaften zu sein. Ist dies nicht oder nur eingeschränkt möglich, bilden sich mehr oder weniger große Herde an Verständnislosigkeit.

Wintertage. Die mit dem fahlen Licht. Vorabendstimmung, ganztägig. Ein Himmel wie Graupappe, formal nichts, rein gar nichts. Dass man sich nicht bewegt, keinen Zoll, wenn nichts in Bewegung ist! Man bleibt, wo man ist und so man kann. Man harrt. Nur Innen bewegt sich etwas, innen schon. Das ist ja auch nicht weit, gerade mal um die Ecke, wie kurz Zigaretten holen. Ich zum Beispiel sitze im Fauteuil, tief drinnen, eine Zigarette zwischen den Lippen, und starre nach Draußen auf die langsam dunkler werdende Graupappe. Innen kann ich den Abend kaum erwarten. Dunkelheit ist erholsamer als das Allerweltsgrau dieses Tages, denke ich. Und: Man könnte mit melancholischen Freunden feiern, aber nur Innen.

Ich muss unterbrechen. Der Ofen wartet auf Futter.

Gestern erst habe ich mit ihr Freundschaft geschlossen. Wir tranken auf Du mit einem gehaltvollen Wein, kamen uns ganz nah. Seither nenne ich sie liebste Melancholie und sie mich mein lieber Melancholiker. Dabei bin ich nicht die Bohne traurig, nur etwas verstimmt, weil der gehaltvolle Wein ausgetrunken ist.

Immerhin habe ich heute geräumt, meinen Platz. Auf ihn wartet jetzt ein anderer, von dem ich noch nichts weiß, der aber für morgen angekündigt ist. Ich suche mir derweil einen neuen Platz, vielleicht mal in der Chefetage.

Einer lebte zwar von allerlei Nebentätigkeiten, das hinderte ihn aber nicht daran, seiner Haupttätigkeit hauptsächlich nachzugehen.

Neulich begegnete mir der Tod (das Wort Tod aus dem Mund eines Lebenden ist immer unglaubhaft, ich weiß, aber wer sollte es sonst in den Mund nehmen) und sprach, er hätte nichts dagegen, wenn ich mich fit halte, aber ich sollte es nicht übertreiben, sonst würden wir uns am Ende noch verpassen.

Die Person hustete abgrundtief. Ihre Hustenanfälle konnten auf keinen Fall für die Öffentlichkeit bestimmt sein, nie und nimmer. Sie schienen sich in ein lange nicht gelüftetes Stollensystem verirrt zu haben, verzweifelt damit beschäftigt, allerlei Liegengebliebenes zu Tage zu fördern. Kettenraucher, dachte ich, chronische Bronchitis. Ungefähr so wird sich Alberto Giacometti angehört haben am Ende seiner Tage.

Alles anders zu machen, bin ich angetreten. Jetzt wird mir schmerzlich bewusst, dass mein Änderungswille einer Änderung bedarf, bevor er ganz erlahmt.

Der ”Gesunde Menschenverstand” zeigt sich anderen Denkarten durchaus ebenbürtig, so nicht überlegen. Er sagt zum Beispiel, dass es durchaus vorteilhaft sei, nicht über die eigenen Verhältnisse zu leben.

Gerechtigkeit hat nicht der Politik zu folgen, sondern Politik der Gerechtigkeit.

Wahr ist, dass Wahrheit keinesfalls immer allgemein meinungsbestimmend ist.

Religiös betrachtet, macht der Zufall Gott zwar unerreichbar, andererseits aber nicht unerfahrbar.

Er selbst hatte ja, als er in Rente ging, an nicht viel gedacht, eigentlich an nichts, schon gar nicht an die vermeintlich große Freiheit eines Daseins als Pensionär. Für ihn war das Leben weitergegangen, als wäre nichts gewesen. An dem einen Tag hatte er noch als ”Berufstätiger” am Bild gearbeitet, am darauffolgenden als ”Pensionist”. Beide Bezeichnungen, die etwas zu umreißen schienen, von dem alle Welt außer ihm wusste, worum es sich handelte, passten nicht so recht zu ihm. Berufstätig war er in seinem Leben nur selten gewesen. Für einen Rentner hatten ihm die während einer allzu langen Berufstätigkeit unerfüllt gebliebenen Sehnsüchte gemangelt. Er hatte nichts mehr zu verwirklichen, außer dem, was er immer schon zu verwirklichen versucht hatte. Er hatte sich - und war es vermutlich auch gewesen - als Arbeiter auf Lebenszeit gesehen.

Ein Feuer wird man löschen wollen. Zumindest wird man es einzuhegen versuchen, um ein Übergreifen auf die Umgebung zu verhindern. Manchmal aber wird man es brennen lassen müssen, bis alles Brennbare aufgezehrt ist. Löschen allerdings wird immer die erste Option sein.

Die Erfahrung von Zeit ist heute vor allem eine Angelegenheit vielfältiger Uhren. Überbegriff: zeitgebende Medien. Was aber, wenn es diese Medien nicht gäbe? Was würde mir dann einen ungefähren Begriff von Zeit vermitteln? Tag und Nacht? Sonne, Mond und Sterne?

Der kleinste (oder größte?) gemeinsame Nenner moderner Malerei: irgendetwas Interessantes mit Farbe. Das Spektrum reicht von da nach da.

Klares Denken ist eine ziemlich kühle Angelegenheit, sich dafür zu erwärmen nicht jedermanns Sache.

Manche Menschen unterliegen einem permanenten Realitätsverlust. Es scheint ihnen nichts zu nützen, dass die Realität sie immer wieder einholt.

Auch Wirklichkeit ist im großen und ganzen ziemlich kostenintensiv.

Überlegen sie immer vorher, ob eine von ihnen zu treffende Entscheidung ihr Geld wert ist. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Für jede ihrer Entscheidungen existiert mindestens eine sparsame und eine kostenintensive Variante. Welche je die Richtige ist, entscheiden sie. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Wie kommt Verbundenheit zustande? Wie gelangt sie in die Welt, ins menschliche Zusammensein? Ganz einfach: wir brauchen sie nur zu pflegen.

Selbstbehauptet und selbstlos zugleich kann der Mensch sein, auch nur das eine oder nur das andere.

Wäre ich nicht, wären auch keine anderen. Aber ich verdanke den anderen, dass ich bin.

Es bleibt ja wenig bis nichts übrig am Ende. Warum sich also um vermeintlich bleibende Werte den Kopf zerbrechen?

Routine ist ein zwiespältiger Begriff. Einerseits vermag sie zu stabilisieren, andererseits schläfert sie ein. Man muss schon routiniert mit ihr umgehen.

Wieviel Verbindung gab es zwischen ihnen? Diese Frage stellte er sich täglich neu, ohne allerdings eine schlüssige Antwort zu finden. Und täglich neu suchte er Verbindendes und fand es. So etwa funktioniert vermutlich Beziehung, dachte er sich.

Die Zukunft ist schon die ein oder andere Intervention wert. Aber unklug ist es, das Investitionsklima zu stören.

Denken gleicht Erkenntnis nur scheinbar. Erkenntnis umfasst mehr. Denn, um etwas oder jemand zu erkennen, bedarf es des Kennenlernens, von dem Denkens nur ein Teil ist.

Dass man sich die Freude am Dasein erhalten soll, klingt vielleicht banal. Jeder Ratgeber für ein erfülltes Leben wartet damit auf. Aber wie erhält man sich diese Freude? Vermutlich muss man das Augenmerk eher darauf richten, sie nicht zu verlieren, als sie zu erhalten (was nicht das Gleiche ist). Ein wenig mehr Kind sein, das wär’s. Natürlich nur in diesem speziellen Fall (oder sogar etwas mehr?). Wem es schwer fällt, erinnere sich daran, wie es war, Kind gewesen zu sein. Mit welchem Elan man da morgens aus dem Bett und in den vielversprechenden Tag hineingesprungen ist (nun gut, vielleicht nicht immer). Wie verlockend geheimnisvoll erschienen Dinge und Ereignisse, von denen die Erwachsenen kaum einen Schimmer zu haben schienen. Warum nur gerieten sie in Vergessenheit und nahmen einen Teil der Lebensfreude mit?

Der Mensch muss sich im Leben allzuoft verstellen, um (über)leben zu können. Das tut ihm nicht gut und dem Leben auch nicht.

Selbstreflexion, die im Lauf des Lebens in Selbstrevision übergeht. Man schaut sich wieder und wieder an (revidere) und fragt sich, ob das Urteil (die Beurteilung) von einst noch Bestand hat, oder ob neue, gar belastende Aspekte aufgetaucht sind, die es in ein anderes Licht rücken, möglicherweise ins Zwielicht. Vielleicht muss man es aufheben und neu abfassen, das Urteil von damals, es revidieren. Und vielleicht muss man sich ändern.

Entsagen. Zurücklassen. Abschied nehmen.

Je länger ein Konflikt dauert, desto mehr droht seine Ursache zu vernebeln. Gleichzeitig entsteht das Bedürfnis, ihn von den unerträglichen Begleiterscheinungen her zu lösen, statt die Konfliktursache zu fokussieren. Das kann zu neuen Konflikten führen. Ein Teufelskreis. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Der Mensch ist von Natur aus weder gut, noch böse. Er ist ein unbeschriebenes Blatt. Mit zunehmender Lebensdauer aber trägt er wesentlich dazu bei, dass auf dem Blatt etwas geschrieben steht.

Dass man langsam aber sicher alt wird, damit muss man sich arrangieren. Aber die Entdeckungslust sollte einem nicht unbedingt abhanden kommen. Oder etwa doch?

Schicksal hat man nicht selbst zu verantworten. Und was man selbst zu verantworten hat, hat mit Schicksal wenig bis nichts zu tun.

Heutzutage kann man viel wissen, sehr viel, ohne dass man es wirklich weiß.

Es gibt eine theoretische und ein praktische Vernunft. Erstere kann ohne mit der Wimper zu zucken davon reden, ein Computer hätte eine Seele, während letztere nie auf solch eine abstruse Idee kommen würde.

Dass ich denken kann, führt nicht wirklich über mich hinaus (auch wenn ich das denken kann), sondern ermisst lediglich meinen Spielraum im Innern.

Jeff Beck gestorben, im Alter von 75 Jahren. Warum ist mir das eine Notiz wert?

Licht und Schatten sind Gegensätze, die auf Dauer nur im Halbschatten zu ertragen sind.

Es gibt nur wenige unumstößliche Werte und die sind universell. Zum Beispiel die Aussage, man soll seinen Nächsten lieben wie sich selbst, der wohl alle Menschen zustimmen
könnten.

Also liebe Mitbürger: wir leben pluralistisch und weitgehend wertfrei und wir sind uns gegenseitig verbunden (was auch immer das heißen mag).

Auch ein Aspekt von Freiheit, dass ich nichts zu Ende bringen muss, weil ein Ende sich von ganz allein findet. Dabei hat man mir als Kind das Gegenteil eingetrichtert.

Mich gibt es nur einmal und das nie mehr. Das darf jeder Mensch von sich behaupten, eingedenk dessen, dass auch der andere Mensch das von sich behaupten darf.

Eine moderne Gesellschaft präsentiert sich annähernd wertfrei, ist deswegen aber nicht ohne Wert.

Einbildungskraft ist die Fähigkeit etwas aus etwas zu machen (z.B. Kunst, aber beileibe nicht nur), was nicht unbedingt heißt: etwas aus etwas Vorgestelltem zu machen. Einbildungskraft setzt nicht nur um, sie bildet ein, ist insofern eine Quelle unmittelbaren Hervorbringens.

Wer keine Zeit hat, lebt nicht zeitlos, sondern, gerade weil er keine Zeit hat, zeitgenössisch.

Man glaubt nicht (und will es eigentlich nicht für möglich halten), zu was für Schandtaten der Mensch fähig ist. Da dreht sich selbst dem Teufel der Magen um. Andererseits kann er auch nett sein, der Mensch, was dem Teufel aber auch nicht so recht behagen will. Sie haben’s schon nicht leicht der Mensch und der Teufel.

Ohne Gott sind wir zu hundert Prozent verantwortlich. Ohne Psychoanalyse auch.

Folgt Sprache der Idee, oder Idee der Sprache? Ehrlich gesagt, da bin ich überfragt. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob die Henne zuerst war oder das Ei.

Hirngespinste (die nicht unbedingt sofort als solche zu erkennen sind) entwickeln sich aus einem Erleben, das den Bezug zur Realität verliert, bzw. verloren hat. Sie können Schrullen gleichen, dann sind sie harmlos. Sie können aber auch ideologisch-machtversessen sich äußern, dann sind sie gefährlich.

Das Auffassungsvermögen der Menschen ist unterschiedlich ausgeprägt. Drücken sie sich deshalb unmissverständlich aus. Bedenken sie aber, dass so gut wie alles missverstanden werden kann. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Manchmal ist Zuwarten angesagt, ein anderes Mal sofortiger Zugriff. Bemessen, gar ermessen lässt sich da wenig. Man tappt im Ungefähren, mal dunkel, mal hell. Man ist einfach nur kreativ.

Um mit sich selbst zufrieden zu sein, bedarf es keiner Begründung oder herausragenden Leistung. Es handelt sich eher um eine Gabe, eine Art Geschenk, das eigentlich nur angenommen werden muss, um sich entfalten zu können. Mit Selbstzufriedenheit, die nur selbstgerecht um ein bequemes Leben kreist, hat diese Gabe nichts zu tun.

Auch wenn anfänglich ungewohnt, probieren sie zwischendrin mit den Augen der anderen auf die Welt (und sich selbst) zu blicken. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Posthum wurde gemunkelt, er hätte vor jeder neuen Realisierung eines Werks Skrupel gehabt. Die Überwindung der immer wieder sich einstellenden Hemmung im Beginnen wäre überhaupt die größte Herausforderung im Rahmen seiner gestalterischen Arbeit gewesen. Verloren, meinte er einmal gegen Ende seiner Laufbahn, hätte er diese Skrupel nie, aber er wäre im Lauf seines Lebens im Umgang mit ihnen gelassener geworden.

Mein Zuhause ist Arbeits- und Wohnstatt in einem. Es bedeutet mir viel, wenn auch nicht alles.

Auf die Frage, was er von Musik halten würde, antwortete er: sie sei für ihn wie ein rhythmisch fließendes Gewässer, in dem er gern täglich mindestens ein Bad nehme.

Die Strategie einer fehlerorientierten Vorgehensweise bietet keine (fertigen) Lösungen an, sondern deckt Probleme auf. Die richtige Frage ist das Ziel, nicht die vermeintlich richtige Antwort. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Über den Kuss der Muse nachzudenken, ist etwas anderes, als ihn zu empfangen. Allerdings kann die Muse auch während des Denkens küssen. Sie ist da nicht festgelegt.

Ich gehöre zum Wasser, besser, ins Wasser hinein. Ich liebe Orte mit prägenden Gewässern. Mein erster Gang, wenn ich sie aufsuche, führt mich immer ans Wasser (und gerne, so möglich, hinein).

Seine geistigen Fähigkeiten sind größer, als er vermutet hätte. Zeitlos betrachtet sind sie umfassend, wenn er sie denn zeitlos betrachten könnte.

Sie scheuen keine Kosten und geben sich auch sonst viel Mühe, dem Tod (also ihrer geistig-seelisch-körperlichen? Auflösung) die kalte Schulter zu zeigen, was mitunter groteske Formen annimmt. Es gelingt ihnen dabei sogar, das Sterbedatum etwas hinauszuschieben. Freilich gehen sie dabei eines Teils ihrer Freiheit verlustig, der Selbstbestimmung Ja zu sagen. Sie leben modern und - entgegen ihrer Vorfahren - nicht mit dem Tod, sondern (vergeblich) gegen ihn.

Würden wir alles am Grad seiner Sichtbarkeit bemessen, ginge Wesentliches unter, z.B. unser Inneres, das wir zwar nicht sehen können, aber wahrnehmen.

Eine für ihr Alter durchaus noch attraktive Frau verriet mir, dass Altwerden für die Frau etwas anderes bedeuten würde als für den Mann. Ihrer Ansicht nach läge das an der unterschiedlichen, biologischen Verfasstheit, die dem männlichen Geschlecht, im Gegensatz zum weiblichen, auch in fortgeschrittenem Alter noch eine gewisse, wenn auch eingeschränkte sexuelle Fähigkeit erhält. Dass deutlich mehr betagte Männer mit deutlich jüngeren Frauen zusammenleben, wie umgekehrt ältere Frauen mit jungen Männern, spräche vermutlich auch dafür.

Wer ins Greisenalter kommt, wird einsam (wenn er es nicht bis dato schon war), weniger, weil Partner/in und Freunde bereits verstorben sind, sondern weil der bevorstehende Tod zum ständigen Begleiter wird. Das schreckt ab.

Schwer vorstellbar, dass die fassbare (und manchmal unfassbare) Realität aus Geistigem hervorgeht, dass Musik, zum Beispiel, nicht eine Sache des Instruments, sondern das Instrument eine Sache der Musik ist (ein wenig winken da Henne und Ei, und ich glaube mit Recht).

Alles technisch Machbare sollte heutzutage seine Natur- und Weltverträglichkeit unter Beweis stellen (müssen), und zwar nicht erst, wenn es zu spät ist.

Wille und Macht sollten nur soviel miteinander zu tun haben, als Wille notwendig ist, um einer Sache mächtig zu sein (im Sinn von kundig).

Der erste Willensakt des Tages ist das Verlassen der Liegestatt, der letzte, vermutlich schwächere, das Aufsuchen derselben.

Sexualität als überaus starkes (wenn nicht stärkstes?) Bindeglied zwischen zwei Menschen (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Woher weiß ich eigentlich von mir?

Nur die Gegenwart überzeugt, während die Zukunft mit Illusionen lockt und die Vergangenheit nichts als Erinnerung ist.

In seinem Nachlass, unter Bergen loser Blätter mit flüchtig hingekritzelten, kaum leserlichen Notizen fand man einen kleinen Zettel. Darauf stand fein säuberlich geschrieben: Es ist mir nicht gelungen, mich zu übersehen.

Die Welt des Gewöhnlichen wehrt sich mit Händen und Füßen gegen das Besondere, während das Besondere, ihr, der Welt des Gewöhnlichen, möglichst aus dem Weg zu gehen versucht. Auf diese Weise finden die beiden nie zueinander, obwohl sie aufeinander angewiesen sind.

Gedankenlosigkeit und fehlendes Vorstellungsvermögen sind des Teufels Attribute.

Ich höre mich Innen sprechen, von wo aus ich mich sonst (nach) Außen sprechen höre. Das könnte mich zu der Annahme verleiten, ich führte einen Dialog, ein Selbstgespräch. Aber ich spreche nicht wirklich mit mir. Ich höre mich nur sprechen. Würde ich mit mir reden, was natürlich möglich ist, innen wie außen, müsste ich mich ansprechen. Ansprache ist Merkmal des Gesprächs, mit sich selbst wie mit anderen.

Ich frage eher nicht. Ich spreche lieber von mir selbst. Ich höre ungern zu bzw. hin (was der/die andere von sich zu berichten hat). Nicht auszudenken, was da zum Vorschein kommt.

Aus den Augen, aus dem Sinn. Oder, was ich nicht weiß (wahrgenommen habe), macht mich nicht heiß. Nur für mich selbst gilt das nicht. Über mich selbst kann ich nicht hinwegsehen oder hinweghören, soviel Aufwand ich auch betreibe. Ich bin mir gegeben (vielleicht auferlegt), wie sonst irgendjemand oder irgendetwas meiner Liebesfürsorge anvertraut ist.

Eigentlich gehöre ich zu den optimistischen Menschen. Daran soll und wird sich auch 2023 nichts ändern. Dass ich Optimist bin, liegt an meinem Pessimismus. Ich freue mich immer, wenn er sich irrt. Ich sage zu ihm: siehst du, es kommt doch nie so schlimm, wie du erwartet hast.

Auch ein Fazit der Gegenwart (mal wieder frei nach Descartes): Ich veröffentliche mich, also bin ich. Zum Lachen ist das nicht, denn mal ernsthaft: wer wollte nicht gesehen werden? Und folgt daraus, dass wir uns gegenseitig mehr Aufmerksamkeit schenken müssen?

Hinter mir verbirgt sich nichts, ich selbst bin alles, mehr gibt es nicht. Auch so ein Satz, der was hat, denkt er sich. Geradezu ein Hit von einem Satz. Schön und gut, aber was will er eigentlich sagen? Dass ich nicht mehr bin, als ich bin? Vermutlich. Und das ist auch schon wieder so ein Satz, der nicht wirklich rauslässt, was er sagen will. Wie könnte ich denn je mehr sein, als ich bin? Bei aller Pointierung, diese Sätze blenden mehr, als sie überzeugen.

Innen ist eigentlich wie Außen, mit dem kleinen Unterschied, dass es Innen ist (also fast nur für mich wahrnehmbar).

Mancher lebt über seine Verhältnisse, andere leben in prekären oder schrägen Verhältnissen. Im Grunde aber treibt alle die Sehnsucht an, in gesunden Verhältnissen zu leben (nehme ich an). Fragt sich nur, was man selbst dafür tun kann, außer einigem.

Zu Konflikt und Krieg in der Ukraine. Manche deutsche Politiker, Regierungsmitglieder und andere maßgebliche Personen, oder solche, die sich dafür halten, fordern immer wieder, man dürfe den Gesprächsfaden mit der russischen Regierung nicht abreißen lassen. Ich frage mich angesichts dieser Forderung, mit wem und über was da gesprochen werden soll (außer über humanitäre Fragen). Festzustellen ist: Die russische Staatsführung hat sich mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine ins Unrecht gesetzt (welche Gründe sie auch immer dafür ins Feld führt) und schafft mit einer brutalen, auch und vor allem gegen die ukrainische Bevölkerung gerichteten Kriegführung Tag für Tag neues Unrecht. Die Liste der Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen ist lang und wird immer länger. Mit einer Regierungs-Administration, die ein solches Vorgehen anordnet und gutheißt, ist ein Dialog in meinen Augen unmöglich (geworden). Man wird sie früher oder später zur Rechenschaft ziehen und diese Rechenschaft wird den russischen Staat und die in ihm lebenden Menschen sehr viel kosten. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland sollte demgegenüber endlich unmissverständlich deutlich machen, dass sie im Verbund mit ihren demokratisch orientierten Partnerregierungen in EU und NATO alles zu tun bereit ist und und vor allem unternimmt, den ukrainischen Staat in die Lage zu versetzen, den ihm von der russischen Regierung aufgezwungenen Krieg zu gewinnen. Die staatliche Souveränität der Ukraine, wie sie vor 2014 bestand, muss wiederhergestellt und garantiert werden. Solange dieses Ziel nicht erreicht ist, kann ein Dialog, der seinen Namen verdient, mit der aktuellen russischen Regierung nicht geführt werden.

Vermutlich gibt es so etwas wie Beginn und Ende gar nicht. Vermutlich handelt es sich dabei nur um (wenn auch zu Zeiten hilfreiche) Konstrukte eines endlichen, einseitig körperorientierten Bewusstseins.

Das Innenleben der/des anderen bleibt uns (sollten wir sagen zum Glück?) verborgen. Wir nehmen Mimik und Gestik wahr, wir hören Worte, wir versuchen, uns einen Reim darauf zu machen, mal besser, mal schlechter.

Mein Glaube, sofern man in meinem Fall überhaupt von Glaube sprechen kann, sucht keinen Gotteskontakt. Er markiert meinen vergeblichen Versuch, der Einsamkeit mit mir selbst zu entgehen. Glaube ich, nun ja, fühle ich mich nicht mehr allein, auch wenn ich weiß, dass ich glaubensinhaltlich einer (reichlich personifizierten) Täuschung erliege.

Schenken sie der Welt das, was sie gut können, ihre Begabung also, und nicht das, was sie vermeintlich können zu müssen glauben. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Mangelnder Sachverstand und fehlender Wille, einem hinreichenden Sachverstand entsprechende Geltung zu verschaffen (aus welchen Gründen auch immer), be- und verhindern nötige (Entwicklungs)Prozesse. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Man müsste Lernen auch auffassen als einen grundsätzlichen und anhaltenden Prozess, Vielfalt von Welt und Leben kennenzulernen, anstatt es bloß auf einen Vorgang zu reduzieren, der Wissensportionen verdrückt und mehr oder weniger verdaut wieder ausscheidet.

Vielleicht nur Science Fiction. Am 14.02.2028 wird in der Hauptstadt zur Regulierung des gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalts das neue Ministerium für Sitte und Anstand eröffnet. Sein erster amtshandelnder Schritt ist die Ausgabe von jährlich durch die Bürger zu erneuernden Bonus-Zertifikaten zur amtlichen Identifizierung persönlichen Wohlverhaltens.

Guter Geschmack basiert auf einem gut ausgebildeten Urteilsvermögen. Prozessual wie produktiv betrachtet, handelt es sich um ästhetisches Denken.

Eine kluge Entscheidung zu treffen, bedeutet manchmal auch zu verzichten, zum Beispiel auf das Silvesterfeuerwerk. Auch 2022 wurde diese Chance unüberhörbar vertan.

Das Gewöhnliche ist ein Kessel voller Konventionen. Wehe, er kocht über.

Wie sehr man einen anderen Mensch liebt, ist vermutlich erst ganz zu beurteilen, wenn er nicht mehr ist. Dann zeigt sich auch, ob die Selbstliebe stark genug ist, die Liebe zum anderen, der nicht mehr ist, aufzuwiegen.

Liebe ist ohne Selbstliebe undenkbar. Dabei kommt es eminent auf die richtige Dosierung an.

Manchmal ist es von Vorteil, das eigene Handeln von der Zukunft her zu betrachten. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Behördlicherseits forderte man, die Männer sollten die Möglichkeit haben, ihr Sperma bei einer staatlichen Samenbank einzulagern, bevor sie an die Front gingen. Sie würden so zeugungsfähig bleiben über einen möglichen Heldentod hinaus. Wer von diesem Akt staatlicher Nächstenliebe profitieren sollte, wurde allerdings nicht gesagt.