Aug 2023

Kultur ist überflüssig. Darin liegt ihr einzigartiger und unbezahlbarer Gewinn (den man sich allerdings leisten können muss).

Früher konnte der Tag nicht lang genug sein, heute ist er zu kurz.

Der Bildschirm (das Display) als Leinwand der Gegenwart.

Bei mir fordert Gelingen immer ein neues, weiteres Gelingen heraus. Ich sehe mich geradezu einem Gelingensdrang ausgesetzt, dem ich wie ein Erfüllungsgehilfe untergeordnet zu sein scheine. Zugeben zu müssen, dass mir nichts gelungen ist, gleicht einem ziemlich unangenehmen Eingeständnis (eigenen Versagens). Ich glaube, ich bin gelingenssüchtig. Höchste Zeit für den Gelassenheitsdrang.

Flexibilität als Gebot der Stunde. Nur wer flexibel reagieren kann, ist in der Lage das Optimum aus sich herauszuholen (selbstverständlich nur bis zum Minimum).

Normierung als abstrakte Form der Diskriminierung (die bereits in der Norm anklingt).

Man sollte Kinder unbedingt für voll nehmen.

Neuerdings schläft er mit dem Gefühl ein, er könnte am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen (dass er mit diesem Gefühl überhaupt einschlafen kann, ist verwunderlich). Wacht er dann doch auf morgens, ist er einigermaßen überrascht. Er braucht einige Zeit, um sich zu orientieren. Für einen sehr kurzen Moment hatte er angenommen, ganz woanders zu sein, aber wo …

Bislang hatte ich das Glück, mir als Künstler nicht zu schaden. Ich hoffe, das bleibt so.

Heute hätte meine Mutter Geburtstag. 102 Jahre wären zu feiern.

Er hatte mehr Glück als Verstand und manchmal auch mehr Verstand fürs Glück. Das mochte zusammengehangen haben (oder auch nicht).

Es heißt, dass in Zukunft die abgelebten Dinge gegenüber den neuen deutlich an Bedeutung gewinnen. Es heißt auch, dass dies zu Gunsten eines gedeihlichen Lebens geschieht.

FastFood, eine Perversion des guten Geschmacks. Man kann es drehen und wenden wie man will. Statt gutem Essen bis aufs Letzte durchrationalisierte Fehlernährungslogistik. Aber man kann es essen.

Unser Wirtschaftswachstum verdankt sich (auch) einem funktionierenden Kreditsystem. Es geht uns gut, aber auf Pump.

Ich habe beschloßen, nichts mehr anzuschaffen. Mein Wohlstand soll in Zukunft auf Verzicht beruhen.

Nichts ist per se schön. Schön wird etwas durch Aufmerksamkeit.

Bauhausstil. Einst bahnbrechende Neuerung, heute (vielleicht falschverstandener Weise) Floskel ästhetischer Ödnis.

Dass er nie darüber hinwegkam, wie fremd ihm andere und anderes waren, so fremd, dass er nicht darüber sprechen konnte (und letztlich auch nicht wollte). Dass sich selbst nahe sein immer bedeutete, anderen und anderem fremd zu sein.

Ich beobachte eine Schnecke, die über die Terrasse kriecht. Ich stelle mir vor, ich wäre diese Schnecke und würde mich auf eine abenteuerliche Weltreise durch den Garten begeben.

Geschehen vom Ende her zu betrachten, setzt ein gut funktionierendes Vorstellungsvermögen voraus. Es funktioniert gut, wenn es benutzt wird (das heißt trainiert).

Ich bin an sich ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Gäbe es mich nicht, hätten andere nichts zu tun.

Eine erholsame Befriedigung daraus ziehen, dem mal stärker, mal schwächer niedergehenden Regen zuzuschauen, in der Gewissheit, nichts anderes tun zu müssen, als diesem für andere tristen Schauspiel beizuwohnen, das sich frag- und antwortlos vor den eigenen Augen abspielt, ganz eigen und ohne einen besonderen Anflug von Bedeutung.

Überhaupt, wer sollte mich denn ernst nehmen, in die Jahre gekommen, wie ich bin? Schon übermorgen werde ich als jemand, den man ernst zu nehmen hat, überhaupt nicht mehr in Frage kommen. Was ich dann noch eventuell zu sagen haben werde, werde ich mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit selbst zuflüstern, Hörfähigkeit vorausgesetzt.

Es soll Leute geben, die schwarze Schafe schöner finden als weiße.

Die sicherste Geldanlage ist die Schenkung.

Jede Kunstform birgt die Tendenz, sich einer Atmosphäre anzunähern, der sie nur bedingt Ausdruck verleihen kann.

Der überwiegende Teil des Lebens besteht aus Erinnerungen. Der Anteil real gelebten Lebens ist demgegenüber verschwindend gering. Vor diesem Hintergrund muss ein möglicher Verlust des Erinnerungsvermögens als Katastrophe erscheinen.

Jeder Tag ist einzigartig. Man merkt das nur nicht, weil es so viele sind.

Zuhören kann man auch in späten Jahren (sofern man sich selbst nicht so ernst nimmt).

Abseits. Gibt es dafür ein Gegenwort, zum Beispiel Daseits, oder Inseits? Diesseits vielleicht? Aber das ist ja das Gegenteil von Jenseits.

Wenn ich als Kind bei Tisch etwas von mir gab, hatte ich oft das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben. Die Erwachsenen reagierten irritiert, schienen manchmal auch peinlich berührt zu sein. Meist ignorierten sie meine Worte. Oder sie korrigierten mich vehement, was eher mir zu gelten schien, als dem, was ich gesagt hatte. Als mir zum ersten Mal Menschen begegneten, die mir verständnisvoll zuhörten und mich sogar in dem, was ich zu sagen hatte, bestätigten, fiel ich aus allen Wolken.

Gute Zeiten halten nicht ewig an, schlechte auch nicht. Zeiten, ob allgemein oder individuell empfunden, verändern sich, zum Guten wie zum Schlechten.

Tristesse eines Morgens im August. Grauer Himmel. Die Erde dampft und die Luft ist dick von Feuchtigkeit. Die Krähe auf dem Hausdach gegenüber weiß auch nicht so recht, wohin sie sich wenden soll. Plötzlich huscht ein Sonnenstrahl über ihr schwarzes Gefieder, als ob er sich darin verstecken will.

Die Vereinzelung (nicht die Individualität) des Menschen als Kehrseite seiner Vermassung?

Wenn man merkt, dass man nicht (mehr) mithalten kann, hat das Altwerden längst begonnen.

Das Grill-Event ist auch nicht mehr die männliche Domäne, die es einmal war.

Ungeeignete Personen kommen in gesellschaftlich relevante Positionen nur, weil geeignete diese Positionen als für sie wenig erstrebenswert erachten. Umgekehrt wäre es vermutlich besser.

Ich bin, also bin ich. Ist das der Weisheit letzter Schluss?

Der Tod an sich ist keine Kränkung, sondern nur eine (mehr oder weniger) zu akzeptierende Lebenstatsache. Was kränkt, ist der eigene Tod.

Eigenartiges Gewitter. Zuerst fernes Grollen, dann anhaltendes Rumpeln über den ganzen grau-tintigen Himmel hinweg, das nach und nach an Lautstärke zulegt. Kaum Blitze. Auch nicht das Splittrig-Zackige, das auf manche Blitze folgen kann. Auf seinem Höhepunkt scheint der ganze Himmel zu vibrieren. Dann heftiger Regen. Gewittererguss.

Glaube ist ein Bedürfnis des Menschen, das von Menschen zum eigenen Vorteil weidlich ausgenutzt wird.

Haben sie heute schon Verantwortung übernommen (für sich)?

Irgendwann wird noch jedes Hauptsächliche zur Nebensache.

Man nannte ihn den Meister des Verstecks. Obwohl vor aller Augen, konnte er sich herrlich unsichtbar machen.

Was spricht das Kind in dir? Kann es stolz sein auf dich?

Scheinbar erlebe ich nichts, was andere nicht auch erleben (oder erleben können). Ich und die anderen, wir leben in ein und derselben Welt. Und doch habe ich das Gefühl, gerade im Spiegel der anderen, dass mein Erleben einzigartig ist (und das der anderen vermutlich auch).

Hätte momentan das Bedürfnis, Holz in den Ofen zu schichten und Feuer zu machen. Doch dann sage ich mir, kommt gar nicht in Frage, es ist doch erst Anfang August.

Er denkt nicht ans Sterben, außer im Moment. So ist das immer.

Einmal im Jahr fuhr ich hin, der Bücher wegen. Er hatte mir das angeboten. ich könne sein Haus hüten und natürlich seine Bibliothek benutzen, während er auf Reisen ist. Ich fuhr also hin, jedes Jahr aufs Neue und zur gleichen Zeit, machte zwischen Weltliteratur Urlaub, wie andere am Meer oder in den Bergen, immer drei Wochen, Logis frei und schier unendlich viel Lesestoff. Erholsamer ging’s nicht.

Je mehr man sich in der Öffentlichkeit aufhält, desto mehr stechen einem die Verrücktheiten anderer ins Auge. Man denkt nicht im Entferntesten daran, dass es andere geben könnte, die die eigenen Spleens registrieren. Man glaubt, man wäre allein mit seinen absurden Beobachtungen. Bis man vielleicht einmal auf den diagnostischen Blick eines anderen Menschen trifft.

Er hat es immer zu etwas bringen wollen. Sich beweisen, zu was er fähig ist, war seine Devise. Auf Dauer hat ihn das überfordert und am Ende das Leben gekostet. Diese eine letzte Aufgabe misslang ihm komplett.

Mit dem Veränderungswillen ist es bei mir so, dass er sich mit meinem Beharrungsvermögen die Waage hält. Darum komme ich auch nicht vom Fleck.

Meine Habseligkeiten passen nicht in einen Koffer, auch nicht in zwei. Das ist bedauerlich.

”I began to loose control …” sang John Lennon in ”Jealous Guy” auf seinem für mich damals wahnwitzigen Album ”Imagine” von 1971. Wie sehr mich dieser Song fesselte. Heute finde ich ihn fast kitschig.

Despoten besitzen den beängstigenden Hang zu Despotismus. Man darf ihnen gegenüber alles sein, nur nicht ängstlich. Angst wittern sie wie Schakale das Aas.

Sprachlich scheint es einen linken Pöbel nicht zu geben, man spricht immer nur vom rechten. Vermutlich sind beide gleich gefährlich und darum grundsätzlich abzulehnen, wenn nötig mit demonstrativer Staatsgewalt.

Der entscheidende Augenblick (etwas zu tun oder zu lassen) ist immer pünktlich.

Die Ereignisse seiner Kindheit und Jugend haben ihn frühzeitig reifen lassen. Später hat er dieser Reife nur noch zugeschaut.

Fortschritt gehört dazu, systemimmanent und systemrelevant im Projekt Mensch, wenn auch leider nicht nur zum Vorteil. Fatale Schwächen des Fortschritts zu erkennen und zu vermeiden, wäre erstrebenswert, fast eine ethische Pflicht, gelingt dem Mensch aber nur mangelhaft.

Obwohl die Zubereitung eigentlich einfach ist, gibt es nichts Schwierigeres als ein Steak genießbar zu braten. Noch jeder Ratschlag führte bei mir bislang zu einem eher durchwachsenen Ergebnis. Es wundert mich nicht, dass Menschen (vorwiegend Männer) Seminare buchen, in denen sie die rechte Steakzubereitung erlernen können. Ich selbst konnte mich bislang dazu nicht durchringen. Auch in Restaurants sind Steaks, meiner Erfahrung nach, eher von zäher Natur. Das schmerzt mich immer wieder. Ich esse nun mal gern Steak/Frites mit grünen Bohnen und Kräuterbutter. Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, das Steak vor dem eigentlichen Bratvorgang eine Weile zu Kochen (mit Schweinshaxen macht man das ja auch so).

Manchmal frage ich mich, womit sich Diogenes in seiner Tonne den lieben langen Tag beschäftigt hat. Er konnte ja nicht ständig einem König, der ihm die Erfüllung eines Wunsches in Aussicht stellte, bitten, aus der Sonne zu gehen.

Abstrakte Kunst ist herrlich. Sie muss nichts, sie will nichts, sie kann nichts. Aber sie ist möglicher Weise unglaublich kunstvoll.

Behäbigkeit geht ja noch. Aber überhebliche Behäbigkeit ist unerträglich. Deutschland ist zur Zeit die Nummer eins in dieser Disziplin.

Der Privatisierungswahnsinn in Bereichen, die alles andere als privat sind.

Vieles von dem, was man meint in der Kindheit erhalten oder entbehrt zu haben, ist Verklärung oder Missinterpretation. Erinnerung ist eine bedeutungsvolle, aber auch überschätzte Fähigkeit des Menschen.

Das Schöne an meinem Beruf ist, dass mich niemand braucht.

Die Einkommensentwicklung hinkt der Preisentwicklung hinterher (vor allem im Immobilienbereich erkennbar). Das liegt am Kapital, bzw. an den unterschiedlichen, teils raffinierten Kapitalvermehrungsstrategien. Kurz: wenn Geld zum Selbstzweck wird.

Wir waren alle mal Kinder, bevor wir das wurden, was wir heute sind: langweilige Erwachsene, die irgendwie komisch sind und alles besser wissen.

Zeitnahes Handeln als Gebot der Stunde. Der rechte Moment ist Sache der Gegenwart.

Ich habe keine Zeit mehr (und will sie auch nicht haben) für die Banalitäten des (täglichen) Lebens. Im Grunde genommen stehen sie nur der Bewältigung des Alltags im Weg.

Je mehr ich versuche informationsspezifisch auf dem Laufenden zu sein, desto weniger habe ich den Eindruck der Information. Mir fehlt vermutlich der Realitätskontakt. So gesehen befinde ich mich in einer Art Informationsillusion.

Auf Fotos, die etwa ein Jahr alt sind, sehe ich aus wie ein alter Mann. Diesen Eindruck, den ich zwischendrin auch mal habe, wenn ich mich im Spiegel betrachte, finde ich verwirrend. Ich habe das Gefühl, dass ich meinem körperlichen Alterungsgeschehen seelisch weit hinterherhinke (vielleicht eine Täuschung). Ich bin da - wie man so schön sagt - nicht auf der Höhe der Zeit, meiner Zeit.

Er hatte nie eine präzise Vorstellung davon gehabt, was das Leben für ihn hätte sein sollen. Leben war für ihn etwas ganz und gar Unwirkliches gewesen, ein universelles (universales?) Zufallsprodukt, nichts, das mit irgendeiner Art göttlicher Fügung zu tun hätte haben können.

Die einen präsentieren sich, die anderen schauen hin. Heute präsentieren sich alle, ergo schaut niemand mehr hin (geschweige denn hört zu). Wohl schon mal geäussert: Ich zeige mich, also bin ich.

Wenn selbst das vermeintlich Neue zu einem alten Hut wird.

Theoretisch können wir mehr als wir praktisch zu leisten in der Lage sind. Besonders auf Leitungsebenen wird diese bittere Erkenntnis sträflich ignoriert. (Fehlermanagement einfach und kompakt)

Tagesaktuell zeugt Vieles von einem beschämend schlechten Geschmack.

Die Sehnsucht hach Geborgenheit ist ein Bedürfnis. Sie wird im günstigen Fall nur einmal im Leben erfüllt, in der frühen Kindheit.

Glücklich schätze man sich, hat man in seinem Leben zur rechten Zeit richtige Entscheidungen treffen können (solche, die nicht ins Unglück führten). Denn auch Entscheidungen - so überlegt sie auch getroffen sein mögen - sind zu einem gewissen Teil Glückssache.

Kennen sie auch das Gefühl, an einem Ort partout nicht mehr bleiben zu wollen, obwohl eigentlich wenig bis nichts dafür spricht ihn aufzugeben?

Dass das Allerwichtigste in meinem Leben etwas ist, das die Mehrheit der anderen Menschen für eher unwichtig hält.

Die formvollendende Realität des Zwielichts.

Die Vorstellung, menschliches Fehlverhalten dadurch zu korrigieren, dass man den Mensch genmanipuliert, ist so jung nicht mehr, deswegen aber nicht weniger erschreckend.

Licht, Freiheit, Weitblick …

Es gibt Menschen, die ihre Interessen auf Teufel komm raus durchsetzen wollen, über die Interessen der anderen hinweg
und ohne Rücksicht auf Verluste. Einen Interessenausgleich kann es mit ihnen nicht geben, was im Umkehrschluss Konfrontation bedeutet, ob einem das passt oder nicht.

Ein nicht zu verachtender Beitrag, ungute Verhältnisse zum Besseren zu wenden, ist die Veränderung eigenen Verhaltens.

Mittendrin im Bahnsteiggewühl saß er, oder besser gesagt, lümmelte er in einem klapprigen Rollstuhl. Er schien zu schlafen, eingesunken, wie narkotisiert, die Beine weit von sich gestreckt. Der Kopf zur Seite geneigt. Aus dem leicht geöffneten Mund etwas Speichel. Die rechte Hand hielt einen Plastikbecher mit ein paar Münzen umklammert. Sie hielt ihn fest und gerade, während die anderen Körperteile völlig erschlafft schienen. Es war nicht auszumachen, ob es sich um eine Mitleid heischende Pose handelte oder um den erbarmungswürdigen Zufall menschlichen Unglücks. Die Lösung dieser Frage war auch nicht nötig, um einen Euro in den Becher fallen zu lassen.

Was ich für andere tue, ist etwas ganz anderes, als man sonst für andere tut, so anders, dass ich es nicht (einmal) in Worte fassen kann.

Wer sich wiederholt, vergewissert sich.

Ich bringe mich nicht mehr auf den Punkt. Statt dessen zeichne ich mir immer wieder Linien vor, denen ich dann garantiert nicht treu bleibe.

Bücher haben einen Klang. Man muss nur auf sie pochen.