Seine geistigen Fähigkeiten sind größer, als er vermutet hätte. Zeitlos betrachtet sind sie umfassend, wenn er sie denn zeitlos betrachten könnte.

Sie scheuen keine Kosten und geben sich auch sonst viel Mühe, dem Tod (also ihrer geistig-seelisch-körperlichen? Auflösung) die kalte Schulter zu zeigen, was mitunter groteske Formen annimmt. Es gelingt ihnen dabei sogar, das Sterbedatum etwas hinauszuschieben. Freilich gehen sie dabei eines Teils ihrer Freiheit verlustig, der Selbstbestimmung Ja zu sagen. Sie leben modern und - entgegen ihrer Vorfahren - nicht mit dem Tod, sondern (vergeblich) gegen ihn.

Würden wir alles am Grad seiner Sichtbarkeit bemessen, ginge Wesentliches unter, z.B. unser Inneres, das wir zwar nicht sehen können, aber wahrnehmen.

Eine für ihr Alter durchaus noch attraktive Frau verriet mir, dass Altwerden für die Frau etwas anderes bedeuten würde als für den Mann. Ihrer Ansicht nach läge das an der unterschiedlichen, biologischen Verfasstheit, die dem männlichen Geschlecht, im Gegensatz zum weiblichen, auch in fortgeschrittenem Alter noch eine gewisse, wenn auch eingeschränkte sexuelle Fähigkeit erhält. Dass deutlich mehr betagte Männer mit deutlich jüngeren Frauen zusammenleben, wie umgekehrt ältere Frauen mit jungen Männern, spräche vermutlich auch dafür.

Wer ins Greisenalter kommt, wird einsam (wenn er es nicht bis dato schon war), weniger, weil Partner/in und Freunde bereits verstorben sind, sondern weil der bevorstehende Tod zum ständigen Begleiter wird. Das schreckt ab.

Schwer vorstellbar, dass die fassbare (und manchmal unfassbare) Realität aus Geistigem hervorgeht, dass Musik, zum Beispiel, nicht eine Sache des Instruments, sondern das Instrument eine Sache der Musik ist (ein wenig winken da Henne und Ei, und ich glaube mit Recht).

Alles technisch Machbare sollte heutzutage seine Natur- und Weltverträglichkeit unter Beweis stellen (müssen), und zwar nicht erst, wenn es zu spät ist.