Auch ich war einmal ein Jugendlicher (nicht anders als heutige Jugendliche sind und zeitbedingt doch ein anderer), der seine Zeit verbummelte. Wäre jemand gekommen und hätte gesagt, Mensch Junge, denk’ dran, du hast Dein Leben noch vor dir, ich hätte ihn ausgelacht (dabei habe ich das Leben nie so ernst genommen wie damals). Für mich gab es nur ein ”Heute”, ein Später gab es nicht. Und heute, fünfzig Jahre danach? Ich lebe zusehends im Früher und ein Später gibt es wieder nicht. Dafür ist es nun zu spät.

Ich möchte keine Gewissensbisse mehr haben müssen, weil ich kein sonderlich fürsorglicher Mensch bin.

Hinter mir ein Typ. Hast du ’nen Euro? Ich drehe mich um und sage nein (was der Wahrheit entspricht). Er: warum? Ich: darum. Er: du kannst mir auch zwei oder drei Euro geben. Ich zucke mit den Schultern. Er lacht und zieht weiter. Eine junge Frau ist seine nächste Anlaufstelle. Sie macht einen ziemlich hilflosen Eindruck und er bekommt seinen Euro.

Besuch beim Betriebsärztlicher Dienst, dem es per Gesetz aufgetragen ist, den Gesundheitszustand der Arbeitnehmer durch regelmäßige Untersuchungen zu erhalten. Diese Maßnahme, bei der auf Grund häufiger Verständigungsproblemen wenig gesprochen wird, beinhaltet einen (Anamnese!?)Fragebogen mit vorgefertigten Fragen, die der Arbeitnehmer selbst auszufüllen hat. Zusätzlich wird ihm zur Bestimmung geläufiger Blutwerte Blut abgenommen (insgesamt vier Röhrchen). Die ermittelten Blutwerte werden ihm einige Zeit später per Post zugesandt. Noch Fragen?

Erinnerung an gemeinsame Fernsehabende. Mein Bruder und ich lümmelten vor dem Fernseher, während meine Mutter, von ihrem Arbeitstag erschöpft, auf der Bettcouch schlief. Sie war in der Lage bei laufendem Fernseher tief und fest zu schlafen. Das sei ihr Glück, sagte sie manchmal, dass sie einen so guten Schlaf habe.

Je mehr er in die Welt schaut, auf all die Menschen und das Drumherum, desto belangloser fühlt er sich. Einen Grund für irgendeine Form persönlicher Einzigartigkeit vermag er nicht anzugeben. Er ist ein Zufallsbefund des Universums, mehr nicht. Dieses Erleben ist irgendwie komisch, interessanter Weise. Mit etwas Tragischem jedenfalls hat es nichts zu tun.

Wenn schon eine Fassade, dann eine mit vielen Fenstern, am besten aus Glas.

Auf den Dächern die nassen Ziegel fast schwarz, die trockenen orange-rot-braun.

Heutzutage (und vielleicht nicht nur heutzutage) wird auch mit Flüchtlingen Krieg geführt.

Gestern ein Eis gegessen (drei Kugeln mit Sahne). Es schmeckte so gut wie immer, war aber teurer als letztes Jahr um die gleiche Zeit. Hinterher fragte ich mich ernsthaft, ob ich mir diesen Genuss in diesem Sommer noch einmal leisten will.

Auch Mehrkosten werden dazu benutzt, mehr Kosten zu verursachen.

Das Leben ist überwiegend komisch.

Ein unglaublich dicker Mann kommt mit einem prall gefüllten Stoffbeutel aus einem Bäckerladen. Er schnappt sich sein Fahrrad, wuchtet sich mühsam auf den Sattel und fährt los. Sein Bauch berührt fast die Lenkstange.