Was habe ich zu verlieren? Im Grunde genommen nur das, woran ich hänge. Also arbeite ich daran, verlustfrei an wenig bis nichts zu hängen.

Vor kurzem überkam ihn der Hang zum Protest. Kein Protest der großen Töne, im Gegenteil, kein Publikum, kaum einer bekommt etwas davon mit. Er protestiert insgeheim, still und leise, in der Sache aber konsequent, wie ein letzter Wille konsequent sein kann. Ein letzter Wille, ja, das kommt hin. Eine letzte Erkenntnis. Protest, das Nichteinverstandensein mit den Verhältnissen als (vielleicht einzige) ehrliche, menschliche Haltung. Das Mittel der Wahl, meint er.

Planetarisch betrachtet, lebt zumindest ein Teil der Menschheit über seine Verhältnisse.

In den Abend hineingehen mit der Erwartung, dass sich immer ein Morgen bilden wird. So lebt der Mensch (und Gott lächelt ungläubig verständnisvoll dazu).

Immer, wenn wir uns begegnen, was zugegebenermaßen täglich vorkommt, schaut er mich an. Ich frage mich, warum er das tut. So schauen. So ernst und ein wenig traurig, nicht lebensfroh, aber auch nicht lebensmüde. Trifft mich sein Blick, fühle ich mich unweigerlich verantwortlich, ohne allerdings zu wissen, wofür. Er klagt mich nicht direkt an, er scheint bloß zu sagen: auch Du! Er spricht das ganz schlicht aus, selbstverständlich. Vermutlich darum kann ich mich dem Blick nicht entziehen. Da schaut mich der Vorwurf einer tief verletzten Person an (ich glaube das trifft es ganz gut), die aber ihre Verletztheit (mittlerweile?) weit hinter sich gelassen hat. Ich könnte ihn ja mal ansprechen, aber ich traue mich nicht.

Kann man an etwas nicht hängen und es trotzdem lieben, oder etwas lieben, ohne daran zu hängen?

Das Universelle währt immer am längsten.