Sep 2022

Jede zur Anwendung kommende Technik schafft aus einer bestehenden Wirklichkeit eine andere Wirklichkeit, manchmal auch eine neue. Wirklichkeit aber ist immer Wirklichkeit eines Subjekts (Individuums).

Wissen sie, die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sind zwar begrenzt, aber wir arbeiten kontinuierlich daran sie zu entgrenzen. Unvermeidlich, dass uns da welche verloren gehen. Und wenn wir dann gar keine Möglichkeiten mehr haben (weil vor lauter Entgrenzung alle verschwunden sind), kann vielleicht wieder etwas möglich werden.

Vermutlich, weil er seit früher Kindheit ohne Vater aufgewachsen war, wollte er zeitlebens ein starker Mann sein (was mit der Zeit über seine Kräfte ging).

Dass der Mensch hingehen und sich die Erde untertan machen soll, zieht eine Menge Arbeit nach sich, vor allem auch Zerstörung. Kaum vorstellbar, dass (ein) Gott so etwas je gewollt haben könnte: seine Schöpfung, endend in einer durch den arbeitsamen Mensch verursachten Klimakatastrophe. Dagegen der Mensch, der ja schau’n muss, wie er durchkommt, trotz aller wissenschaftlichen Errungenschaften, auch heute noch.

Börsenhandel, ein schwieriges Thema, noch schwieriger, wenn es um menschliche Grundbedürfnisse geht (also Brot, Wasser, Wärme, etc.).

Was eine Gesellschaft (ich spreche lieber nicht von Nation) zusammenhält, fragst du. Nun, ein wenig mehr oder weniger Staatsgewalt, vielleicht eine gemeinsame Sprache auch, ein inspirierender Gründungsmythos mit entsprechender Tradition, …, vor allem aber mäßiger (und maßvoller) Wohlstand für möglichst Viele.

Wenn schon, dann hat Kunst kunstvoll künstlich zu sein, nicht künstlich kunstvoll.

Ich denke durch und durch korporal, extrakorporales Denken ist mir bislang unbekannt. Die Frage dabei, wie es sich mit den Gedanken verhält.

Verweigerung als ein wesentlicher Aspekt demokratischen, also politischen Handelns.

Es gibt ideelle und materielle Werte. Hausieren gehen lässt sich mit beiden.

Der Unterschied zwischen Brennstoff und einem Ölbild, z. B. von Canaletto? Der Brennstoff bewahrt mich vor Kälte, das Bild von Canaletto dagegen lässt mich vergessen, dass es kalt ist.

Unser Körper ist durch und durch archaisch. Er hat sich seit Jahrtausenden nicht wesentlich verändert. Auch sind ihm immer noch keine Flügel gewachsen.

Mein Vater züchtete meines Wissens keine Kaninchen. Er backte auch kein Brot. Eigentlich kann ich gar nicht sagen, was mein Vater beruflich so getrieben hat. Wahrscheinlich hat er sich durchgeschlagen (wie ich), irgendwie.

In einer totalitären Gesellschaft werden Verschiedenartigkeit, Vielschichtigkeit und Tiefe im menschlichen Miteinander von den Machthabern systematisch korrumpiert. Absolut gesetzt sind Einigkeit in fehlgeleiteter Gesinnung und fehlgeleitetem Handeln.

Verstehen heißt nicht Billigen.

Ich bin der Sklave eines Körpers. Damit er sein kann (und ich mit ihm), muss ich Tag für Tag für ihn (und mich) schuften, auch wenn ich mir alle Mühe gebe, mein diesbezügliches Arbeitspensum auf ein Minimum zu reduzieren. Eigentlich müsste es heißen: ich bin der Sklave meiner selbst.

Das sind doch ganz unkultivierte Leute, Geld hin oder her. Von einer Ästhetik mitmenschlichen Umgangs scheinen die noch nie etwas gehört zu haben. Die gehen nicht um mit anderen, die springen mit ihnen um, ganz nach Belieben (ideologisch verblendet und machtbesessen wie sie sind). Das einzige, was ihrem zerstörerischen Treiben letztendlich das Grab zu schaufeln vermag, ist der phantasievolle und nicht klein zu kriegende Freiheitswille Einzelner, die nach und nach keine Einzelnen mehr bleiben.

Politischer Raum entsteht nicht allein durch Politiker samt ihrer politischen Aktivitäten, sondern ist mitmenschliches Bedürfnis (a priori). Wie mit dieser Bedürftigkeit umgegangen wird, prägt das Klima dieses Raums und seine Gestalt.

Vernachlässigte Menschen tragen die erlebte Vernachlässigung ein Leben lang mit sich herum.

Ein politischer Mensch ist sich mitmenschlich bewusst, was er durch sein Handeln verursacht, und handelt danach.

Das Anlegen eines Maßstabs führt zwar zu objektiven, aber immer subjektiv interpretierten Ergebnissen.

Das Maß aller Dinge ist der Mensch. Das Maß des Menschen ist der andere, vorteilhafter Weise der Einzelne für sich selbst, sofern er in der Lage ist, einen Maßstab an sich selbst anzulegen (was er besser nicht tun sollte).

Für ein Wesen, das (zumindest) weiß (wenn auch nicht immer aus eigener Anschauung), dass es irgendwann nicht mehr sein wird und sich in einer Welt (die so auch irgendwann nicht mehr sein wird) wiederfindet, die es selbst nicht gemacht hat, ist es schwer auf das Erklärungsmodell eines göttlichen Urhebers zu verzichten. Es war einmal (Ursprung) und es wird einmal wieder sein (neuer Ursprung) ist unter transzendentem Gesichtspunkt eine eher unbefriedigende Aussage.

Weil wir wissen (sehen), dass die anderen Augen haben, gehen wir fälschlicher Weise davon aus, dass sie auch sehen können und darüberhinaus das sehen, was wir selber sehen (hören, riechen, schmecken, fühlen).

Sinnlichkeit ist das Individuellste (des Menschen), was es gibt.

Ohne die Vorstellung eines und/oder mehrerer Götter besteht der Ursprung aus einem unablässigen Kommen und Gehen (siehe Nietzsche). Wo aber ließe sich da ein Ursprung verorten? - Allenfalls könnte man von Partialsprüngen sprechen, von vorübergehenden Sprungheiten, so unbeständig wie Wolken am Himmel.

Überschuss ist ein Problem, ökonomisch wie ökologisch, Mangel auch.

Die Weisheit des Alters, es gibt sie und es gibt sie nicht.

Die innere Fähigkeit auf Reisen zu gehen, ist nicht das Gleiche wie die äussere Möglichkeit des Reisens.

Rein logisches Verhalten ist unmenschlich. Da der Mensch aber kein ausschließlich logisches Wesen ist, wird es immer wieder eingefangen in unlogische, aber desto mehr menschliche Unvollkommenheiten.

Was gibt es in ihrem Leben, das sie mit dem Begriff Tradition umschreiben würden? - Wenn sie darauf keine oder eine nur ungenügende Antwort wissen, sind sie alles andere als ein Traditionalist (oder einfach nur der Vergangenheit entfremdet).

Vieles habe ich gesehen. Leid wechselte ab mit Wonnevollem, Schönes mit Hässlichkeit. Ich könnte sagen: mir reicht’s, ich hab’ die Schnauze voll. Aber wen interessiert das? Und - ehrlich gesagt - mich am allerwenigsten. Ich lebe in der Welt und ohne Welt so gut oder schlecht, wie ohne Welt und in der Welt. Vielleicht, wer weiß, wird mir irgendwann irgendjemand sagen, was ich da falsch verstanden habe, und ob überhaupt. Bis dahin …

Nichtverstehen kennt (mindestens) zwei Ursachen, das eigene Unverständnis und das Unverständliche.

Logik kennt keine Unschärfe. Leben dagegen ist unscharf, ja, man könnte behaupten, dass erst eine gewisse Unschärfe ihm seine Daseinswucht verleiht. Offenbart sich diese Wucht, ist man logischerweise erschüttert.

Das ausschließlich Gute ist der Feind des Menschen, der Wunsch nach seiner Verwirklichung eine Katastrophe (und davon abgesehen in letzter Konsequenz zum Glück unmöglich).

Gesellschaft als das Zusammenleben von Menschen (beieinander/miteinander) unter rationalen wie irrationalen Aspekten (die manchmal schwer auszuhalten sind).

Als kompetenter Konsument verhält man sich eminent politisch.

Ich arbeite mit der ”Unbekannten X” für einen Tag X. Allerdings liegt mir die ”Unbekannte X” Paul Klee’s mehr am Herzen als besagter Tag.

Heutzutage müsste sich der Wert einer Ware bemessen nicht nur an den Tatsachen ihrer Konstruktion, sondern ihrer rückstandsarmen (je ärmer, desto besser) Destruktion.

Die Qualität einer Rezeption steht in unmittelbarem Verhältnis zur Qualität der Rezeptionsmöglichkeit des/der Rezipierenden.

Ich lebe in der Geschichte und ich schreibe Geschichte partiell (und ganz individuell) fort. Also bin ich Teil der Geschichte, wie sie Teil ist von mir.

Geschichte heißt Erinnern, an Ereignisse, an Erinnerungen von Ereignissen, an Erinnerungen von Erinnerungen von Ereignissen, usw. …

Was mir sofort auffiel, war ihr Gang. Er hatte etwas ungemein Leichtes, Graziles. Sie schien nicht eigentlich zu laufen (wie andere Menschen laufen), sondern eher ihre Schritte während des Dahinschreitens unaufhörlich zu vervollkommnen, gleich dem Auf und Ab von Wellen, die stets gleich und doch immer etwas anders auflaufen und ihre rhythmischen Spuren hinterlassen. Sie ging im Wellenschritt. Sie schien überhaupt dem Wasser zu entstammen, ja, in meiner Vorstellung beheimatete ich sie unter Wasser, im Ungefähren verschiedener Strömungen und Seichten. Dass sie jetzt hier, in der belebten Straße, in der sich alle anderen vergleichsweise plump fortbewegten, mich eingeschlossen, vor mir her wogte, schien irgendwie ein, wenn auch beglückendes, Missverständnis zu sein.

Die Energieknappheit ist auch bei mir groß. Mein Öllieferant will (warum auch immer) entschieden zu viel Geld für sein Öl, auch der Strom kostet mittlerweile mehr als mir lieb sein kann, vom Wasser ganz zu schweigen. Ich habe alles abbestellt. Nun sitze ich in der kalten Bude und koche draußen auf offenem Feuer. Das hab’ ich nun davon. Täglich warte ich sehnsuchtsvoll auf den Anbruch des Tages, mit dem ich dann ohne Internet nichts anfangen kann. Ab und an, wenn es geruchsmäßig gar nicht mehr anders geht, schleppe ich mich widerwillig zu einem nahe gelegenen Gewässer. Hinterher schlottere ich am ganzen Leib, aber ich bin wenigstens sauber.

Hinter jedem Produkt steht mindestens ein für seine Herstellung verantwortlicher Mensch (was auch für Dienstleistungen gilt, die ebenfalls etwas Produktives an sich haben). Um was für Produkte es sich dabei handelt, spielt dabei zunächst keine Rolle.

Totalitäre Religionen gibt es nicht, totalitäre Konfessionen schon. So individuell religiöses Empfinden ist, so weit entfernt ist es von jeglichem totalitären Gebaren.

Höhere Zwecke sind mir ein klein wenig unheimlich. Allein die Zwecke, und dann noch höhere!

Römisches Lammragout (für 2 Personen).
400 g Lammfleisch (der Metzger weiß, welches für ein Ragout geeignet ist), 150 g gewürfelter, gut durchwachsener Speck, eine mittelgroße, halbierte und in Streifen geschnittene Zwiebel, fünf sehr klein gehackte Knoblauchzehen, zwei mittelgroße, enthäutete und geviertelte Tomaten, ein Zweig Rosmarin, ein halber Liter (trinkbarer) Weißwein, je ein Teelöffel Brühe und Zucker, etwas Sahne und Pfeffer aus der Mühle.
Speck und Lammfleisch bei starker Hitze anbraten. Nach einigen Minuten Zwiebeln zufügen und mit braten lassen. Dann, bis auf die Sahne, die restlichen Zutaten zugeben und alles eineinhalb Stunden auf kleiner Hitze schmoren lassen. Eventuell etwas Wasser zugeben, falls zu viel Flüssigkeit verdampft sein sollte. Zum Schluss das Ragout mit einem Teelöffel in etwas Wasser aufgerührter Speisestärke oder Mehl abbinden und mit einem Schuss Sahne verfeinern. Gut pfeffern.
Dazu passen gekochte Kartoffeln, Gnocchi oder Polenta. Ein Salat darf nicht fehlen und ein fruchtig-trockener Wein (warum nicht aus Latium?), egal welcher Farbe, stellt eine ausgesprochene Bereicherung dar.

Konfessionen kennen Lohn und Bestrafung (meist posthum), Religion nicht.

”Konkurrenz belebt das Geschäft” und erhöht den Druck (nicht immer zum Vorteil der Beteiligten).

”Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist …”, ein bekanntes (Kinder) Spiel, das mit fast nichts auskommt und so ganz nebenbei die Allgemeinverbindlichkeit oder Nichtallgemeinverbindlichkeit sinnlichen Erlebens thematisiert.

Die Tyrannei vermeintlicher Andersartigkeit: man setzt das eigene, vermeintliche Anderssein als allgemeinverbindlich und pocht, wenn es sein muss mit Gewalt, auf Allgemeinverbindlichkeit.

Konfession als scheinbar existenzielle Übereinkunft, Religion als faktisch existenzielles Bedürfnis.

Ich lebe um tätig zu sein, aber ich arbeite um zu leben.

Wer auf Änderungen pocht, sollte sich zuerst selbst ändern.

In meinem Alter hat man keine Zeit mehr zu verlieren, aber leider passiert mir genau das, dass Zeit mir von Tag zu Tag mehr verloren geht. Deshalb habe ich beschlossen, sie auf gar keinen Fall mehr aufzuhalten.

Der (vielleicht entscheidende) Unterschied zwischen Konfession und Religion liegt in der Konfessionen innewohnenden Tendenz zu Allgemeinverbindlichkeit, die Religion (da es sich um bloßes Bedürfnis handelt) mangelt.

Selbsterkenntnis ist nicht dasselbe wie Welterkenntnis, aber ohne Selbsterkenntnis gibt es letztere nicht.

Geschichte als mehr oder weniger (un) verbundene Aneinanderreihung von Geschichten, die alle einmal Ereignisse waren und in sinnvoller Weise aufeinander bezogen werden, pendelnd zwischen reiner Bestandsaufnahme und erzählend-beschreibender, vielleicht analytischer Dokumentation.

In jeder (einzelnen und darum subjektiven) Lebensgeschichte verbirgt sich die Angst vor der Erkenntnis, sie könnte verfehlt sein.

Wer sich selbst erkennt, steht vor nichts anderem als vor sich selbst, und das ist nicht viel.

Wie es aussieht, lebt der Mensch heute in einer Welt ohne Gott, auch oder gerade entgegen fundamental-konfessioneller Interessenverbände. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich um diese Welt (maßvoll und einfühlsam) zu kümmern und (ebenso maßvoll und einfühlsam) für sich selbst zu sorgen.

Nicht immer ist der/die Tätige im Vorteil.

Eine spannende, durchaus konfliktbeladene Vorstellung, dass Gott (welcher auch immer) den Mensch nur geschaffen hat, weil er sich selbst nicht um seine Schöpfung kümmern wollte (ob des leichten Lebens wegen sei dahingestellt). Als scheinbar nachvollziehbare Legitimierung inszenierte er den Sündenfall, woraus der Mensch den Schluss ziehen musste, dass seine Existenz unter Umständen nichts anderes als eine perfide Bestrafung darstellt.

Wenn man dazu neigt, dem anderen Gegenüber mehr zu glauben als dem eigenen.

Gesehen werden heißt, sich zeigen, und wer sich zeigt, will auch gesehen werden. Will man nicht gesehen werden, zeigt man sich nicht, was etwas anderes ist als sich verbergen.

Stille, fast unbemerkte Übereinkunft in der Kunst (zwischen Kunstschaffenden) ist die Kunst, besser das Künstlerische in der Art und Weise des Ausdrucks, nicht im Was des zum Ausdruck-Kommenden. Würde letzteres, das Was, eine Übereinkunft bilden, bedeutete dies (Formen) Kanon, letztlich Dogmatik, etwas der Kunst heute ganz Fremdes. Außerdem sind Dogmen nicht mehr das, was sie einmal waren.

Politiker/innen sind keine Marionetten des gesellschaftlichen Willens (der gesellschaftlichen Meinung), ihm aber, als von der Gesellschaft indirekt Gewählte, verpflichtet. Der Grad zwischen ihrer persönlich politischen Freiheit und ihrer gesellschaftlichen Gebundenheit ist schmal und muss aus demokratischen Gründen schmal sein (auch wenn dies in der Sache nicht immer von Vorteil ist).

Gerade heute wäre scharf zu trennen zwischen Arbeit und Erwerbsarbeit. Ein tätiges Leben muss nicht unbedingt ein arbeitsames (im Sinne des Erwerbs) sein.

Kunst, die nichts kostet, ist nichts wert, Kunst, die viel kostet, muss nicht mehr wert sein.

Irgendwann hatte er dann doch begriffen, dass es sinnlos war, andere belehren zu wollen. Im Grunde genommen lag das in seiner Freiheitsauffassung begründet, die er anderen nicht vorenthalten wollte und konnte.

Renommee, das scheinhaft Übrigbleibende, wenn nicht mehr ist (oder nie war), worauf es sich gründet. Ist es ruiniert, das Renommee, lässt es sich so schnell nicht wieder ins Gute rücken. Und alles, worauf man es projiziert hatte, löst sich mit seinem Ruin in Luft auf, als ob es nie gewesen wäre. Daher sein mit Vorsicht zu genießender, immer in Beweispflicht stehender Charakter.

Als Kind wurde mir manchmal gesagt: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu. Ich glaube, dass dieser kurze Reim mein Gewissen nicht unerheblich geprägt hat, vermutlich mehr, als die zehn Gebote des Religionsunterrichts.

Denken und intensive Selbstbeobachtung (zwei in eins) stehen in selbstverständlichem Zusammenhang. Ohne Selbstbeobachtung bekomme ich gar nicht mit, dass ich denke, bzw. denken kann. Für diesen Prozess der Selbstreflektion bedarf es der Stille und, in gewisser Hinsicht, der Einsamkeit.

Mit sich selbst übereinstimmen heißt: mit nichts so sehr übereinstimmen, wie mit sich selbst.

Gefallen als Indikator künstlerischen Gelingens kann täuschend echt sein und echt täuschend. Das „Es leuchtet plötzlich ein, dass etwas gut ist“ täuscht eigentlich nie.

Jedes Bild, das ich beginne, fängt irgendwann während seines Entstehungsprozesses an, ein Eigenleben zu führen. So kommt es mir zumindest vor. Aber in Wirklichkeit bin ich dieses Eigenleben, steckt dieses Eigenleben in mir selbst drinnen, und das Bild macht dies ”nur” mehr oder weniger beredt sichtbar. Ob ich will oder nicht, jedes Werk ist Teil von mir, also Teil meiner Biografie. Manchmal ist mir unangenehm, dass das so ist.

Anscheinend können Bilder nachreifen, ähnlich wie Tomaten, die man ein wenig zu früh vom Strauch gepflückt hat. So der Anschein. Aber eigentlich reife ich (nach). Das Bild bleibt, was es ist. Ich kann es nur anders auffassen, vielleicht umfänglicher, tiefer, in seiner künstlerischen Bedeutsamkeit tendenziell klarer.

Zeit braucht Reife, wie die Reife Zeit.

Was ich wirklich durchdacht habe, kann mich nicht mehr in Verwirrung stürzen, denn ich habe mir selbst in die Augen gesehen, ins Innere geschaut, war mir selbst Ohr und Gesprächspartner in einem.

Was tut man nicht alles ohne Herz, was mit Herz zweifellos besser getan wäre.

Unter Vita contemplativa versteht jeder ein wenig etwas anderes. Das Spektrum reicht von meditativem Einsinken ins Nichts bis zu reflektorisch betrachtender Weltschau. Und dann noch die Muße (nur verwandt oder das Gleiche?), ebenfalls alles andere als fest umrissen. Gegenüber dieser Auslegungsvielfalt erscheint Vita activa eindimensional auf Handeln gepolt.

Das feine Erleben des ”Nun-ist-es-aber-genug” ist uns Gut-Situierten verloren gegangen. Darum können wir nie genug bekommen.

Dass, was jetzt ist, möglicherweise im nächsten Augenblick nicht mehr sein kann, unfassbar!

Du kannst für alles Mögliche einen guten Job machen, aber nicht alles Mögliche ist das Gute auch wert.

Alles Handeln besitzt eine moralische Dimension, man kann es drehen und wenden, wie man will.

Etwas, das nichts weiter ist als ein sinnloser Herstellungsprozess von etwas ohne nennenswerte Bedeutung. Und dann kommt Kunst dabei heraus.