Renommee, das scheinhaft Übrigbleibende, wenn nicht mehr ist (oder nie war), worauf es sich gründet. Ist es ruiniert, das Renommee, lässt es sich so schnell nicht wieder ins Gute rücken. Und alles, worauf man es projiziert hatte, löst sich mit seinem Ruin in Luft auf, als ob es nie gewesen wäre. Daher sein mit Vorsicht zu genießender, immer in Beweispflicht stehender Charakter.

Als Kind wurde mir manchmal gesagt: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu. Ich glaube, dass dieser kurze Reim mein Gewissen nicht unerheblich geprägt hat, vermutlich mehr, als die zehn Gebote des Religionsunterrichts.

Denken und intensive Selbstbeobachtung (zwei in eins) stehen in selbstverständlichem Zusammenhang. Ohne Selbstbeobachtung bekomme ich gar nicht mit, dass ich denke, bzw. denken kann. Für diesen Prozess der Selbstreflektion bedarf es der Stille und, in gewisser Hinsicht, der Einsamkeit.

Mit sich selbst übereinstimmen heißt: mit nichts so sehr übereinstimmen, wie mit sich selbst.

Gefallen als Indikator künstlerischen Gelingens kann täuschend echt sein und echt täuschend. Das „Es leuchtet plötzlich ein, dass etwas gut ist“ täuscht eigentlich nie.

Jedes Bild, das ich beginne, fängt irgendwann während seines Entstehungsprozesses an, ein Eigenleben zu führen. So kommt es mir zumindest vor. Aber in Wirklichkeit bin ich dieses Eigenleben, steckt dieses Eigenleben in mir selbst drinnen, und das Bild macht dies ”nur” mehr oder weniger beredt sichtbar. Ob ich will oder nicht, jedes Werk ist Teil von mir, also Teil meiner Biografie. Manchmal ist mir unangenehm, dass das so ist.

Anscheinend können Bilder nachreifen, ähnlich wie Tomaten, die man ein wenig zu früh vom Strauch gepflückt hat. So der Anschein. Aber eigentlich reife ich (nach). Das Bild bleibt, was es ist. Ich kann es nur anders auffassen, vielleicht umfänglicher, tiefer, in seiner künstlerischen Bedeutsamkeit tendenziell klarer.

Zeit braucht Reife, wie die Reife Zeit.

Was ich wirklich durchdacht habe, kann mich nicht mehr in Verwirrung stürzen, denn ich habe mir selbst in die Augen gesehen, ins Innere geschaut, war mir selbst Ohr und Gesprächspartner in einem.