Dec 2024

Auch fern halten muss ich mir die Welt. Sie anhaltend zu fokussieren, sie gleichsam mikroskopischen Dimensionen zu unterwerfen, übersteigt zuweilen meine Kräfte.

Schau dir so genannte Machthaber an. Vor kurzem hat es wieder einen erwischt. Von einem Tag auf den anderen sah er sich aller Macht beraubt und sein perfides Unterdrückungssystem fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Gestern noch über Leben und Tod entscheidend, als ob es sich um Dinge des täglichen Bedarfs handelte, heute entmachtet und bedeutungslos. Was für eine jämmerliche Figur! Nicht lang und sie wird vergessen sein, nichts als ein schmutziger Krümel im Getriebe der Welt. Bleibend aber der dingliche und menschliche Schaden, den sie anzurichten vermochte, nicht ohne willfährige Helfer der Macht (deren immer zu viele sind). Wer zieht sie zur Verantwortung?

Nichts ist von Ewigkeit. Auch Weihnachten wird nicht ewig Weihnachten sein. Aber bis dahin freue ich mich über diese Zäsur im Rahmen allgemeiner Alltagsbefindlichkeit, lasse das Weihevolle beiseite und versuche anderer Freude zu sein. Woran ich die Freude genau festmache, kann ich nicht angeben. Wahrscheinlich an all den Menschen, die mir liebevoll begegnen.

Wiederholt war in der Vergangenheit die Rede davon, das Parlament, bzw. die Anzahl der Abgeordneten im Bundestag, zu verringern. Daraus ist meines Wissens bis heute nichts geworden. Im Augenblick sitzen (laut Internet-Auftritt des Bundestags) 733 Abgeordnete im Bundestag. Mein unmaßgeblicher Vorschlag: 233 Abgeordnete weniger, 500 Mitglieder maximal, gemäß dem Rat der Alten im antiken Griechenland.

Zumindest vorübergehend würde ich mir ausschließlich eine politische Kraft in Regierungsverantwortung wünschen, fern jeglicher Ideologie, beschäftigt mit dem Notwendigen. Eine Regierung zumal, die vor allem das Richtige tut. Was das Richtige ist, fällt mir aber nicht ganz leicht zu bestimmen. Mit der Identifizierung des Falschen tue ich mich leichter.

Ich finde Politiker toll, die Fehler machen, die zum Guten führen. Politiker, die bleibenden Schaden anrichten, sind mir nicht so sympathisch.

Nirgends bleiben Fehlentscheidungen personell so folgenlos wie in der Politik.

Eine konservative Einstellung hat mit Nationalsozialismus nichts gemein. Erstere ist staatstragend, während letztere den Staat missbraucht (und letztlich zerstört) zu einem verlogenen Stück vermeintlicher Kommunität übelster Sorte.

Wer radikal rechte wie radikal linke Tendenzen (Kräfte) politisch ernst nimmt, sitzt einem verhängnisvollen Irrtum auf. Er täuscht sich über die im Geheimen angestrebte Annexion politischer Gewalt zu demokratiefeindlichen Zwecken, die diesen Tendenzen innewohnt, hinweg.

Alle, die einem Gemeinwesen angehören, haben zumindest die eine Pflicht, diesem Gemeinwesen - so sie es nicht fördern - nicht zu schaden.

Ein Gemeinwesen (wie jede Person für sich) wird beschädigt, wenn sie sich gemein macht.

In dem Wort Schön schwingt die Unendlichkeit kreativer Möglichkeiten (kreativen Geschehens). Bezeichnen wir etwas als schön, haben wir Teil an (und sind Teil) der Realisierung einer dieser Möglichkeiten, objektiv wie subjektiv.

Deregulierung von überregulierten Lebensverhältnissen fängt beim einzelnen an. Wer aus bewusstem wie unbewusstem Unbehagen über die Unberechenbarkeit eigener Existenz alles und jedes reglementieren will, nimmt dem (seinem) Leben die Luft zum Atmen.

Politisch betrachtet könnte man sagen Deregulierung sei heute fast so etwas wie Bürgerpflicht, eine Art selbstregulierender Zivilcourage.

Auch wenn ich mich in der Hauptsache mit künstlerischen Themen beschäftige, bedeutet das nicht, dass mir andere Bereiche des Lebens, zumal die alltäglichen, fremd wären. Obwohl, manchmal fühle ich mich der Gegenwart (und das heißt den gegenwärtigen Menschen) fremd, ohne dass mich das sonderlich stören würde. Ich arbeite an meiner Gelassenheit. Ich habe damit genug zu tun.

Als Kind war ich der Meinung: alles ist (nur) ein Spiel. Heute denke ich das immer noch, aber ich weiß, dass Ernst daraus geworden ist.

Menschen, denen man Dummheit nachsagt, sind meist nicht so dumm wie angenommen. Sie sind vor allem unaufmerksam (bedeutsamen Hinsichten gegenüber). Ein mehr oder weniger verständliches Fehlverhalten leider ästhetischen Ausmaßes.

Wirklich reich möchte ich nicht sein. Ein klein wenig vermögend schon. Das wäre schön. Über den Umfang des Vermögens wäre zu urteilen. Auf einen Tausender mehr oder weniger käme es nicht an.

Freiheit ist eine Sache mehr des sich Freimachens von als des Freiseins für.

Was ein Politiker sagt und was er tut, unterscheidet sich mitunter erheblich voneinander. Das ist außerhalb der Politik ähnlich. Darum schenke ich demjenigen mein Vertrauen, der tut, was er sagt (sofern er nichts Böses im Schilde führt). Sollte es sich um einen Politiker handeln, schenke ich ihm auch meine Stimme, vorausgesetzt die politische Einstellung stimmt.

Ein einfacher Befund. Die Welt ist, weil ich sie sinnlich, das heißt vermittelt über fünf bis zwölf Sinne (je nach Anschauung und Auslegung) erleben kann. Ohne die vermittelnde Tätigkeit des mir zur Verfügung stehenden Sinnesapparats kann ich nichts wissen über die Welt. Möglicherweise wäre sie eine völlig andere als die momentan von mir Wahrgenommene. Ich könnte noch nicht einmal sagen, ob es sie gibt, wenn ich überhaupt in der Lage wäre, etwas zu sagen. So gesehen habe ich meiner Sinnestätigkeit gegenüber eine große Verantwortung. Sie bedarf meiner Pflege und Fürsorge. Sie hält mich am Leben und verschafft mir zugleich Zugang zu ihm.

Was ich wie erlebe, kann von der Idee her universell sein, und ist in der Realität individuell.

Dass Selbsterziehung der beste Weg ist, um Dinge und Verhältnisse außerhalb eigener Befindlichkeit zum Besseren zu wenden, ist ein alter Hut. Die Erkenntnis ist relativ einfach, ihre Realisierung verhältnismäßig schwer. Und wer hat schon Interesse an alten Hüten?

Nach meinen Vorfahren gefragt, muss ich passen. Mir ist wenig über sie bekannt, eigentlich so gut wie nichts. Dass mich dieses Unwissen in Verlegenheit bringt, kann ich nicht behaupten. Allenfalls ungewöhnlich finde ich meine familiären Lücken. Aus eigenem Erleben sind zu nennen: eine Großmutter mütterlicherseits (plus ihrem Bruder, dem ich aber kaum begegnet bin). Das war's schon, abgesehen von Mutter und Schwester der Mutter, sowie einem Vater, der alsbald aus meinem Leben verschwand.

Fragen, die ich mir nicht stelle, kann ich nicht lösen.

Da Fragen gern ästhetischer Natur sind, steht ihnen eine kreative Beantwortung gut zu Gesicht. Zum Beispiel die Frage nach Gott. Auf welche Tradition erfindungsreicher Antworten lässt sich da (zurück)schauen. Konfessionelle Angebote, von philosophischen Einlassungen ganz abgesehen, sprechen für sich.

Naturwissenschaftliches Fragen steht heutzutage im Brennpunkt des Interesses. So berechtigt und hilfreich für menschlich-weltliche Belange das auch ist, nicht zu vergessen und zu unterschätzen ist die kreative Potenz dieses Fragens.

So manches hat seine Berechtigung, auch ohne dass es etwas zur Klärung beizutragen hat.

Grundlegende Veränderungen brauchen Zeit (die der Mensch zur Genüge hat, sieht man von seiner Sterblichkeit ab). Die Frage ist nur, was in der Zwischenzeit passiert.

Wer denken kann, gebrauche seinen Kopf. Wer nicht so gut denken kann, gar den Kopfgebrauch ablehnt, höre auf die, die wahrhaft denken können (wofür man allerdings denken können sollte).

Heute morgen läuteten die Glocken der Dorfkirche vor der Zeit (normalerweise sechs Uhr). Entweder habe ich das geträumt (dann müsste ich aber im Traum aufgestanden und ins Bad gegangen sein), oder das vorzeitige Läuten markierte einen besonderen Tag des Kirchenjahrs, von dem ich als gläubiger Atheist keine Ahnung habe.

Was man will, kann man nicht, und was man könnte, will man nicht. So die Unentschlossenen in ihrem Bemühen um rechtes Können und Wollen.

Es war ihm zuwider, dem Geschäft seiner Tage nachzugehen, ohne zu wissen, was er tat (besser: ohne wissen zu wollen, was er tat). Als er erkannte, dass nur so ein einigermaßen gedeihliches Leben möglich war, wandte er sich ab. Wohin, blieb sein Geheimnis.

Wer nur den rechten Glauben hat, ... Und dann?

Die Stunden schreiten voran, der Tag aber bewegt sich nicht vom Fleck.

Willkommen im Kreis der Unzulänglichen. Da bin ich wenigstens unter Gleichgesinnten, also in guter Gesellschaft. Das Bekennen eigener Nichtwürdigkeit ist nicht verpönt (sofern ernst gemeint). Es gehört zum guten Ton.

"Ich habe mein Buch nicht mehr gemacht, als mein Buch mich gemacht hat, ein Buch vom Fleisch und Blut seines Verfassers, nur mit mir selbst beschäftigt, als Teil meines Lebens, nicht mit andern beschäftigt und auf fremde Zwecke gerichtet wie alle anderen Bücher." (Michel de Montaigne, "Essais", Manesse Verlag, S. 541)

Ich bevorzuge die Provinz. Sie setzt die Nichtigkeit des Lebens nicht gar so krass ins Auge wie die Metropole. Was könnte ich auch der Natur an schönem Schein zum Vorwurf machen?

Ist nicht Zeit zu aller Zeit eine verdorbene? Wenn ja, geht es darum, außerhalb ihrer selbst zu sein, vor ihr, nach ihr, zeitlos.

Inwieweit ich jemandem Glauben schenken kann, ist eine müßige Frage. So gut wie immer leiste ich Vertrauensvorschub. Er bemisst sich in Folge daran, wie sehr er sich erfüllt. In Glaubensangelegenheiten geht man sowieso immer in Vorleistung.

Ich habe selten bis nie mehr zu sagen, als ich zu sagen habe.

Das Vergrößerungsglas auf dem Schreibtisch als aufforderndes Symbol mehr zu erfassen, anderes zumal, als unter normalen sinnlichen Gegebenheiten möglich ist. Tief blicken heißt tiefer blicken.

Unter dem Blickwinkel der Freundschaft (zumal der engen, unverbrüchlichen) sieht so manches anders aus als aus der Distanz kalter Anonymität. Einerseits ein (mildernder) Vorteil, andererseits ein (beschwerendes) Hindernis.

Wer, bitte schön, beschwört einen Krieg herauf, wenn er angegriffen wird und sich verteidigt (und zwar um Leib und Leben)?

Hingabe ist das eine, Eigenständigkeit das andere, und dazwischen eine ganze (entscheidende) Menge.

Wie viele Gründe muss ich anführen, um das zu rechtfertigen, was ich nicht tue, aber eigentlich tun sollte.

Ist es verwerflich, ein vergleichsweise bescheidenes Leben in Saus und Braus zu führen, von dem noch dazu kaum jemand Notiz nimmt?

Manchmal finde ich es interessant, womit andere ihr Dasein verbringen. Dann wieder ist mein Interesse gering. Was mir auffällt, und nicht zum ersten Mal, dass Menschen in Amt und Würden gern unfreiwilliger Selbstkarikatur erliegen. Leider hat das selten mit Humor zu tun, ist von daher für mich ohne Interesse. Ich finde, man sollte sich mehr lustig machen über die Verrücktheiten, die sogenannte übergeordnete Personen produzieren, statt devot den Rücken zu krümmen (natürlich eingedenk eigener verrückter Anteile).

Eine interessante Frage: wo beginnt der eigene Dogmatismus? Anders gesagt: wie viele unumstößliche Wahrheiten nenne ich mein Eigen?

Was würde ich im ein oder anderen Fall besser machen, sofern ich in der Position wäre, etwas besser machen zu können?

Tugendhaftes Leben ist ein Korsett, das gern andere für einen schnüren. Und manchmal schnürt man es auch selbst.

Wahrheit ist, was nach allem wenn und aber übrig bleibt, also herzlich wenig.

Zuweilen beschleicht mich der Gedanke, dass es im Zusammenhang mit Wahrheit auf das Abwägen, das Hin und Her der Überlegungen, mehr ankommt als auf Wahrheit selbst. Ist Wahrheit aber derart beweglich, wie kann auf sie gebaut werden?

Das Problem ist nicht allein die Methode, sondern die Frage, welcher Zielsetzung sie zu folgen hat.

Ich habe gesunde Bedürfnisse und ungesunde. Sie auseinanderzuhalten, fällt nicht immer leicht. Das liegt an ihrem irrlichternden Verhalten. Mal stellen sie sich im Nachhinein als gesund heraus, obwohl ich sie für ungesund gehalten hatte und umgekehrt als ungesund, trotz meiner Annahme, sie wären gesund.

Wahrheit im eigentlichen Sinn ist Bewahrheitung.