Als Langeweile mich zum ersten Mal befiel, hatte ich noch keinen Begriff von ihr. Ich konnte von ihr noch nicht sagen, sie länge die Zeit, ohne sie zu erfüllen.

Die Gegenwart ist gegenwärtig auch nicht zu beneiden. Einerseits ist sie einem enormen Innovationsdruck ausgesetzt, andererseits muss sie sich Traditionsverlust vorwerfen lassen. Eine Zukunft scheint sie gar nicht mehr zu haben.

Ich bin verwurzelt in blanken Erinnerungen, die ihrerseits und zu ihrer Zeit schon nichts Anderes als blanke Erinnerungen waren. Überlieferung aus erster Hand kenne ich nicht, und ich kann noch nicht einmal behaupten, dass ich irgendeine gern kennengelernt hätte oder kennenlernen möchte, was im Umkehrschluss heißt, dass ich Tradition nicht wirklich vermisse. Aber ich versuche immer wieder, wenn auch erfolglos, aus Versatzstücken der Vergangenheit so etwas wie eigene Traditionen zu zimmern (und widerspreche mir damit selbst). Das sind aber keine, ich kann mich ins Zeug legen, wie ich will. Es fehlt ihnen vor allem eins: gelebte Zeit.

Ob (ein) Gott den Menschen geschaffen hat oder die Evolution, ist aus Gründen des Initiums völlig unerheblich. Er, der Anfang, bleibt im Dunkel verborgen (und sollte es je gelingen, Licht in dieses Dunkel zu bringen, wird man von einem Anfang nicht sprechen können).

Familie ist Fluch und Segen in Einem, das Single-Dasein auch.

Die Annahme, eine Gesellschaft könnte ohne familiären Bezug existieren, scheint mit etwas weltfremd zu sein, die Forderung, Politik (als vermittelnde Gestalterin gesellschaftlicher Verhältnisse) dürfe keinen familiären Charakter annehmen, sehr realitätsnah.

Für einen kurzen Moment ein zart-rötlicher Schimmer im Nebelgrau des spätherbstlichen Morgens. Als ob ganz fern ein Feuer glimmte und einen letzten (oder ersten?) Schein verbreitete.