Wir sind in erster Linie vernunftorientierte Wesen. Das Zufällige ist uns eher fremd (im tragischen Fall sogar unheimlich), geschweige denn, dass wir natürlich, wie selbstverständlich mit ihm umgehen können. Und, wer wüsste schon wie? - Kunstschaffende vielleicht. Aber die reden nicht gern darüber. Also bleibt uns nur der Kopf, um das Unberechenbare des Zufalls (mit dem umzugehen ungewohnt bis schwierig ist) zumindest scheinbar berechenbar zu machen.

Im Gegensatz zu mir bin ich im Großen und Ganzen mit mir einverstanden.

Den Satz von der Dauer beherzigen (wer hat ihn geschrieben, bzw. gedacht, und handelt es sich dabei überhaupt um einen Satz?). Sich gerade nicht ärgerlich und ungeduldig sagen: ”Mensch, dauert das wieder lang!” Sich freuen, dass (noch) Zeit ist und Zeit sein kann, scheinbar unbegrenzt, für dies und das und anderes. Sich selbst andauernd auf Dauer berufen (das könnte der Satz sein).

Eine gemeinsame Welt gibt es (heute?) nicht (mehr). Es gibt ”nur” eine Welt, in der wir uns (als Menschen) versammelt finden, und die wir uns unaufhörlich und eher nebenbei durch eine Art ästhetischen Abgleichs, also mittels unserer fünf oder mehr Sinne, zu einer (gemeinsamen) machen.

Ungemein spielversessen und trotzdem lebenstauglich zugleich. So könnte es im Persönlichkeitsprofil des ”Magister Ludi” stehen.

Fast täglich rede ich mir ein: ”Du bist jetzt Pensionär, Du hast keine beruflichen Verpflichtungen (mehr). Kein Tagessoll, keine Zielvorgabe.” Schön und gut, antworte ich mir, aber warum merke ich nichts davon? ”Weil Du so gut wie nie berufstätig warst in Deinem Leben und außerdem nicht still sitzen bleiben kannst.”

Angenommen, wir sind höhererseits nicht genau so gedacht, wie wir sind. Angenommen, es gäbe dieses höhererseits gar nicht. Dann stünde einer intensiven Selbstbearbeitung nichts mehr im Weg. Endlich könnten wir uns rückhaltlos (in manchem Fall auch rücksichtslos) anders machen, als wir sind. Keine übergeordnete Einflussnahme (nennen wir sie Gott) mehr. Statt dessen schier unbegrenzte, persönliche Freiheit. Davon träumen wir doch schon lang. Was aber, wenn gerade diese Freiheit sich eines fernen (oder nahen?) Tags als ein (gesellschaftsverbindlicher) Zwang zu Besserung und schonungsloser Selbstoptimierung entpuppt.