Oct 2023

Sowohl die Mutter wie die Schwester der Mutter waren ihr Leben lang berufstätig. Das war anfangs, zu ihrer Zeit, alles andere als selbstverständlich, wenn auch nachkriegsbedingt keine Seltenheit. Dazu kam, dass sie ohne Mann lebten (von den beiden Söhnen abgesehen), die Schwester ledig, die Mutter geschieden. Die Mutter war also nicht nur voll erwerbstätig, sondern auch noch alleinerziehend. Erst als Beide in den Ruhestand wechselten, wurden ihre Berufsbiografien zu einem allgemein gesellschaftlichen Thema, und noch viel später erst zu einer (scheinbaren?) Selbstverständlichkeit. Obwohl weder die eine, noch die andere irgendwelchen feministischen Ansichten anhingen (sie hätten gar nicht gewusst, worum es da ging), führten sie als Frauen ein selbstbestimmtes Leben (wenn auch vielleicht aus Mangel an Alternativen und sicher nicht immer glücklich). Männer, sieht man von den beiden Söhnen ab, kamen in ihren Leben kaum bis gar nicht vor, wenn überhaupt, dann als Negativposten.

Grundlage demokratischen Zusammenseins: Jede/r lebe nach ihrer/seiner Facon und merke darauf, dass auch die anderen nach ihrer Facon leben können.

Gäbe es keine Ignoranz, worüber könnte man sich dann lustig machen (gar aufregen).

Manch aufgeklärte Menschen sind, gerade weil sie so aufgeklärt sind, kaum zu ertragen.

Vielleicht will man zu viel vom Leben, vielleicht überfordert man sich und das Leben auch. Aber wer könnte einen korrigieren, außer man selbst.

Mit solidem Handwerk hat seine Arbeit - will man überhaupt von Arbeit sprechen - nichts zu tun.

Was habe ich mich über meine Mutter lustig gemacht, als sie mit über Fünfzig noch den Führerschein machen und sich ein Auto zulegen wollte, obwohl sie mitten in der Stadt lebte und auf ein Auto gar nicht angewiesen war. Sie benötigte dann runde fünfzig Fahrstunden und bestand die Fahrprüfung erst im dritten Anlauf. Aber sie schaffte es, trotz meines Spotts. Und auch das Auto kaufte sie, obwohl sie es kaum finanzieren konnte. Ich kann nicht sagen, dass ich gern mit ihr im Auto unterwegs war. Ihr Fahrstil war mir zu abenteuerlich. Doch später, als ich selbst den Führerschein hatte, lieh sie mir manchmal ihr Auto. Zwar war ich ein sicherer Fahrer, aber mehr als sie verstand ich vom Auto auch nicht.

Die Sorge, die mich in Gesprächen manchmal beschleicht, dass ich mich wiederholen könnte. Auch jetzt, da ich dies schreibe, denke ich: das hast du doch bestimmt schon einmal so ähnlich formuliert.

Er geht jeden Tag außer Haus, aber nur online.

Kunst und Innovation, wie überall anders auch, und nicht nur zum Vorteil.

Nicht ihm oder anderen zum Gefallen gelingt das Bild, sondern um seiner selbst willen. Es findet sich selbst im Ausdruck seiner selbst. So lebe auch der Mensch!

Die Wohltat eines entspannenden Untersatzes besteht auch darin, es dem Denken soweit als möglich bequem zu machen. Glücklicher Weise steht ihm ein Sessel zur Verfügung, der in diesem Sinne hilfreicher nicht sein könnte.

”One apple a day …”, Apostel der Gesundheit und Symbol der Liebe zugleich, ach ja, und des Sündenfalls auch noch.

Gegner nimmt man ernst, Feinde bekämpft man, bei Freunden kommt man zur Ruhe.

Verstiegenheit als Resultat fehlenden Selbstverständnisses.

Das Paradies ist eine Falle, in die nur der Mensch tappen kann. Es existiert nach wie vor, mit Tieren, Pflanzen und allem drum herum, nur der Mensch stört.

Die Ukraine ist angegriffen worden (vor kurzem Israel) und verteidigt sich mit Recht. Dafür benötigt sie Unterstützung, militärisch wie zivil (humanitär). Was ist daran falsch, bzw. zu relativieren?

Kunst beschäftigt sich (man könnte fast sagen naturgemäß) zuallererst und vor allem mit sich selbst. Alles andere, Politik, Gesellschaft, etc. ist zeitgeschichtlicher Teil von ihr, ihr also nicht fremd, aber letztendlich doch nicht ganz zugehörig.

Manchmal denkt er sich, dass er froh sein kann, seinen Vater kaum gekannt (erlebt) zu haben. Das Nichtvorhandensein des Vaters bedeutete für ihn nicht unbedingt einen Verlust. Es war im Sinne der eigenen Entwicklung vermutlich eher von Vorteil. Allerdings, ab und an wäre ein Vater ganz gut gewesen.

Zu wem haben Kinder einen Bezug? Zu denjenigen, die ihnen verständnisvolle Aufmerksamkeit entgegenbringen. Das müssen nicht immer die Eltern sein.

Ein Supermarkt ist weder ein Markt noch super.

Im Traum stand ich in einem Einkaufszentrum und beobachtete, wie die eng auf eng gestapelten Waren erbost aus den Regalen kletterten und sich davonstahlen. Als alle Regale leer waren, erschrak ich über die Hässlichkeit des Raums.

Welcher Mensch käme schon ohne Aufmerksamkeit aus? Manche Zeitgenossen allerdings machen es einem wirklich schwer, Aufmerksamkeit zu schenken.

Wenn ich mir in Kindheitstagen über irgendetwas den Kopf zerbrach, sagte man mir gern folgendes: ”Denke nie gedacht zu haben, denn das Denken der Gedanken, ist gedankenloses Denken”. Dieses ’Koan’ entlarvender Ignoranz ist mir bis heute ein Rätsel geblieben (was Koan’s so an sich haben). Aber ich spürte damals bereits die darin enthaltene Verachtung geistigen Lebens.

Nationalismus bringt nichts von Wert hervor, vermag aber viel Wertvolles (unwiderruflich) zu zerstören.

In der Jugend ist man noch davon überzeugt, die eigenen Schwächen (sofern man sie überhaupt wahrnimmt) ändern zu können.

Ich sehe bei mir keinen Grund für Dur.

Kultur ist anstrengend. Ist das die Ursache, weshalb manche (viele?) Menschen kulturlos leben?

Kultur kann man sich nicht leisten, man muss sie leisten.

Ich kenne den Prozess, die anderen (nur) das Überbleibsel. Das hat Vor- und Nachteile. Ich weiß, was ich getan habe und was (leider) nicht.

Ich kann vieles verstehen, aber darf ich es darum billigen? Wohin führt Verständnis, wohin führt Billigung, und was verlangen diese Einstellungen jeweils von mir?

Rationalisiert man den Menschen weg (nimmt man ihm also die Erwerbstätigkeit und damit die Möglichkeit des Erwerbs), kann man ihm auch nichts mehr verkaufen.

Fragen sie sich zwischendurch, was sie mit all ihren Erwerbungen so anfangen.

Wenn Glück das bloße Gegenteil von Unglück wäre, würde dies bedeuten, dass Glück durch Unglück definiert würde (das heißt, die bloße Abwesenheit von Unglück wäre Glück). Im Umkehrschluss wäre dann fehlendes Glück Unglück. Muss man (zumindest ansatzweise) unglücklich sein, um Glück empfinden zu können?

Am wohlsten fühle ich mich im Reich der Ungeschiedenheiten.

Die Feinheit (Tiefe, Vielschichtigkeit, Vieldeutigkeit) von Sprache, wenn ’jemand gehen lassen’ nicht das Gleiche ist, wie ’sich gehen lassen’.

Übrigens sollten sie öfter mal probieren, sich gehen zu lassen, dann aber bitte in der Bedeutung von ’jemand gehen lassen’.

Aber: Wer sich anhaltend gehen lässt, ist eine Zumutung. Er stört den ganzen Betrieb(sablauf).

Auch können (dürfen) sich Menschen, die von Berufs wegen etwas für andere tun, nicht oder nur ausnahmsweise gehen lassen (z.B. im Karneval, etc.).

Jeder Ausschweifung folgt die Ernüchterung. Man begegne ihr mit ausschweifender Gelassenheit.

Ich denke um mich herum und manchmal über mich hinweg. Das muss zu nichts Besonderem führen, macht mir aber Spaß. Auch Denken darf Spaß machen.

Wer sich ausschließlich mit dem Möglichen beschäftigt, verliert das Unmögliche aus den Augen. Der Blick auf das Unmögliche aber schafft erst das Mögliche.

RSK. Das muss gesagt werden, damit kein falscher Eindruck entsteht. Er hat sich freiwillig an diesen Ort begeben. Niemand hat ihn dazu gedrängt, gar gezwungen. Früher hätte man vielleicht gesagt, er mache eine Kur. Heute spricht man von Auszeit, einem Sabbatical oder, etwas nüchtern, von unbezahltem Urlaub. Eigenartig ist allerdings, dass er seine Wohnung aufgegeben hat. Gemeldet ist er nirgends mehr. Auch die Anstalt, in der er sich momentan aufhält, findet sich in keinem einschlägigen Adressverzeichnis.

Kunst: Abbildungszwang contra Bildabsicht.

Man kann dieselben Schulden nicht zwei Mal machen.

Die künstlerische Tat denkt nicht darüber nach, ob sie richtig ist oder falsch. Sie realisiert sich.

Ich arbeite schon länger am Spätwerk (vermutlich von Anbeginn). Eigentlich habe ich mit einem Spätwerk nichts am Hut, aber es stellt sich trotzdem ein (da kann ich machen. was ich will). Es muss sich beim Spätwerk um etwas handeln, das man sich partout nicht vornehmen kann.

Alleinunterhalter, das passt. Ich rede grundsätzlich nur mit mir. Da weiß ich wenigstens, dass ich verstanden werde (und selbst das klappt nicht immer).

RSK. Es scheint ernst zu sein. Man macht ein bedenkliches Gesicht, wenn man sich mit ihm beschäftigt. Er ist ein Fall von besonderem Interesse, dem man viel Aufmerksamkeit schenkt. Das ist ihm nicht recht, dieser ganze diagnostische Rummel. Wie soll er da denn schreiben können?

Die Welt, in der ich lebe, wäre die beste aller Welten (wobei ich keine andere, möglicherweise bessere kenne), wenn da nicht die Verrückten wären, die - warum auch immer - Randale machen und den Rest der Welt schier um den Verstand bringen.

Das Schöpferische ist immer schwierig, die Schöpfung sowieso, und den Schöpfer lernt man besser nicht kennen.

Gestern war ich nur vorbereitend tätig. Heute komme ich um Fakten nicht herum.

Wo (und wann) wäre man nicht in der Provinz?

Was mir am besten gelingt, ich muss es gestehen, ist Nichtstun. In meiner Kindheit wurde ich dafür gerügt. Meine Umgebung ertrug es nicht, wenn ich nichts tat. Den Lehrern gefiel das auch nicht. Heute weiß ich Nichtstun sehr zu schätzen. Eine möglicherweise lebensrettende Eigenschaft. Es ist auch kostengünstig. Man spart eine Menge, wenn man nichts tut. Darum ist es umso verwunderlicher, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben nichts zu tun. Es ist gerade so, als ob sie sich davor fürchteten. Panikartig stürzen sie sich in eigentlich überflüssige Aktivitäten (paradoxerweise manchmal sogar unter dem Vorwand der Gesundheit), die ihnen oftmals viel Mühe bereiten, ihnen also gar nicht bekömmlich sein können.

Schade, wenn man die Einzigartigkeit des (jedes) Menschen relativiert, und übertrieben, betont man sie allzu sehr.

Auch scheint sich die Nahrungsaufnahme generell ins Öffentliche zu verlagern.

Was im Zusammenhang mit der Suche nach einer Wohnung in die ein oder andere Richtung ausschlaggebend werden kann: vor allem das Einkommen, dann die Herkunft, auch Alter und Personenstand, Haustiere, Instrumente, Zigaretten, und letztendlich immer Sympathie/Antipathie.

Mir fallen in der Öffentlichkeit immer häufiger Menschen mit Trinkflaschen (so Dinger, die oben einen Nippel zum Saugen haben) auf. Ich habe den Eindruck, in einem Land zu leben, in dem Verdursten eine ernstzunehmende Gefahr darstellt (und Stillen scheinbar eine Seltenheit geworden ist?).

Hätte ich eine Wohnimmobilie zu vermieten, ich würde statt einem Makler einen Menschenkenner beauftragen.

Manche Ziele sucht man sich nicht selbst aus. Sie treten einem in den Weg und man fragt sich, warum man sie bislang übersehen hat.

Auch heute wieder werden in den Zeitungen die Fußballergebnisse des Wochenendes veröffentlicht.

Andererseits: willst du ein Ziel unbedingt erreichen, vergiss’ es.

Die Grenzen meines Daseins liegen nicht irgendwo, sondern dort, wo ich es wahrnehme.

RSK. Nach dem Frühstück, das er auch auf dem Zimmer zu sich nehmen könnte, setzt er sich an den Schreibtisch. Man hat ihm gesagt, er müsse keine Hausarbeiten verrichten (wie die Mehrzahl der Anstaltsinsassen), säße er am Schreibtisch und schriebe. Man würde ihn sozusagen zum Schreiben freistellen. Was er schriebe, wäre egal, Hauptsache er würde schreiben. Nun sitzt er also dort, mit Papier und Stift, aber ihm fällt nichts ein.

Auch ich bin Insasse. Ich habe es nur noch nicht bemerkt. Jetzt, nachdem ich es bemerkt habe, kann ich mir nicht mehr vorstellen, je etwas anderes gewesen zu sein. Einmal Insasse, immer Insasse.

Abendveranstaltung. Soiree wäre zu viel gesagt. Eingangs herzliches Händeschütteln. Man wünscht alles Gute (natürlich von Herzen). Allseitiges Grüßen und Gegrüßtwerden. Mehrheitlich kennt man sich. Im Vorübergehen bekommt man Wein angeboten, roten und weißen, in üppigen, aber spärlich gefüllten Gläsern. Der Wein schmeckt nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Viel Gerede, Gedränge und Geschiebe. Vielleicht hat man nicht mit so vielen Gästen gerechnet. An Attraktionen sind aufgeboten ein kulinarische Miniportionen servierender Caterer (man erkennt sofort, dass sich die Gäste nicht satt essen sollen), eine Spirituosenverkostung, ob mit oder ohne Verkauf, lässt sich nicht ausmachen, und ein Saxophonist, der mittels Playback professionell den unauffälligen, musikalischen Hintergrund kreiert. Man kann den Menschen ansehen, wie froh sie sind, einander zu kennen und miteinander reden zu können. Nichts Unangenehmeres als bei einer solchen Veranstaltung kontaktlos zu bleiben. Als Einzelner unbeteiligt herumzustehen und damit zu signalisieren, dass man niemand kennt und von niemand gekannt wird, ist hier fehl am Platz.

Welche Anteile von dir bringst du berechtigter wie unberechtigter Weise nicht zur Entfaltung und warum?

Veränderungstendenzen sind Lebensaspekte, die in die richtige wie falsche Richtung weisen können. Sie sind nicht per se falsch oder richtig, nur weil sie mit Veränderung einhergehen.

Der Zweifel ist eigentlich ein gesundes Entscheidungskorrektiv, an dem man durchaus zweifeln (und manchmal auch verzweifeln) kann.

RSK. Auch diese Anstalt - wie so viele andere - besitzt eine Anstaltsordnung. Sie hängt in jedem Zimmer aus. Man sollte sie möglichst nicht übertreten, da sonst Sanktionen drohen (man spricht hier nicht von Strafe). Kein Dessert und/oder Kuchen zum Beispiel, Ausgangssperre, Kürzung oder Streichung der Zigarettenration (man hat Anspruch auf mindestens und höchstens drei Zigaretten am Tag, egal, ob man sie raucht oder nicht; die Ration ist nicht übertragbar). Bei schweren Verstößen kann man rausfliegen. Ratsam ist das nicht. Man hätte draußen kaum Überlebenschancen. Umsonst ist man ja nicht in der Anstalt gelandet. Hätte man es geschafft, draußen, wäre man jetzt nicht hier.

Ich will mich noch immer beeindrucken (vermutlich auch andere).

Wenn man ist, wie man ist, und vor allem, wenn man bleibt, wie man ist, wird man immer einen Teil seiner Umgebung enttäuschen. Vermutlich kann man auf diesen Teil verzichten.

Ich habe es geschafft weitgehend unerkannt zu bleiben. Da kann ich mich jetzt nicht beschweren, dass mich niemand kennt.

RSK. Er hat den Schreibtisch untersucht. In den Fächern links und rechts ein paar leere Aktenordner, Klebeband und Packpapier. Das Schubfach in der Mitte unter der Schreibtischplatte enthält einen Stapel Briefbogen und einen Füllfederhalter. Auch ein Tintenglas. Was ihm bislang nicht aufgefallen ist: die Schreibunterlage und der Bürostuhl (hat er das übersehen oder sind diese Gegenstände erst nachträglich dazugekommen?).

Man hat auch früher schon viel Zeit verbracht.

Eigentlich reichen mir 24 Stunden nicht. Um alles, was ich so tun will, in Ruhe tun zu können, könnte mein Tag ruhig ein paar Stunden mehr vertragen.

Kunsträume sind Freiräume, unbedingt.

Das Drumming Billy Cobham’s gleicht einer takt-rhythmischen Präzisionsmaschinerie.

Mit nichts ist die Güte eines Kunstwerks so gut zu bemessen wie mit seiner Güte.

Vermutlich ist uns mit Jenseitsanschauungen mehr gedient als mit Lebensanschauungen. Vermutlich taugen nur jene Lebensanschauungen etwas, die auch im Jenseits von Bestand sind. Aber wie will man das beurteilen? Ich mag die Vorstellung, Diesseits und Jenseits würden sich nicht unterscheiden.

Ich sehe keinen Sinn darin, mich zu optimieren. Noch weniger Sinn aber sehe ich darin, mich zu vernachlässigen.

RSK. Das Anstaltsgelände zu verlassen, ist ihm nicht erlaubt, vermutlich auch unmöglich. Aber er darf sich innerhalb überall frei bewegen. Das stattliche, altertümliche Anstaltsgebäude mit etlichen Anbauten neueren Datums liegt etwas erhaben mitten in einem ausgedehnten, parkähnlichen Garten. Rasenflächen wechseln ab mit sorgsam angelegten Blumenrabatten. Hin und wieder ein stolzer Baum, jeder ein Unikat. Das Gelände ist vollkommen von einer hohen Mauer umfasst, unterbrochen nur von einem breiten Eingangsbereich mit Pförtnerloge.

Das herabgefallene Laub, das sich konzentrisch um einen Baum ansammelt. Hinterlassenschaft einer zum Ende sich neigenden Vegetationsperiode.

Ein Garten ist etwas Künstliches. Die Kunst ist, den Garten (als etwas Künstliches) so erscheinen zu lassen, als handelte es sich um Natur.

RSK. Seine Unterbringung ist nicht so hässlich, wie er anfänglich meinte. Man hat ihm ein Einzelzimmer zugewiesen, ob mit Absicht oder eher zufällig, kann er nicht sagen. Das Zimmer ist für Anstaltsverhältnisse groß bemessen. Bett, Schrank, Nasszelle. Das Übliche. Aber - und das erscheint dann doch als Besonderheit- es steht ein ausladender, altertümlicher Schreibtisch darin. Auch ein Balkon mit Liegestuhl fehlt nicht, nach Süden ausgerichtet, mit Blick auf eine imposante Bergsilhouette. Über dem Bett eine Kunstreproduktion. ”Die Schule von Athen”. Raffael. Eines seiner Lieblingsbilder. Auf Zimmerpflanzen hat man verzichtet. Ob man wusste, dass er keine mag?

Es gibt Leser, für die Lesen ein Grundbedürfnis ist. Was sie lesen, ist erst in zweiter Linie von Bedeutung.

Auch geistige Fähigkeit will trainiert sein, klares Denken zumal.

Ein unumstößlicher Satz: Kinder (und Erwachsene auch) brauchen Liebe. Aber was ist schon Liebe? Nennen wir es Aufmerksamkeit und Verständnis.

Geh weniger von Wunsch- und mehr von Realitätsvorstellungen aus, auch wenn die Ersteren stärker, weil anziehender sind.

Menschen, die sich aufblasen wie Luftballons. Eine winzige Spitze und die Luft ist raus.

Zeit spielt keine Rolle, solang du etwas zu tun hast. Handelt es sich dabei um etwas Erfüllendes, umso besser.

Ich beschließe, nicht mehr nach Uhrzeit aufzustehen. Wenn ich ausgeschlafen habe, verlasse ich das Bett. Warum soll ich liegen bleiben, wenn ich wach bin?

Man braucht zum Flanieren des Flanierens würdige Orte. Die gibt es aber kaum mehr. Aus ehemals Flaniermeilen sind Fanmeilen geworden.

RSK. Er hat herausgefunden, dass sein Zimmer etwas abseits liegt, in einem Seitentrakt (für die hoffnungslosen Fälle?), der scheinbar nur spärlich belegt ist. Jedenfalls hört er kaum Schritte oder Türschlagen. Dafür Essengerüche. Die Küche kann also nicht weit weg sein.

Altern ist ein Verlustgeschehen, dem man sich zwar entschieden, aber letztendlich vergeblich entgegenstellt. Auch die sogenannte geistige Reife des Alters mündet irgendwann in Senilität.

Gehen kann ein großer Schritt sein, Bleiben auch.

Er befand sich von Anbeginn und fortlaufend im Exil, obwohl er nie fremden Boden betreten hatte.

Auch zog er nur ein einziges Mal um in seinem Leben, am Ende, ins Souterrain.

Leider, es wäre ja auch zu schön, hat Vielschichtigkeit in der Kunst nicht immer etwas mit besonderer Qualität zu tun. Ich kann mir aber keine besondere Qualität in der Kunst vorstellen, die nichts mit Vielschichtigkeit zu tun hat.

Das Wort Ruhestand (klingt gefährlich nach Handstand?) ist aber sowas von verlogen! Als ob man im Stehen ruhen könnte.

Ist es übertrieben zu behaupten, der gesellschaftliche Diskurs bewege sich vor allem im Rahmen des Smalltalk?

Man hat ihn nun doch eingeliefert. Zu seinem eigenen Schutz, wie es heißt. Er wäre für andere (und auch für sich selbst) unzumutbar geworden. Er selbst sieht das nicht so. Aber das interessiert niemand. Er weiß, dass er hier nicht mehr rauskommt. Stichwort: lebenslänglich.

Irgendwie habe ich eine Abneigung, Biografie als etwas rein Menschliches aufzufassen (obwohl es immer um den Mensch geht). Das liegt vor allem an den Zufällen des Lebens. Die können so oder so sein, wie auch immer. Aber sie machen eine Biografie erst interessant, vielleicht auch spannend. Das Unvorhergesehene also, das Unmenschliche (das einem durchaus das Fürchten lehren kann).

Ich bin in meinem Leben auf Kurs, aber ich weiß nicht wohin.

Zum Glück machen viele Menschen etwas aus sich. Was wäre das Leben sonst für eine trostlose Veranstaltung.

Eigentlich könnte man zufrieden sein. Aber man ist es nicht. Man lebt in der mehr oder weniger uneingestandenen und nicht hinterfragten Erwartung, dass es immer noch etwas geben könnte - etwas
Besseres zumal -, um zufrieden zu sein oder so zufrieden zu sein, wie es sich gehört. Man ist Zufriedenheitsentwickler, erfolgreich und ein wenig schamlos.

Nicht, dass ich ständig nach neuen Themen suchen würde. Aber ab und an, mit schöner Regelmäßigkeit, fällt mir eins zu. Dann beschäftige ich mich eine Weile mit ihm und es mit mir. Möglicherweise ergibt sich ein neues oder verwandtes Thema, usw. Methodisch eher ein Zufälligkeitsgeschehen, aber mit zuweilen sehr interessanten Entdeckungen.

Die kleinen Nebenjobs, mit Hilfe derer man sich mal eben so über Wasser hält.

Die ethisch-ästhetisch-moralische Seite des (menschlichen) Daseins (gibt es überhaupt eine andere?) findet zu wenig Berücksichtigung, gemessen an der Tatsache, dass sie unbezahlbar ist.

Jede Entscheidung ist zweifelhaft, weil sie den Zweifel immer schon in sich trägt. Man entscheidet sich, und das ist Wesen der Entscheidung, indem man sich über den/die Zweifel hinwegsetzt.

Der Bewertungswahnsinn im Internet, der einem Vertrauen und Seriosität bescheinigen soll (und tatsächlich mitunter bescheinigt).

Da religiöser Fundamentalismus (eigentlich konfessioneller, da es einen religiösen nicht geben kann) sich nicht vorzustellen vermag, dass man ohne Gott gedeihlich lebt, bekämpft er (und hasst auch zuweilen) alle, die ohne Gott gedeihlich leben.

Die Zeit, da die Vernunft noch frisch war, haben wir hinter uns. Jetzt müsste es um die Frische umfassender ”akausaler” Erkenntnis gehen, was auch eine Frage der Ästhetik ist.

Humor kann kränken, vor allem solche, die keinen haben.

Wie man es dreht und wendet, der Mensch bleibt sein Leben lang ein Fürsorgezögling, wobei er viel unternimmt, um diese Erkenntnis zu verdrängen.

Am gewagtesten sind Entscheidungen, die das Leben betreffen, also auch den Tod.

Man schätzt sich glücklich, Menschen zu begegnen, die in der Lage sind, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Vielleicht gibt es mehr davon als angenommen, aber man trifft sie selten.

Die Männer, die sich (während sie auf den Zug warten), ohne das klar und deutlich zum Ausdruck zu bringen, ihrer Position versichern. Jeder von ihnen ist augenblicklich mit etwas ganz und gar Bedeutendem beschäftigt, mit einem Projekt außerordentlicher Wichtigkeit.

Auch ich schaue mehr weg als hin. Würde ich mehr hinschauen, hätte (müsste) das unmittelbar Konsequenzen (haben).

Unglaublich, wohinein man sich im Leben verzetteln und welche Schwierigkeiten man anderen dadurch bereiten kann.

Obwohl ich das Finanzgebaren im Profifußball nicht gutheiße, schaue ich gern ab und an ein Fußballspiel, ohne an die astronomischen Geldsummen zu denken, die im Fußballgeschäft hin - und hergeschoben werden. Ich kann durchaus unangenehme Erkenntnisse um der Unterhaltung willen ausblenden (zumindest zeitweise). Konsequenterweise müsste ich sagen: Fußball, bei den Zuständen, das kommt gar nicht in Frage. Was noch alles nicht in Frage kommen darf in meinem Leben, will ich lieber nicht wissen.

Aus der Bahn geworfen hat ihn nie etwas, aber er war mehrfach nah dran, aus der Bahn geworfen zu werden.

Vermutlich gehöre ich zu den Menschen, die man nicht unbedingt kennen muss, aber zu schätzen weiß, wenn man sie näher kennt.

Er war noch nie ein Freund der hybriden Sensation.

Eine Stadt zu durchstreifen, mich durch ihre Straßen treiben zu lassen, vermag mir ein besonderes Lebensgefühl zu vermitteln, das ich von zu Hause nicht kenne. Zuweilen aber empfinde ich nur Anstrengung und Überdruss.